Blutiger Polizeieinsatz gegen Technofreaks wird zunehmend zum Politikum

Der blutige Polizeieinsatz bei einer Technoparty in Westböhmen, der am vergangenen Wochenende mehr als 100 Verletzte gefordert hat, weitet sich zunehmend zu einer innenpolitischen Krise aus. Ministerpräsident Jiri Paroubek brach am Mittwoch seinen Urlaub in Österreich ab, um sich in Tschechien mit den Vorfällen zu beschäftigen. Zuvor hatte Innenminister Frantisek Bublan den früheren Präsidenten Vaclav Havel gebeten, zwischen der sozialliberalen Regierung und den Demonstranten zu vermitteln. Seit den blutigen Ereignissen vom Samstag demonstrieren in Prag täglich tausende Jugendliche. Für Regierungschef Paroubek ist die Kontroverse die erste härtere Bewährungsprobe seit dem Amtsantritt vor gut 100 Tagen. Der Sozialdemokrat drückte am Mittwoch zwar sein Bedauern über die Verletzten aus, stellte sich aber demonstrativ vor den Innenminister. Tschechien dürfe nicht zum Ziel von «Krawalltouristen» werden, so Paroubek. Justizminister Pavel Nemec, der zu den Kritikern des Polizeieinsatzes zählt, appellierte am Mittwoch an alle politischen Parteien, die entstandene Krise nicht politisch zu missbrauchen. Zuvor hatten die Sozialdemokraten die oppositionelle Demokratische Bürgerpartei (ODS) beschuldigt, politisches Kapital aus den Vorfällen schlagen zu wollen. Die Sozialdemokraten lehnen daher eine Beteiligung an einem gemeinsamen Lösungsversuch der vier nicht-kommunistischen Parlamentsparteien, zu dem die ODS aufgerufen hatte, ab.