Deutsch als Bindeglied

Siegerehrung (Foto: Vladimír Šimíček, Archiv des Wettbewerbes Jugend debattiert)
0:00
/
0:00

Finalisten des Wettbewerbs Jugend debattiert international aus zwölf Ländern Europas trafen in Bratislava zusammen.

Debattantinnen und Debattanten mit Staatspräsident Kiska  (Foto: Vladimír Šimíček,  Archiv des Wettbewerbes Jugend debattiert)
Sie kommen aus insgesamt zwölf Ländern Mittel- und Osteuropas und sprechen zu Hause slawische, baltische beziehungsweise finno-ugrische Sprachen. In der vergangenen Woche stritten sie miteinander jedoch auf Deutsch. Es ging nämlich um Finalisten des deutschsprachigen Schüler-Debattierwettbewerbs Jugend debattiert international. Sie trafen zur Finalwoche in der slowakischen Hauptstadt zusammen. Jeder der zwölf Staaten wurde durch zwei Repräsentantinnen beziehungsweise Repräsentanten vertreten. Bis ins Finale kamen vier Debattierende, für alle 24 Teilnehmerinnen und Teilnehmer war die ganze Woche aber ein starkes Erlebnis.

Treffen in Bratislava

Bratislava  (Foto: Markéta Kachlíková)
Das bestätigte beim abschließenden Empfang nach der Siegerverkündung auch Kamila. Sie ist 19 Jahre alt und kommt aus Poprad in der Slowakei.

„Das wichtigste Erlebnis war für mich, dass ich sehr viele tolle Menschen kennengelernt habe. Ich konnte mich mit allen auf Deutsch verständigen. Wir haben uns auch darüber unterhalten, was wir zu den Debattenthemen wirklich meinen, und der Meinungsaustausch war wirklich toll.“

Ähnlich sieht das auch ihr Diskussionspartner Artürs. Er ist ebenfalls neunzehn und kommt aus Lettland:

„Mir hat die Woche auch sehr gut gefallen. Bratislava ist eine wunderschöne Stadt. Und was noch wichtiger ist, hier beim Treffen kommen sehr kluge und interessante Menschen aus verschiedenen Teilen Europas zusammen. Und es freut mich auch, dass wir hier alle Deutsch nutzen.“

Jury  (Foto: Vladimír Šimíček,  Archiv des Wettbewerbes Jugend debattiert)
Die Finalisten hätten eine tolle Leistung gezeigt, sagt Kamila.

„Ich bin stolz auf sie. Es ist schwer zu sagen, wer der Erste sein soll. Alle haben sich große Mühe gegeben und alle verdienen einen riesengroßen Applaus und Bewunderung.“

Und Artürs ergänzt:

„Ich kann mir nicht vorstellen, wie schwer es für die Juroren war, zu einer Entscheidung zu kommen. Ich bin mit ihnen einverstanden. Mir haben dieselben Finalisten gefallen.“

Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit

Publikumsabstimmung  (Foto: Vladimír Šimíček,  Archiv des Wettbewerbes Jugend debattiert)
Die Jury entscheidet sich aufgrund von klaren Regeln, sagt Lennart Feix. Er war 2009 selbst Bundesfinalist von Jugend debattiert und ist nun Juror bei Jugend debattiert international:

„Bei der Bewertung der Debatten richten wir uns nach vier Kriterien. Das sind die Sachkenntnis, das Ausdrucksvermögen, die Gesprächsfähigkeit, also auch die Fähigkeit, in der Debatte miteinander zu agieren, und außerdem die Überzeugungskraft.“

Einen besonderen Wert legen die Juroren auf die Gesprächsfähigkeit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer:

„Das unterscheidet eine Debatte dann von vier individuellen Vorträgen oder einer völlig losen Diskussion, bei der es nur darum geht, die individuelle Meinung bestmöglich darzustellen. Hier geht es darum, miteinander zu debattieren, gemeinsam ein Thema vorzubereiten. Deswegen ist die Gesprächsfähigkeit besonders entscheidend.“

Siegerehrung  (Foto: Vladimír Šimíček,  Archiv des Wettbewerbes Jugend debattiert)
Bei Jugend debattiert international wird anwaltlich diskutiert, wie es Feix nennt:

„Das heißt, keiner der Teilnehmerinnen und Teilnehmer muss oder kann seine eigene individuelle Meinung vertreten. Es geht darum, das Thema bestmöglich aufzubereiten. Deshalb findet die Vorbereitung auf die Debatte nicht nur individuell statt, sondern eben auch gemeinsam.“

Die besten Leistungen zeigten Yarema-Luka Yeleyko aus der Ukraine, Kamil Polanski aus Polen sowie Denisa Ivanovová und Jana Nguyenová aus Tschechien. Sie kamen bis ins Finale. Zum absoluten Sieger wurde Yarema-Luka gekürt. Denisa hat Rang zwei belegt:

Zum Studium nach Deutschland

Kamil Polański und Denisa Ivanovová  (Foto: Vladimír Šimíček,  Archiv des Wettbewerbes Jugend debattiert)
„Ich lebe mein ganzes Leben in Prag und bin an der deutschen Auslandsschule. Deswegen habe ich ein enges Verhältnis zu Deutschland. Meine beiden Eltern kommen aus Bulgarien, also in diesem Sinne fühle ich mich nicht wirklich tschechisch. Ich habe jetzt das deutsche Abitur gemacht und fange in drei Wochen mein Jura-Studium in Berlin an.“

Trotz ihres multikulturellen Hintergrundes und ihrer engen Beziehung zu Deutschland ist Tschechien doch irgendwie Heimat für Denisa.

„Ich lebe in der tschechischen Welt, weil ich in Prag lebe. Ich glaube, die Perspektive ändert sich, wenn man erwachsen wird. Als ich klein war, dachte ich mir: ‚ja Tschechien, wer kennt das, wo sind wir eigentlich, wieso sind wir hier?‘ Dass ich aber bald wegziehe und nicht mehr in Prag leben werde, das ist dann doch irgendwie schwer für mich. Ich glaube, ich habe schon eine sehr enge Beziehung zu Tschechien, vor allem, weil die allermeisten meiner Freunde hier sind.“

Deutsch macht Spaß

Jana Nguyenová und Yarema-Luka Yeleyko  (Foto: Vladimír Šimíček,  Archiv des Wettbewerbes Jugend debattiert)
Die zweite Repräsentantin aus Tschechien hat den dritten Platz erkämpft: Jana Nguyenová, ist 17 Jahre alt und kommt aus der Schule Gymnázium Matyáše Lercha in Brno / Brünn.

„In dieser Schule wird ein großer Stellenwert auf Deutsch gelegt. Wir haben aber nur Deutsch als Fremdsprache, das jedoch fünf bis sechs Unterrichtsstunden pro Woche.“

In der Habfinaldebatte hat Jana den Standpunkt verteidigt, dass für alle Schülerinnen und Schüler an weiterführenden Schulen der Besuch einer Gedenkstätte für die Opfer von Gewaltherrschaft und Verfolgung verpflichtend sein soll. Jana hat dabei das Los mit der Position „pro“ gezogen:

„Meine persönliche Meinung dazu ist, dass man die Orte besuchen soll, aber dass der Besuch nicht verpflichtend sein sollte. Ich denke, wenn eine Pflicht eingeführt wird, ist es immer kontraproduktiv und das Ziel wird nicht erreicht.“

In Bratislava wartete auf die Teilnehmer ein buntes Programm  (Foto: Markéta Kachlíková)

In Bratislava warteten nicht nur Debatten auf die Teilnehmer, sondern auch ein buntes Programm:

Denisa Ivanovová  (links) und Jana Nguyenová  (rechts). Foto: Markéta Kachlíková
„Wir haben ein Siegertraining zum Debattieren gemacht, dann haben wir natürlich sehr viel diskutiert. Sonst gibt es ein sehr schönes Rahmenprogramm, wir waren zum Beispiel in einem Escape Room oder haben eine Stadtführung gemacht. Ich finde es sehr schön, dass wir die Möglichkeit haben, uns auch außerhalb der Debatte kennenzulernen. Wir haben einfach Spaß miteinander.“

Jana lernt seit der sechsten Schulklasse Deutsch, das heißt, seit etwa sieben Jahren:

„Ich habe immer Sprachen gelernt und geliebt. Ich habe Englisch gesprochen, fand aber, dass Deutsch sehr schön klingt. Deutsch hat mir immer Spaß gemacht.“

Einmal möchte sie gerne ein oder zwei Jahre in Deutschland verbringen und das dortige Schulsystem kennenlernen:

„Ich möchte entweder in Richtung Naturwissenschaften oder Sprachen gehen. Auch die Politik begeistert mich sehr. Also es ist noch offen.“