Kinder- und Hausärzte gesucht

Foto: Semevent/Pixabay, CC0
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Für Eltern wird es immer schwieriger, einen Arzt für ihre Kinder zu finden. Doch auch Erwachsene stießen bei der Suche nach einem Hausarzt auf Schwierigkeiten.

Quelle: VZP

Manche Gegenden Tschechiens sind vom Ärzte-Mangel besonders stark betroffen. Das bestätigen auch Daten der Allgemeinen Krankenkasse. Die Versicherungsanstalt hat dazu nun eine Übersichtskarte erarbeitet. Je mehr die jeweilige Region durch eine sattere Farbe gekennzeichnet ist, desto schwieriger ist dort die Lage. Dies trifft unter anderem auf die Region um Frýdlant im nördlichsten Zipfel Böhmens zu. Der Vorsitzende der dortigen Bezirksabteilung der Tschechischen Ärztekammer, Jan Mečl, beschreibt die Situation:

Jan Mečl,  foto: Krajská nemocnice Liberec

„Die medizinische Versorgung liegt an der Grenze des Zumutbaren. Wir sind vor allem über die zukünftige Entwicklung besorgt. Es droht, dass man innerhalb einiger Jahre hier keinen mehr Arzt findet. Denn in der Region arbeiten viele Ärzte, die schon über 70 sind.“

Auch die Gebiete um Kraslice und Sokolov im Karlsbader Kreis, die Umgebung um Tachov, aber ebenso Neratovice in Mittelböhmen und Moravské Budějovice im Kreis Vysočina sind rot markiert. Der stellvertretende Leiter der Allgemeinen Krankenkasse, David Šmehlík, erklärt das System:

„In dem Modell werden die Informationen der Ärzte dazu in Betracht gezogen, ob sie neue Patienten registrieren oder nicht. Mehr als die Hälfte der Ärzte nimmt immer noch Patienten auf.“

Die Patientenzahlen, die auf einen praktizierenden Hausarzt entfallen, sind in den Regionen um Most und Karlovy Vary am höchsten. Petr Šonka leitet den Verband der Hausärzte:

Petr Šonka,  foto: Jana Přinosilová,  Tschechischen Rundfunks

„Das dortige Netz an Ambulanzen erfüllt die vorgegebenen Kriterien für eine geographische und zeitliche Erreichbarkeit der Pflege. In der Realität hat der Patient aber Probleme, beim Arzt behandelt zu werden. Ein Arzt kann in der Regel bis zu 2000 Patienten versorgen. Im Kreis Karlsbad gibt es aber Ambulanzen mit 3000 und 4000 Patienten, das ist extrem. Wir müssen das Netz verdichten und junge Ärzte in die Regionen bringen.“

Eben dazu sollen laut David Šmehlík die neuen Karten der Krankenkasse beitragen:

„In dem Moment, wenn neue Ärzte kommen, richten wir ihren Fokus auf die Orte, wo sie am meisten gefragt sind. In den Verträgen, die wir mit ihnen abschließen, werden ihnen dann höhere Zahlungen für ihre Leistungen angeboten.“

Die Hausärzte begrüßen diesen Plan. Kinderärzte warnen allerdings vor allzu großen Hoffnungen. Nicht einmal diese Maßnahme könne die schwierige Lage lösen, sagen sie. Es gebe einfach zu wenige Kinderärzte, sagt ihre Verbandsleiterin Ilona Hulleová:

„Man kann Übersichtskarten ausarbeiten und sich Begünstigungen ausdenken, aber wenn es keine Fachkräfte gibt, kann auch das nicht helfen. Die Lage ist schlecht und ich denke, dass dies im kommenden Jahr auch die Eltern zu spüren bekommen.“

Foto: Filip Jandourek,  Tschechischen Rundfunks

Hulleová zufolge haben in den letzten drei Monaten zehn Kinderärzte ihre Ambulanzen zugemacht, weitere zehn planen dies zum Jahresende. Das Gesundheitsministerium hat ein neues System zur Förderung junger Ärzte im Februar dieses Jahres vorgestellt. Wenn man eine Region mit einer kritischen Lage wählt, bekommt derjenige eine höhere Subvention. Gesundheitsminister Adam Vojtěch:

„In den am schlimmsten betroffenen Regionen soll diese Förderung sehr motivierend sein. Bei Hausärzten soll sie bei einem Betrag von bis zu 66.000 Kronen (2500 Euro) monatlich liegen. Der Arzt muss sich im Gegenzug verpflichten, nach der ärztlichen Fachprüfung in der Region mindestens so lange zu bleiben, wie lange er diese Förderung bezogen hat.“

Laut der Kinderärztin Ilona Hulleová reicht dies aber nicht. Sie ruft zu Systemänderungen in der Ausbildung der Ärzte auf. Die Fachleute verlangen, dass die Kinder- und Jugendmedizin ein eigenständiges Studienfach ist:

„Darüber wird immer wieder gesprochen, es gelingt aber nicht, es durchzusetzen. Ich bin schon pessimistisch. Das Ausbildungsprogramm muss so geändert werden, dass die Absolventen möglichst schnell in die Ambulanzen kommen und ihre älteren Kollegen ablösen.“