Schrecklicher Tag in tschechischer Geschichte: Vor 75 Jahren wird Münchner Abkommen besiegelt

In der Tschechischen Republik erinnert man sich höchst ungern an den 29. September 1938. An jenem Tag gaben Frankreich und Großbritannien auf der Konferenz in München den Forderungen von Hitler-Deutschland nach. Adolf Hitler, der italienische Faschistenführer Benito Mussolini, der britische Premier Neville Chamberlain und Frankreichs Regierungschef Edouard Daladier beschlossen in der Nacht zum 30. September: Die Tschechoslowakei soll ihre deutschbesiedelten Randgebiete schrittweise bis zum 10. Oktober an das Deutsche Reich abtreten.

Die Tschechoslowakei verlor infolge des Abkommens rund 30 Prozent ihres Territoriums. In den abgetretenen Gebieten befanden sich wichtige Befestigungsanlagen. Am 14. März 1939 erklärte dann die Slowakei ihre Unabhängigkeit und nur einen Tag später besetzten deutsche Truppen die so genannte „Rest-Tschechei“. Erst nach dem deutschen Einmarsch wurde die Appeasement-Politik (Beschwichtigungspolitik) gegenüber Hitler aufgegeben.

Für die Tschechen war das Münchner Abkommen von 1938 eine schreckliche Katastrophe, nicht allein wegen des Verlusts von Gebieten, ohne die die Republik nicht zu verteidigen war, sagte der Historiker Oldřich Tůma der Presseagentur dpa. Für viele Intellektuelle wie die Schriftsteller Ferdinand Peroutka und Karel Čapek sei es unverständlich gewesen, dass die westlichen Demokratien – die man bewundert habe – einen demokratischen Staat im Konflikt mit einer monströsen Diktatur wie Hitler-Deutschland auf einmal im Stich ließen, ergänzte Tůma, Leiter des Instituts für Zeitgeschichte in Prag.

Autor: Lothar Martin