Aus dem Briefkasten: Merkel-Besuch, Wahlpflicht und Interprogramm

Foto: Filip Jandourek, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Der Kurzbesuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel Ende August in Tschechien, die Wahlpflicht hierzulande und das Interprogramm von Radio Prag. Das sind die Themen, die Sie in Ihren Briefen angesprochen und kommentiert haben.

Willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer. Nach zwei Wochen melden wir uns wieder zurück mit dem Hörerforum. Wir wollen uns, wie üblich, für Ihre Briefe, E-Mails und Zuschriften bedanken. Aus Ihren Kommentaren werden wir in den folgenden Minuten zitieren. Fangen wir gleich an mit einem aktuellen politischen Thema.

Bundeskanzlerin Merkel in Tschechien

Angela Merkel  (Foto: ČTK)
Die Beiträge zum Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel gehörten zu den meistgelesenen Texten des Monats August auf unserer Homepage. Auch in der Hörerpost haben wir dazu einige Kommentare gelesen, wie etwa den von Dieter Feltes aus Pyrbaum:

„Unsere Bundeskanzlerin besuchte vor kurzem Ihr Land und wurde nicht gerade herzlich von der Bevölkerung begrüßt. Hintergrund war sicherlich ihre Flüchtlingspolitik. Ich kann auch die tschechische Bevölkerung verstehen, wenn sie sich gegen die Verteilung der Flüchtlinge richtet. Auch bei uns sind nicht alle für eine weitere Aufnahme. Ich persönlich lehne eine europäische Armee ab. Jedes Land hat seine Armee selbst zu befehligen und außerdem hat jede ihre eigenen Aufgaben.“

Vladimír Handl  (Foto: ČT24)
Soweit Dieter Feltes. Ralf Urbanczyk aus Eisleben hat sich für die ausführlichen Berichte von Radio Prag bedankt:

„In Deutschland war dieser Besuch im Nachbarland den Medien leider kaum mehr als eine Fußnote wert. Ich fand es angenehm, dass sich die obersten Vertreter unserer beiden Länder bei der Bewertung der Frage des Umgangs mit Bürgerkriegsflüchtlingen zurückhielten und sich den wirklich wichtigen Themen widmeten: gemeinsame Infrastrukturprojekte im grenzüberschreitenden Bereich, der Deutsch-tschechische Zukunftsfonds und Strategien zur Gestaltung der europäischen Zusammenarbeit. Ein sehr interessantes Gespräch dazu hatten Sie mit dem Politologen Vladimír Handl von der Prager Karlsuniversität, der auch die Ursachen der unsäglichen Flüchtlingsdiskussion überzeugend analysierte.“

Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Richard Bauernfeind hat auf unseren Bericht zum Vorschlag von Präsident Zeman reagiert, angesichts einer traditionell niedrigen Wahlbeteiligung hierzulande die Wahlpflicht einzuführen.

„In Ihrem Artikel vom 15.09.16 schreiben Sie, dass Präsident Zeman Wahlpflicht unter Androhung einer Strafe anregt. Ist das nicht Unsinn? Was will Herr Zeman machen, wenn jemand zwar zur Wahl geht, aber aus Protest gegen diese Wahlpflicht den Stimmzettel leer abgibt?“

Dem Nichteinhalten dieser Pflicht sollte eine angemessene Geldstrafe gegenüber stehen, schlägt der Staatspräsident vor. Er verwies auf die Beispiele von Belgien, Luxemburg und Australien, in denen die Wahlpflicht besteht. Um die Pflicht zu erfüllen, muss man zur Urne gehen. Was man aber hinter dem Paravent mit dem Wahlzettel macht, bei welchem Kandidaten man ein Kreuzchen einträgt beziehungsweise ob man einen leeren Stimmzettel abgibt, ist aber eine private Sache. Selbstverständlich darf das nicht kontrolliert werden.

Interprogramm von Radio Prag

Gruppe Dschinghis Khan  (Foto: Archiv ZDF)
In den folgenden Beiträgen blicken wir noch zurück in die Geschichte von Radio Prag. Mehrere von Ihnen haben auf eine Aussage in unserer Sondersendung am 31. August reagiert, diese ergänzt und korrigiert. Es ging um das sogenannte Interprogramm von Radio Prag. Andreas Fessler aus Dresden hat dazu geschrieben:

„Sie behaupteten, das Interprogramm Radio Prag sendete am Wochenende viel tschechoslowakische Popmusik. Das stimmt so ganz nicht. Das Interprogramm sendete ein mehrsprachiges Informations- und Unterhaltungsprogramm mit Nachrichten und touristischen Informationen. Dazwischen ein breit gefächertes Musikprogramm. Immer auch mit Musik aus dem Raum der jeweiligen Sprache. Am Sonntag war ein mehrstündiges Wunsch- und Grußprogramm zu hören. Im deutschen Teil mit viel westdeutscher aktueller Pop- und Schlager-Musik, die nie im DDR-Rundfunk gespielt wurde. Ich erinnere mich dabei besonders an die Musik der Gruppe Dschingis Khan. Aber auch deutsche Titel von Karel Gott, wie die ‚Biene Maja‘ und ‚Das Mädchen aus Athen‘. Am Nachmittag sendete man noch ein einstündiges Programm in Italienisch, das sich an Gastarbeiter in Westdeutschland und Westeuropa wandte. Darin auch viele Grüße und viel italienische Popmusik.“

Die Erinnerungen von Herrn Fessler werden auch durch die Worte von Andreas Mücklich aus Berlin bestätigt:

„Ich habe angefangen, Radio Prag Ende der 1970er Jahre zu hören. Da war ich noch ein Kind. Besonders gerne habe ich das ‚Interprogramm‘ am Wochenende eingeschaltet, wo alle Viertelstunde Nachrichten in verschiedenen Sprachen gesendet wurden. Ich glaube, Deutsch wurde da immer um Viertel nach gesendet. Dazwischen wurde Musik gespielt und anders, als Sie es in Ihrer Jubiläumssendung gesagt haben, wurde auch westliche Popmusik gespielt. Ich hatte mir den einen oder anderen Musiktitel gewünscht. Gerne habe ich auch das italienische Programm, ich glaube, es kam um 13 Uhr, gehört. Auch dort wurde italienische Popmusik gespielt. Wie Sie sehen können, war ich damals mehr an Musik interessiert, als an Nachrichten.“

Liebe Hörerinnen und Hörer, wir wissen natürlich, dass das Interprogramm viel umfangreicher war als in der Sondersendung dargestellt. Leider mussten wir den Inhalt des Wochenendprogramms dabei auf ein Stichwort zusammenfassen. Sonst wäre ein ganz eigener Beitrag daraus geworden.

Gefahr der Zeckenbisse

Foto: Richard Bartz,  CC 2.5
Ein sommerliches Thema hat Heinz Günter Hessenbruch aus Remscheid in seinem Brief angesprochen. Leider ein wenig erfreuliches Thema, über das auch hierzulande immer häufiger im Sommer berichtet wird:

„Gerade jetzt in den Sommermonaten kommt es hin und wieder zu Zeckenbissen. Das war hier bis heute kein Thema, denn die Zecken waren harmlos und ungefährlich. Jetzt häufen sich schwere Erkrankungen nach dem Biss der Zecken. Wie ist das in Tschechien? Waren die Zeckenbisse immer schon sehr gefährlich oder auch erst in den letzten Jahren? Gibt es eine Schutzimpfung, die die Erkrankungen lindert oder gar verhindert?“

Foto: H. Krisp,  CC 3.0
Zecken gibt es hierzulande seit jeher. Neu ist in den letzten Jahren, dass sie in größerer Menge vorkommen und sich auch in Gebieten ausbreiten, in denen sie früher nicht lebten. Die Zecken haben durch ihre Bisse auch schon früher Krankheiten übertragen. Heute ist die Medizin aber weiter fortgeschritten und kennt neue Krankheiten, über die man früher nur wenig gewusst hatte. Bekannt war immer die Übertragung von Frühsommer-Meningoenzephalitis. Gegen diese Hirnhautentzündung wird hierzulande eine Schutzimpfung angeboten. Sie muss alle fünf Jahre wiederholt werden, wobei die Patienten die Kosten teilweise selbst tragen. Die Impfrate hierzulande ist aber vergleichsweise gering. Deswegen ist die Zahl der Erkrankungsfälle pro Jahr im Vergleich zu unseren Nachbarländern hoch. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 351 Fälle gemeldet. Eine weitere Krankheit, die von Zecken übertragen wird, ist die Borreliose. Dagegen gibt es keinen Impfstoff, sie lässt sich im Gegensatz zur Frühsommer-Meningoenzephalitis aber mit Antibiotika behandeln.

Foto: RaHuL Rodriguez via Foter.com / CC BY-SA
Und das war’s schon wieder für heute. Schreiben Sie uns bitte weiter an: Radio Prag – Deutschsprachige Redaktion, Vinohradská 12, 120 99 Prag 2, Tschechische Republik, oder per E-Mail an: [email protected]. Machen Sie es gut, auf Wiederhören in zwei Wochen!