Vor 25 Jahren, da war alles besser!

Die Fernsehnachrichten vor 30 Jahren
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Die Fernsehnachrichten vor 25 Jahren - der Kommunismus befand sich zwar schon im Herbst, beschwor aber dennoch den Einzug des Frühlings. Was es noch zu vermelden gab, das sagt Ihnen Christian Rühmkorf.

Die Fernsehnachrichten vor 25 Jahren, sie beginnen jeden Tag mit optimistischer musikalischer Untermalung. So auch am 29. März 1985. Der Nachrichtensprecher verkündet sodann, dass in Kopenhagen 100.000 Menschen gegen die Wirtschaftspolitik der bourgeoisen konservativen Regierung demonstrieren. Aus dem eigenen Land gibt dann Erfreulicheres zu berichten. Und zwar die Elektrifizierung der 450 Kilometer langen Bahnstrecke zwischen Břeclav und Přerov. Alles werde besser und man spare sogar noch 17 Millionen Liter Diesel im Jahr.

Noch schöner ist allerdings der letzte Beitrag der Nachrichtensendung:

„Gestern Nachmittag hat uns ein Dichter besucht, der Nationalkünstler Miroslav Florian. Den hatten wir nämlich gebeten, für die heutigen TV-Nachrichten ein Gedicht zu schreiben.“

Der Dichter von Alltags-Poesie wartete mit 800-prozentiger Plansollerfüllung auf:

Miroslav Florian  (Foto: ČTK)
„Miroslav Florian hat gleich acht Gedichte mitgebracht, damit wir die Wahl haben. Aber damit hat er die Redaktion vor die schwierige Aufgabe gestellt, von acht schönen Gedichten das Schönste auszusuchen. Am Ende haben wir uns für das Gedicht mit dem Titel „März“ entschieden.“

Zu Bildern des nur langsam einziehenden Frühlings rezitiert Kateřina Vinická:

„Winter, böser Winter, auf dass Du verschwindest,
Zieh Dich hinter den Bach Botič zurück,
Zieh Dich nach Norden zurück
Dein Flitter und Deine Alufolie gehören schon an den Nordpol,
Oder möchtest Du lieber auf den Wertstoffhof? Frühling, matter Frühling, so raff Dich auf,
Du bist die faulste aller Jahreszeiten,
Widerleg doch den Jahrhunderte alten Tratsch,
Fahr mit der Rolltreppe hinunter in die Metro,
Der Durchzug wird Dir den Kopf lüften,
Und dann komm aus Deiner Knospe.

Du Birke, die Du durch die Pfützen schreitest,
Möge Dein Duft auf der Erde verweilen.“

So viele schöne Worte in den Fernsehnachrichten vor 25 Jahren! „Kommunistische Propagandamassage“ sei das, sagte neulich Menschenrechts-Minister Kocáb und kritisierte deren Wiederholung? Dabei könnte doch auch der Minister wissen, was jede Babitschka weiß: Früher, da war eben wirklich alles besser!