Der Weg zur Freiheit in Fotos

Foto: Martina Schneibergová
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Von der Palach-Woche im Januar bis zum Fall des kommunistischen Regimes. Derzeit befasst sich eine Ausstellung mit den wichtigsten Ereignissen des Wendejahres 1989 vor dem Stadtmuseum in Prag.

Foto: Martina Schneibergová

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Die Schau trägt den Titel „Prag 1989 – der Weg zur Freiheit“. Zwar steht das Schicksalsjahr 1989 im Fokus der Bilderreihe, es wird aber auch insgesamt an die Entwicklung in der Tschechoslowakei Ende der 1980er erinnert. So dokumentieren die Fotos beispielsweise die sogenannte Palach-Woche im Januar 1989. Genau 20 Jahre nach der Selbstverbrennung von Jan Palach sind mehrere Tausend Menschen auf dem Prager Wenzelsplatz zusammengetroffen, um an den Studenten zu erinnern und gegen die Verfolgung von Regimegegnern zu protestieren. Die Demonstrationen wurden damals mit Gewalt unterdrückt. Aber auch die Tätigkeit der Opposition wird bei der Ausstellung gezeigt, ebenso wie die öffentlichen Proteste, die Ende der 1980er Jahre in der Tschechoslowakei immer stärker geworden sind. Als Kuratorin hat Renáta Kalašová an den großformatigen Schautafeln mitgearbeitet:

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„Einer der ersten öffentlichen Proteste spielte sich schon 1987 ab. Darüber weiß die Öffentlichkeit nicht so viel wie über die anderen Demonstrationen. Die Charta 77 hat am 10. Dezember 1987 auf dem Altstädter Ring eine Versammlung zum Tag der Menschenrechte organisiert. Anfangs waren die Proteste nur eine Angelegenheit eines engen Kreises von Dissidenten. 1989 haben sich aber schon viele Menschen aus der sogenannten ,Grauen Zone‘ den Protestkundgebungen angeschlossen.“

Die „Graue Zone“ bezeichnet die Menschen, die sich lange schweigend mit dem Regime abgefunden haben. Gegen Ende der kommunistischen Herrschaft haben aber auch sie ihre Stimme erhoben. Dies zeigte sich der Historikerin zufolge, als die Petition mit dem Titel „Einige Sätze“ unter den Bürgern des Landes verbreitet wurde. Der Text wurde von Václav Havel, Alexandr Vondra und Stanislav Devátý verfasst. Veröffentlicht wurde er Ende Juni in der Untergrund-Zeitung Lidové noviny und vom Sender Voice of America und von der BBC. Bis Herbst 1989 haben rund 40.000 Menschen die Petition unterzeichnet. Bei der Fotoausstellung bekommen auch diejenigen DDR-Bürger viel Raum, die damals über die Prager Botschaft der Bundesrepublik in den Westen geflüchtet sind. Außerdem ist die Heiligsprechung von Agnes von Böhmen ein Thema.

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„Diese fand am 12. November 1989 statt, also nur fünf Tage vor dem Ausbruch der Samtenen Revolution. Es wurde damals einigen Tausend Pilgern aus der Tschechoslowakei erlaubt, nach Rom zur Heiligsprechung auszureisen. Das Ereignis hat sich auf die weitere Entwicklung ausgewirkt. Am 25. November wurde im Prager Veitsdom ein Festgottesdienst zu Ehren der heiligen Agnes zelebriert. Viele der Gläubigen sind vom Veitsdom zu der großen Demonstration gegangen, die auf der Letná-Anhöhe stattfand“,

erläutert die Kuratorin Renáta Kalašová. Es habe sich damals um die größte Demonstration gehandelt, die jemals in Prag stattgefunden hatte. Rund 850.000 Menschen haben sich auf der Ebene unweit der Prager Burg versammelt.

Die Ausstellung mit dem Titel „Prag 1989 – der Weg zur Freiheit“ ist bis 29. Dezmeber dieses Jahres vor dem Prager Stadtmuseum zu sehen.

„Gezeigt werden hier nicht nur Fotos, sondern auch verschiedene Flugblätter, die die Atmosphäre der Novembertage vermitteln. Abschließend wird die Wahl des Staatspräsidenten am 29. Dezember 1989 beschrieben. Dabei wurde Václav Havel von den Abgeordneten der damaligen Föderalversammlung zum tschechoslowakischen Staatsoberhaupt gewählt.“