Am Leitzins wird nicht gerüttelt

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Die Tschechische Nationalbank (ČNB) lässt die Zinssätze trotz der Corona-Krise unverändert. Der Leitzins verbleibt damit bei 0,25 Prozent. Der Gouverneur der Nationalbank Jiří Rusnok ist sich sicher: Interventionen würden der tschechischen Wirtschaft kaum weiterhelfen.

Jiří Rusnok  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

„Im Großen und Ganzen haben sich die Wirtschaftsprognosen bestätigt. Die BIP-Daten zeigen die negativen Folgen der Corona-Epidemie beziehungsweise den damit verbundenen Rückgang der Auslandsnachfrage und die Quarantäne-Maßnahmen der Regierung“, erklärte Jiří Rusnok am Mittwoch in Prag.

Am Leitzins von 0,25 Prozent will der Gouverneur der Tschechischen Nationalbank (ČNB) nach wie vor nicht rütteln. Darauf hatte sich der Bankrat der ČNB zuvor geeinigt – ohne Gegenstimme. Instrumente der Währungspolitik will die zentrale Notenbank momentan nicht einsetzen. Diskussionen über eine Devisenmarktintervention oder einen Rückkauf von Anleihen bezeichnete Rusnok als „hypothetisch“ und „theoretisch“.

„Auf dem Feld der Geld- oder Finanzstabilitätspolitik haben wir uns bereits abgearbeitet“, sagte Rusnok. Die Warenpreise sind seiner Ansicht nach stabil, weitere Interventionen der Nationalbank würden der tschechischen Wirtschaft kaum weiterhelfen. „Nichts hindert uns daran, Kredite an Unternehmen im Bankensystem zu vergeben. Unsere Ziele erreichen wir auch mit gewöhnlichen Mitteln“, ist der Ökonom und frühere Ministerpräsident überzeugt.

Jan Brázda | Foto: Archiv von Jan Brázda

Langfristig helfen die niedrigen Zinssätze der Nationalbank den Unternehmen, günstige Kredite von Geschäftsbanken zu erhalten, glaubt Jan Brázda von PwC Česká republika. Allerdings räumt er ein: „Das Problem für die Firmen sind in letzter Zeit weniger die Höhe der Kreditzinsen, sondern eher die Schwierigkeit, einen Kredit zu bekommen oder einen im erforderlichen Umfang.

Mit einer weiteren Zinssenkung ist erst zu rechnen, wenn sich zeigt, dass die hohen Ausgaben der Regierung nicht zu einer steigenden Inflation führen. Das glaubt zumindest Petr Barton, Analyst der Investmentgesellschaft Natland.

Für die Tschechische Nationalbank stellt die Haushaltspolitik der Regierung ein Risiko für die prognostizierte Inflationsrate dar. Diese sollte Ende des Jahres auf zwei Prozent zurückgehen. Weitere Unsicherheitsfaktoren sind der Kurs der Tschechischen Krone sowie die Entwicklung der Corona-Pandemie.