Fast alles dreht sich um den Schmuck

Trio Ponk (Foto: Petr Dorůžka, Archiv des Tschechischen Rundfunks)
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München steht im März ganz im Zeichen von Handwerk, Schmuck und Design. Das Tschechische Zentrum bleibt da natürlich nicht außen vor. Außerdem gibt es viel Tschechisches bei der Langen Nacht der Musik. Was noch so alles im Tschechischen Zentrum München ansteht, weiß Interimschefin Anett Browarzik.

Schule für Angewandte Kunst in Jablones nad Nisou  (Foto: GoogleMaps)
Frau Browarzik, in München läuft derzeit eine Ausstellung mit einem ungewöhnlichen Namen: „454 km – Zwei Schulen begegnen sich“. Um welche Schulen handelt es sich und was zeigt die Ausstellung?

„Das ist eine sehr schöne Ausstellung, die im Rahmen der internationalen Handwerksmesse in München sowie der Munich Creative Business Week stattfindet. 494 Kilometer, das ist die Wegstrecke zwischen den historisch eng verbundenen Städten Jablonec nad Nisou und Kaufbeuren / Neugablonz. In beiden diesen Städten gibt es Kunstfachschulen, also die tschechische Schule für angewandte Kunst und die Staatliche Berufsfachschule für Glas und Schmuck. Die beiden Einrichtungen stellen nun das überhaupt erste Mal gemeinsam im Tschechischen Zentrum Objekte von ihren Schülern und Studenten aus.“

Anett Browarzik  (Foto: Archiv des Tschechischen Zentrums München)
Das Thema Schmuck bestimmt den Münchner Veranstaltungskalender bis April. Die Ausstellung im Tschechischen Zentrum läuft bis 8. April. Zudem werden die Schmuckstücke aus Jablonec auch in der Neuen Sammlung in München gezeigt. Zu welchem Anlass findet die dortige Ausstellung statt?

„Die Neue Sammlung macht eine ganz besondere und wirklich große Schmuck-Ausstellung zum 50. Jahrestag des Internationalen Schmucksymposiums 1968 in Jablonec. Das war damals eine Art Gipfeltreffen der Schmuckkünstler aus Ost und West und wirklich ein Novum. Man kann sagen, dass diese Künstler, die sich damals zur Zeit des Prager Frühlings in Jablonec getroffen haben, die Begründer des heutigen Autorenschmucks sind. Es sind große Namen wie Anton Cepka, Jaroslav Kodejš oder auf deutscher Seite Hermann Junger. Die Stücke, die dort hergestellt wurden, sind im Museum in Jablonec erhalten geblieben, wurden seitdem aber nie wieder gezeigt. Und anlässlich dieses 50. Jubiläums werden die insgesamt 70 Stücke in der Neuen Sammlung in München zu sehen sein.“

Blaue Innovationen  (Foto: Archiv des Tschechischen Zentrums Wien)
Im Anschluss geht es dann weiter mit der Mode. Das Tschechische Zentrum bringt ab 10. April eine Ausstellung mit dem Titel Blaue Innovationen. Worum handelt es sich dabei?

„Dabei geht es um den Blaudruck. Das ist ein sehr spezielles Färbeverfahren, bei dem ein weißes Muster auf blauem Grund entsteht. Es ist besonders in den böhmischen Ländern bekannt und berühmt geworden, aber auch in Deutschland und in Österreich. Letztes Jahr wurde diese Drucktechnik in die Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Aus diesem Anlass haben wir diese Ausstellung mit der Modedesignerin Alice Klouzková vorbereitet. Sie stellt einmal das traditionelle handwerkliche Verfahren, aber auch die neuen Tendenzen vor. Es gibt immer mehr junge Modedesigner, die diese Kunst weiterentwickeln.“

Auch literarisch hat das Tschechische Zentrum im März einiges zu bieten. Am 22. findet im Sudetendeutschen Haus eine Autorenlesung mit Alena Wagnerová zu Milena Jesenská statt. Wer ist Alena Wagnerová und wer ist Milena Jesenská?

Milena Jesenská  (Foto: ABS)
Alena Wagnerová ist eine deutsch-tschechische Publizistin, Soziologin, Autorin und Übersetzerin, die in Saarbrücken und in Prag lebt. Sie hat eine Biographie zu Milena Jesenská veröffentlicht. Milena Jesenská ist eine Frau, die lange Zeit im Schatten von Franz Kafka stand. Im Westen war sie vor allem als Kafkas Muse bekannt, und in der sozialistischen Tschechoslowakei wurden ihre Schriften und Reportagen lange totgeschwiegen. Umso spannender ist es, dass die Person Milena Jesenská, die 1944 Opfer der Nationalsozialisten wurde und im KZ Ravensbrück ums Leben gekommen ist, nun in den Vordergrund rückt. Sie bewegte sich in der Vorkriegszeit im Kreis der deutsch-jüdischen Gesellschaft um Max Brod, Franz Werfel und Franz Kafka. Dabei ist vor allem ihr Briefwechsel mit Franz Kafka sehr bekannt geworden. Auch ihr journalistisches Werk ist sehr spannend, sie hat viele Reportagen geschrieben, die nichts an Weitblick und Aktualität verloren haben.“

Abschließen möchte ich unser Gespräch mit der Einladung zu der traditionsreichen Langen Nacht der Musik. Sie findet am 28. April in München statt. Welcher Musiker oder welches Musikensemble aus Tschechien wird dazu an die Isar kommen?

Trio Ponk  (Foto: Petr Dorůžka,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Wir haben eine wirklich tolle Band eingeladen, das Brünner Trio Ponk. Es machte in den letzten zwei drei Jahren in Tschechien, aber auch über Tschechien hinaus auf sich aufmerksam. Das Album ‚Postfolklor‘ wurde 2015 mit dem Anděl-Preis ausgezeichnet und war eines der erfolgreichsten Debütalben. Die drei Musiker (Violine, Zymbal, Kontrabass und Gesang) schöpfen aus der mährischen Volksmusik, hauchen ihr aber auch neues Leben ein, indem sie Volksmusik mit Rock-, Blues- und Jazz-Elementen geschickt kombinieren. Und das Ergebnis nennen sie dann Postfolk.“