Auf den Spuren von Molch und Mammut: Saisoneröffnung im Prager Zoo

Foto: Martina Schneibergová

Er ist ein beliebtes Ziel der Prager Familien, wenn sie am Wochenende mit ihren Kindern spazieren gehen. In den letzten Jahren ist er aber auch unter den ausländischen Touristen immer populärer geworden: der Prager Zoo im Stadtteil Troja. Am vergangenen Samstag hat er seine 81. Saison eröffnet.

Dominik Duka,  Miroslav Bobek und Bohuslav Svoboda mit dem neuen Logo des Tierparks  (Foto: ČTK)
Die 81. Saison wurde im Prager Zoo recht feierlich eröffnet. Der Öffentlichkeit wurde dabei das neue Logo des Tierparks vorgestellt. Zoo-Direktor Miroslav Bobek:

„Das Logo soll vor allem die Kinder ansprechen. Es ist farbig und optimistisch und besteht aus fünf Tierspuren, die ihre Symbolik haben. Sie erinnern an bedeutende Ereignisse aus der Geschichte und der Gegenwart des Zoos.“

Die gelbe Spur einer Löwin erinnert an eines der ersten Tiere im Prager Zoo, die Löwin Šárka. Die rote Kondorspur macht auf die ersten Erfolge des Zoos aufmerksam, als hier 1937 der Andenkondor aufgezogen wurde. Auf die Verdienste des Zoos bei der Rettung des Przewalski-Pferds wird durch die Pferdespur hingewiesen. Die Spur eines Komodowarans symbolisiert den Wiederaufbau des Zoos nach der verheerenden Hochwasserkatastrophe im Jahr 2002. Und schließlich enthält das Logo eine grüne Spur des Riesensalamanders.

„Letzter“ Riesensalamander in Tschechien  (Foto: Archiv der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Karlsuniversität)
Die Riesensalamander sollen künftig einen eigenen Pavillon im Prager Zoo haben. Der Grundstein für den Bau des Pavillons wurde am vergangenen Samstag gelegt. Miroslav Bobek zufolge gibt es für dessen Errichtung mehrere Gründe:

„Der Riesensalamander ist natürlich ein sehr interessantes Geschöpf. Er inspirierte den Schriftsteller Karel Čapek zu seinem Roman ´Der Krieg gegen die Molche´. Für viele von uns, den Prager Zoologen, sind Riesensalamander eine Herzensangelegenheit. Denn im Keller des Gebäudes der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Karlsuniversität wurden Jahrzehnte lang zwei Riesensalamander gehalten, die offiziell dem Zoo gehörten, aber nie hier im Tierpark waren. Nur wenige Leute haben sie gesehen. Darum haben wir uns entschieden, die Riesensalamander hier künftig vorzustellen. Es sind einzigartige und bizarre Tiere.“

Grundstein für den Pavillon der Risensalamander,  Miroslav Bobek und Ivan Horáček  (Foto: Martina Schneibergová)
Den Grundstein für den Pavillon der bizarren Tiere legte Professor Ivan Horáček von der Naturwissenschaftlichen Fakultät. Die Zucht der Riesensalamander sei sehr anspruchsvoll, so der Experte:

„Es gibt nur sechs Zoos in der Welt, davon drei in Europa, die Riesensalamander züchten. Die erwachsenen Tiere messen rund 1,50 Meter und wiegen etwa 60 Kilo. Mit seinen Körpermaßen kommt das Tier also dem Menschen nahe. Man würde annehmen, dass über ein so großes Tier alles bekannt ist. In Wirklichkeit aber ist der chinesische Riesensalamander immer noch ein etwas geheimnisvolles Tier. Es ist eines der wenigen Tiere, die zunächst als Fossilien bekannt waren. Erst viele Jahre später gelang es nachzuweisen, dass die Riesensalamander auf unserem Planeten noch leben.“

Riesensalamander im Keller der Naturwissenschaftlichen Fakultät  (Foto: Archiv der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Karlsuniversität)
Professor Horáček erinnerte sich an die Riesensalamander, die einst im Keller der Naturwissenschaftlichen Fakultät gehalten wurden. Man habe erzählt, so der Experte, dass Leute bei den geheimnisvollen Tieren sogar nach Rat gesucht hätten. Sie seien deshalb fast zur Legende geworden.

„Die Begegnungen mit den Riesensalamandern waren wirklich hinreißend. Wenn jemand das Interesse des Tieres weckte, hat der Salamander sehr langsam reagiert. Er beobachtete den Menschen zuerst, und wenn er ihm gefiel, legte der Riesensalamander seine Pfote, die an die Hand eines Menschen erinnerte, auf das Glas. Die Begegnungen mit diesen Tieren überzeugten uns davon, dass es Dinge gibt, die seit 25 Millionen Jahren existieren und immer noch funktionieren. Es freut mich, dass es möglich sein wird, derartige Begegnungen in Prag wieder zu erleben. Dafür bin ich dem Zoo dankbar.“

Am ersten Tag der 81. Saison im Prager Zoo wurde aber nicht nur der Grundstein für den Pavillon der Riesensalamander gelegt. Außerdem wurde eine Open-Air-Dauerausstellung eröffnet, die einen paläontologischen Lehrpfad ergänzt. Unter dem Titel „Spuren in der Zeit“ werden den Besuchern die einzelnen geologischen Etappen aus der Geschichte der Erde vorgestellt. In der Open-Air-Ausstellung kann man Originalfossilien oder deren Kopien bewundern. Der Initiator des neuen Lehrpfads ist Jiří Ruml.

Ammoniten  (Foto: Martina Schneibergová)
„Auf die Idee kam ich vor vielen Jahren. Denn ich war schon immer ein passionierter Sammler. Zuerst sammelte ich Schmetterlinge, und als ich älter wurde und nicht mehr so schnell war, um die Schmetterlinge zu fangen, fing ich an, Steine zu sammeln. Inzwischen habe ich eine Galerie in Prag eröffnet, in der Mineralien und Fossilien ausgestellt werden. Ich wollte einen Teil der Sammlung aber weit mehr Leuten zeigen. Und so entstand die Idee, einen paläontologischen Lehrpfad im Zoo zu errichten. Dadurch können die Besucher die Tiere, die hier im Zoo leben, mit einer Reihe ihrer Vorgänger vergleichen.“

Der Lehrpfad auf den „Spuren der Zeit“ führt von den so genannten „Gočár-Häusern“ bis zu den Vögelsümpfen. Er beginnt mit der Geschichte der Erde vor etwa 2,5 Milliarden Jahren. Das erste Exponat ist ein Stromatolith, das letzte Exponat ist die Kopie eines Mammutknochens. Die besondere Aufmerksamkeit der Besucher weckten bei der Eröffnung des Pfads vor allem zahlreiche herrliche Trilobiten.

Trilobiten  (Foto: Martina Schneibergová)
„Herr Joachim Barrande, war zwar Franzose, ansonsten aber vor allem in Böhmen tätig. Er hat die Trilobiten dermaßen popularisiert, dass bei uns jedes Kind weiß, wie ein Trilobit aussieht. Bis heute kann man unweit von Prag noch diese Fossilien finden. Die hier ausgestellten Fossilien stammen aus Böhmen und aus Marokko. Die Dreilapper – also Trilobiten – lebten im Meer. Populär sind sie auch deshalb, weil auch die Körperform dieses Tiers schön ist.“

Auf dem Lehrpfad kann man zudem einen Teil des Kiefers des Megalodon, einer inzwischen ausgestorbenen gigantischen Haiart bewundern. Vertreten sind in der Ausstellung auch der Tyrannosaurus sowie der Säbelzahntiger. Jiří Ruml hat vor, am Ende des Lehrpfads eine Galerie zu erbauen:



Teil des Kiefers eines Megalodon  (Foto: Martina Schneibergová)
„Es wird hier noch ein einfaches Haus aus Holz errichtet, in dem Exponate zu sehen sein werden, die empfindlich sind. Wir möchten dort beispielsweise ein Nest mit Dinosauriereiern zeigen. Zudem werden dort weitere Fossilien vorgestellt, die im Freien wegen der Witterungsbedingungen nicht ausgestellt werden können. Wir möchten dort sozusagen ´Spezialitäten´ konzentrieren.“

Der Prager Zoo ist derzeit täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet, vom Juni bis zum August ist der Tierpark bis 19 Uhr geöffnet. Bis zum Zoo-Eingang fährt die Buslinie 112, und zwar ab der U-Bahn-Haltestelle Bahnhof Holešovice. Vom März bis zum Oktober ist der Tierpark auch mit dem Dampfer zu erreichen.