Hollar auf Briefmarken: Huldigung an den Barockkünstler im Postmuseum

Foto: Martina Schneibergová

Václav Hollar war im 17. Jahrhundert ein bedeutender Zeichner und Kupferstecher (1607-1677) aus Prag. Den größten Teil seines Lebens verbrachte er jedoch in England. Hollar hinterließ viele Arbeiten, die auch heute noch sehr geschätzt werden. Mehrere seiner Werke wurden auf tschechischen und tschechoslowakischen Briefmarken abgebildet. Diese sind nun bei einer Ausstellung über Hollars Stiche und die Briefmarken im Prager Postmuseum zu sehen.

Salon mit der Ausstellung  (Foto: Martina Schneibergová)
Das Prager Postmuseum wurde 1918 kurz nach der Gründung der Tschechoslowakei errichtet. Es ist im sogenannten „Vávra-Haus“ in der Straße Nové Mlýny untergebracht. Im Erdgeschoss des Barockgebäudes aus dem 17. Jahrhundert wird eine Dauerausstellung über die Geschichte des Postwesens gezeigt. In der ersten Etage befinden sich vier Salons, die der tschechische Maler Josef Navrátil gestaltet hat. In diesen Räumlichkeiten mit wertvollen Wandmalereien ist nun die Ausstellung über Václav Hollar zu sehen. Man habe sich dabei jedoch nicht nur auf Hollars Arbeiten konzentriert, sagt Kuratorin Adéla Hončová.

„Gezeigt werden Briefmarkenentwürfe vor allem von drei Graveuren. Die meisten Entwürfe nach Hollars Motiven hat Bedřich Housa geschaffen. Er hat uns bei der Zusammenstellung der Schau geholfen. Zudem hat er uns einige Instrumente als Exponate geliehen, die er bei der Übertragung der Motive auf die Briefmarken benutzt.“

Václav Hollars Stiche und Zeichnungen sind ein dankbares Thema für die Briefmarkenentwürfe. Die Kuratorin:

„Der Grund ist, dass Hollar eine Vielfalt von Motiven bearbeitet hat. Er schuf Porträts, Stillleben sowie Stadtbilder. Erhalten sind gleich mehrere Prager sowie Londoner Veduten. Hollar zeichnete zudem gern die Mode seiner Zeit. Die Briefmarken sind eine Art Huldigung an Václav Hollar als eine große Persönlichkeit des 17. Jahrhunderts.“

Jagd, Schiff und Äsops Fabeln

Adéla Hončová  (Foto: Martina Schneibergová)
In der Ausstellung wird auch die Entstehung einer Briefmarke erläutert. Dies sei ein komplizierter Prozess, sagt Adéla Hončová:

„Am Anfang steht der Entwurf. Dieser stammt entweder vom Künstler, der die Briefmarke gestaltet oder von einem anderen Künstler – wie im Fall der Briefmarken mit Hollars Arbeiten. Das Bild oder die Zeichnung müssen in einen Briefmarkenentwurf überarbeitet werden. Dann wird die Zahl mit dem Nominalwert der Briefmarke hinzugefügt. Wenn es sich um ein klassisches Werk handelt, wird die Angabe ergänzt, aus welcher Kunstsammlung das Originalwerk stammt. Die Graveure sind dabei sehr geschickt. Schließlich ist es eine ziemliche Arbeit, eine derartige Zeichnung auf eine winzige Tafel zu übertragen. Die Graphiker müssen dabei meist mit einer Lupe arbeiten.“

Foto: Martina Schneibergová
Zu den viel bewunderten Exponaten gehören die tschechoslowakischen Briefmarken, auf denen Hollars Jagdmotive und Schiffe abgebildet sind. Adéla Hončová dazu:

„Hollar hielt sich auch in den Niederlanden auf. Dort muss er sein Motiv gefunden haben für diesen Kupferstich eines niederländischen Handelsschiffes.“

Václav Hollar war der Kuratorin zufolge zudem ein hervorragender Illustrator. Bekannt ist er durch seine Illustrationen zu Äsops Fabeln.

„Das Buch mit Äsops Fabeln, das hier gezeigt wird, wurde 1651 von John Ogilby herausgegeben. Václav Hollar illustrierte die zweite Auflage. Er schuf insgesamt 59 Radierungen für den Band. Im Fokus steht die Illustration zur Fabel über den Löwen und die Maus. Gezeigt werden unter anderem der Briefmarkenentwurf sowie ein vom Postmuseum herausgegebes Gedenkblatt mit demselben Motiv.“

Die gute Katze, die nicht nascht

Frühling  (Foto: Martina Schneibergová)
Václav Hollar hat sich das ganze Leben lang auch mit den vier Jahreszeiten beschäftigt. In der Ausstellung wird ein gleichnamiger Zyklus gezeigt, den Hollar 1641 nach seiner Ankunft in London geschaffen hat. Für die Briefmarken wurden zwei Bilder daraus bearbeitet: der Frühling und der Sommer. Die Entwürfe schuf Jiří Švengsbír. Die Kuratorin macht auf einige Details in Hollars Graphiken aufmerksam:

„Allegorische Frauenfiguren erhielten immer ein bestimmtes Attribut. Die Frau, die den Frühling darstellt, steht vor einer Vase mit Blumen. Den Muff steckt sie gerade in die Kleidertruhe, weil sie ihn nun nicht mehr brauchen wird. Auf jedem der Originalwerke steht ein Gedicht von Henry Peacham in Englisch und Latein. Wir haben die Gedichte ins Tschechische übersetzt. Die Frauenfigur, die den Sommer symbolisiert, schützt sich mit einem Schleier vor der Sonne und hat einen Fächer in der Hand. Der Herbst wird durch Obst dargestellt, das im Herbst reift – wie Trauben oder Äpfel. Und die Frauenfigur, die den Winter symbolisiert, trägt schließlich einen Pelzmantel. Zudem liegt auf einem Tisch eine Maske, mit der man sein Gesicht vor Frost geschützt hat.“



Gute Katze,  die nicht nascht  (Foto: Martina Schneibergová)
Hollars Werke sind von der Prager Nationalgalerie ausgeliehen worden. Den Zyklus der vier Jahreszeiten ergänzen Briefmarkenentwürfe sowie einige historische Kleiderstücke, die aus dem Kunstgewerbemuseum stammen.

In der Ausstellung darf natürlich auch eine der bekanntesten Zeichnungen von Václav Hollar nicht fehlen: Das Motiv der guten Katze, die nicht nascht, wurde für die Ersttagsbriefe benutzt. Die Kuratorin:

„Auf der Zeichnung ist jedoch ein Ozelot abgebildet und keine Katze. Dies lässt sich am Kopf und den sehr spitzigen Ohren des Tieres erkennen.“

Gezeigt werden zudem Briefmarken, die 2007 anlässlich des 400. Geburtstag von Václav Hollar erschienen sind.

Die Ausstellung über Václav Hollar im Postmuseum ist bis 1. Oktober zu sehen. Das Museum befindet sich in der Straße Nové Mlýny im ersten Prager Stadtbezirk. Es ist täglich außer montags von 9 bis 17 Uhr geöffnet.