Tschechische und österreichische Bischöfe initiierten eine gemeinsame Erklärung

In der Sendereihe Begegnungen war schon öfters über Initiativen die Rede, die mit der tschechisch-deutschen Aussöhnung zusammenhängen. Diesmal wird jedoch über eine tschechisch-österreichische Versöhnungsinitiative im kirchlichen Bereich die Rede sein. Am Mikrophon ist Martina Schneibergova:

"Versöhnte Nachbarschaft im Herzen Europas" heißt das gemeinsame Dokument, das voriges Jahr von der Österreichischen und Tschechischen Bischofskonferenz unterzeichnet wurde. Die Medien schenkten der Erklärung damals nicht viel Aufmerksamkeit, da die feierliche Unterzeichnung im Schatten der gespannten internationalen Lage im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg stand.

Die Beweggründe für die Entstehung des Textes nannten die Vorsitzenden der beiden Bischofskonferenzen, Kardinal Christoph Schönborn und Erzbischof Jan Graubner, im Vorwort der Erklärung. Die Erklärung sei - so die beiden Vorsitzenden - in der Verantwortung erarbeitet worden, die Beziehungen der beiden Länder auf der Grundlage christlicher Werte neu zu gestalten und zu vertiefen. Das Dokument werde zugleich als Beitrag verstanden, den Einigungsprozess in Europa zu unterstützen.

Weiter wird auf die Gemeinsamkeiten der beiden Länder hingewiesen, um gleich auch die negativen Erfahrungen aus der Vergangenheit zu nennen. "Die Jahrhunderte langen Beziehungen unserer Völker erklären die vielen Gemeinsamkeiten. Wir sind durch Kultur, Landschaft, vor allem durch viele familiäre und persönliche Beziehungen miteinander verbunden," betonten die Bischöfe und fuhren fort: "Nicht verschweigen können wir aber auch die Erfahrungen aus gewaltsamen Konflikten, der Missachtung und Herabwürdigung sowie gesetztem Unrecht auf beiden Seiten. Die großen Gemeinsamkeiten zu sehen, ebenso wie die leidvollen Momente der Vergangenheit, wird letztlich ein neues Bewusstsein für eine versöhnte Nachbarschaft in Frieden bringen." Zitatende.

Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, erinnerte anlässlich der Unterzeichnung der gemeinsamen Erklärung der beiden Bischofskonferenzen in Prag, u.a. daran, dass es ähnliche Deklarationen eigentlich gar nicht geben sollte. Es sei aber - so der Kardinal - doch notwendig gewesen, einen solchen Text zu verfassen:

Eine ähnliche auf die Versöhnung orientierte Initiative, jedoch nicht direkt in der Form einer gemeinsamen Erklärung, gab es zwischen der Tschechischen und der Deutschen Bischofskonferenz schon kurz nach der Wende. Wodurch wurde die Entstehung der jetzigen gemeinsamen tschechisch-österreichischen Erklärung motiviert? Kardinal Miloslav Vlk meinte:

Der von Kardinal Vlk erwähnte "Mitteleuropäische Katholikentag" wird in der Erklärung als ein konkreter Beitrag zu einem neuen Europa hervorgehoben. Die Vorbereitungen dieses internationalen Katholikentags waren das Thema eines Treffens in Zagreb, an dem die Tschechische Republik vom Vorsitzenden der Tschechischen Bischofskonferenz Jan Graubner vertreten war. Die Veranstaltung einer gemeinsamen "mitteleuropäischen Wallfahrt" im österreichischen Mariazell wurde von acht europäischen Ländern unterstützt - Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Österreich, Polen, der Slowakei, Slowenien, Ungarn und Tschechien. Die erste Etappe des Mitteleuropäischen Katholikentags wurde während des vergangenen Jahres in jedem der acht beteiligten Länder auf nationaler Ebene veranstaltet.