Polnische Polit-Ikone und Privatdetektiv aus Norwegen – zwei Filmtipps vom Febiofest

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Über das Febiofest hatten wir Sie in den vergangenen Wochen bereits informiert. In Prag ist dieses internationale Filmfestival nun vor einer Woche zu Ende gegangen, derzeit wird eine Auswahl aus den Filmen in weiteren 13 Städten Tschechiens gezeigt.

Andrzej Wajda  (Foto: ČTK)
Gleich bei der Eröffnung des Febiofestes wurde der polnische Kultregisseur Andrzej Wajda mit dem Kristián-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Aus gesundheitlichen Gründen konnte Wajda nicht nach Tschechien kommen. Den Preis übernahm in Vertretung der polnische Schauspieler Robert Więckiewicz. Er stellte auch Wajdas neuesten Film „Wałęsa – Mann, der Hoffnung“ in Prag vor. Więckiewicz spielt dort die Hauptrolle, also den früheren Arbeiterführer Lech Wałęsa.

„Ich bin sehr froh, dass ich hier im Namen von Regisseur Andrzej Wajda und all denjenigen, die sich an den Dreharbeiten beteiligt haben, den Film vorstellen kann. Die Zusammenarbeit mit Wajda war für mich ein großes Erlebnis, weil ich mit seinen Filmen praktisch aufgewachsen bin. Der Streifen stellte für mich eine Begegnung mit zwei Legenden dar: mit Andrzej Wajda und Lech Wałęsa. Es war mir aber klar, dass ich daran nicht ständig denken durfte. Denn hätte ich zu mir jeden Morgen gesagt: Oscarpreisträger Wajda, Friedensnobelpreisträger Wałęsa - dann hätte mich das als Schauspieler blockiert.“

Lech Wałęsa  (Foto: ČTK)
Die Dreharbeiten dauerten etwa ein halbes Jahr. Es sei interessant gewesen, Wajda bei der Regiearbeit zu beobachten, sagt Więckiewicz:

„Der Regisseur hat vor kurzem seinen 88. Geburtstag gefeiert, aber bei den Dreharbeiten verhielt er sich wie ein 30-Jähriger. Eines fand ich sehr speziell: Wajda hat einst auch an der Akademie der bildenden Künste in Krakau studiert. Es kam mir vor, als ob er bei der Regie jede Szene so arrangiert, wie wenn er ein Gemälde malen würde.“

Wajda hält den Streifen für den schwierigsten Film, den er je gedreht hat. Denn alle seine vorherigen Filme enden schlecht. „Wałęsa - Mann der Hoffnung“ endet jedoch optimistisch. Lech Wałęsa sah den Film noch vor der Premiere. Anfangs gefiel ihm überhaupt nicht, wie er in dem Streifen dargestellt wird. Dazu Robert Więckiewicz:

Robert Więckiewicz  (Foto: ČTK)
„Wałęsa sagte, dass er sich nie so verhalten habe wie ich in dem Film. Er sei nicht so hartköpfig und arrogant gewesen. Er hat den Film dann noch einige Mal gesehen, und schließlich hat er ihm doch gefallen. Die Tatsache, dass der Film mit dem Jahr 1989 endet, war eine künstlerische Absicht des Regisseurs. Er wollte, dass die Handlung im Augenblick des größten Triumphs von Lech Wałęsa stoppt. Was später dann passierte, wäre Thema für einen weiteren Film. Sollte ihn jemand drehen, werde ich mir ihn gerne ansehen.“

Für die Rolle der polnischen Polit-Ikone wurde Więckiewicz bereits mit einigen Preisen bedacht – zuletzt beim Filmfestival in Chicago.

Bård Breien  (Foto: ČTK)
Der norwegische Filmregisseur und Drehbuchautor Bård Breien begeisterte vor einigen Jahren mit seinem Debütfilm „Die Kunst des negativen Denkens“ nicht nur die tschechischen Filmfans, sondern auch die Jury beim internationalen Filmfestival in Karlovy Vary / Karlsbad. Beim Febiofest stellte Breien seinen zweiten Film vor: die Krimi-Komödie „Detektiv Downs“. Sie dreht sich um den Detektiv Robert Borgerud, einen Mann mit Down-Syndrom, der eine private Detektei betreibt. Zunächst rennen ihm alle potenziellen Kunden davon, sobald Robert seinen Detektivhut abnimmt. Niemand glaubt, dass der junge Mann mit Down-Syndrom erfolgreich fahnden könnte. Schließlich wird Robert doch mit einem Fall beauftragt. Der legendäre Eisschnellläufer Olav Starr ist mysteriös verschwunden. Starrs Verwandte wenden sich an Robert, weil sie einen möglichst unfähigen Ermittler wollen, denn sie haben einiges zu verbergen. Robert überrascht sie jedoch mit seinen eigenen Methoden.

Auf die Idee, etwas über einen Detektiv mit Down-Syndrom zu schreiben und zu drehen, ist Bård Breien ganz spontan gekommen:

„Vor ein paar Jahren erfuhr ich, dass in Norwegen einige Filme über einen sehr langweiligen Privatdetektiv gedreht werden. Mir kam das wie Geldverschwendung vor. Ich sagte damals einem Freund, mit dem ich gerade in einer Kneipe saß: Wenn ich mal einen Film dieser Art machen würde, dann nur über einen Detektiv mit Down-Syndrom. Zuerst war das eher ein Scherz. Später fand ich die Idee gar nicht so schlecht. Und dann habe ich einige Monate am Drehbuch gearbeitet.“

Dass sich Breien vom Film Noir hat inspirieren lassen, ist nicht zu übersehen: Der Privatermittler bekommt beispielsweise seinen Auftrag von einer Femme fatale. Regisseur Breien:

„Detektiv Downs“
„Ich mag den Film Noir sehr. In der Jugend habe ich viele dieser Filme gesehen. Zu meinen Lieblingsstreifen gehört Billy Wilders ´Frau ohne Gewissen´. Und unvergesslich sind die Streifen mit Humphrey Bogart, weil sie einfach Klassiker sind.“

„Detektiv Downs“ ist im Übrigen eine norwegisch-tschechische Koproduktion. Denn gedreht wurde in Prag.

Svein André Hofsø Myhre  (Foto: ČTK)
„Ich glaube, dass es ein wenig langweilig gewesen wäre, einen solchen Fantasiefilm in Oslo zu drehen. Die Stadt ist nicht sehr groß, und die norwegischen Zuschauer kennen sie sehr gut. Wir hatten die Möglichkeit, den Film in Tschechien zu machen, was für die Filmszenen viel besser war. Der Streifen wurde zudem vom Tschechischen Fernsehen und vom Tschechischen Fonds für Kinematografie finanziell unterstützt.“

Schwierigkeiten bereitete aber, den richtigen Hauptdarsteller zu finden. Als der Regisseur aber Svein André Hofsø Myhre traf, wusste er, dass dieser der richtige Mann wäre. Hofsø Myhre hat zwar das Down-Syndrom, lernte das Drehbuch aber sehr schnell. Für seine schauspielerische Leistung wurde er im vergangenen Jahr bereits beim Filmfestival in Austin mit einem Preis ausgezeichnet. Wie waren die Reaktionen des Publikums in Norwegen? Svein André Hofsø Myhre:

„Detektiv Downs“
„Nachdem die Menschen den Film gesehen hatten, sagten sie, er sei wirklich wunderbar und habe nur den besten Eindruck gemacht. Ich habe mich in dem Film einfach selbst gespielt.“

Die Dreharbeiten in Tschechien kann der Schauspieler nur loben:

„Es war schön, wieder nach Prag zu kommen. Ich war hier nämlich schon einmal früher auf Schulfahrt.“