Eishockey: Kometa Brünn strebt den Hattrick an

Kometa Brünn (Foto: ČTK / Libor Zavoral)

Seit Freitag ist die Welt aus Sicht der tschechischen Sportfans wieder komplett. Denn da ist auch die Eishockey-Extraliga in die neue Saison gestartet.

Kometa Brünn  (Foto: ČTK / Libor Zavoral)
Die tschechische Eishockey-Extraliga ist vor drei Tagen in ihre 26. Saison gestartet. Zusammen mit den Spielzeiten, die in der ehemaligen Tschechoslowakei ausgetragen wurden, ist es aber bereits der 81. Jahrgang für die höchste Eishockey-Spielklasse des Landes. In der vergangenen Saison hat der HC Kometa Brünn seinen Titel aus dem Vorjahr nicht nur verteidigt, sondern ebenso einen neuen Rekord aufgestellt. Das unterstrich auch Liga-Chef Josef Řezníček vor dem Start der neuen Spielzeit:

„Das bedeutet, dass sich Kometa Brünn mit 13 Meisterschaften an die Spitze aller Titelträger gesetzt hat. Interessant ist auf der anderen Seite, dass von den 14 Mannschaften, die in dieser Saison in der Extraliga spielen, drei noch nie Meister geworden sind. Diese Mannschaften sind BK Mladá Boleslav, Mountfield HK und Piráti Chomutov.“

Auf der Pressekonferenz vor Saisonbeginn verkündete Řezníček zudem, dass alle 14 Teilnehmer ohne Auflagen startberechtigt sind:

Josef Řezníček  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Die Lizenz haben alle 14 Clubs erhalten, die sich in der vergangen Saison sportlich für den aktuellen Wettbewerb qualifiziert haben. Was mich besonders freut, ist die finanzielle Basis, mit der die Vereine in die neue Saison gehen. In dieser Hinsicht hatten wir überhaupt keine Einwände, alle Verpflichtungen aus der letzten Spielzeit waren bis zum Stichtag, dem 31. Juli, beglichen. Wir sehen also auch im Wirtschafsgebaren eine Aufwärtsentwicklung in der Liga.“

Und noch ein weiterer Faktor stehe der Liga gut zu Gesicht – die Zunahme der Zuschauerzahlen. Dies sei ein deutlicher Ausdruck für die Attraktivität dieses Wettbewerbs, merkte Řezníček an. Zugleich äußerte einen Wunsch:

„Mich würde freuen, wenn wir in der Hauptrunde der neuen Saison die Marke von zwei Millionen Besuchern knacken. Ich warte es ab und lasse mich überraschen. Sollte es keine gute Weiterentwicklung geben, werden wir uns damit befassen.“

Foto: ČT24
Doch man darf durchaus optimistisch sein: Mit einen Schnitt von 5455 Zuschauern pro Spiel hat die Extraliga in der vergangenen Saison einen neuen Rekord aufgestellt. Es war zudem der zweite Höchstwert binnen drei Jahren.

Weil die Liga ausgeglichen ist, dürfte zudem wieder viel Spannung geboten sein. Als heiße Kandidaten auf den Meistertitel werden mindestens fünf Mannschaften gehandelt. Dies sagte Miroslav Hora, Buchmacher beim Wettbüro Tipsport:

„Selbst weniger erfahrene Buchmacher und möglicherweise auch Laien, sehen einen Club ganz vorn: den HC Kometa Brünn. Der Titelverteidiger wird mit einem Kurs von 5,5:1 gehandelt. Auch vor der vergangenen Saison lagen die Brünner auf Platz eins, und das sogar mit einem für sie noch besseren Kurs. Doch man sagt, den Titel zu verteidigen sei schwer. Dies noch ein weiteres Mal zu schaffen, ist aber noch schwieriger. Erster Verfolger des Meisters ist sein letzter Finalgegner Třinec mit einem Kurs von 6:1. Danach folgen zwei Teams aus Böhmen – Liberec und Sparta Prag – mit einem Kurs von jeweils 7:1. Die Top 5 werden abgeschlossen von den Indianern aus Pilsen, ihr Kurs liegt bei 8,5:1.“

Illustrationsfoto: Barbora Němcová
Hora informierte ebenso, wer wohl die geringsten Chancen auf den Titel hat:

„Am Ende des Feldes liegen die Eishockeycracks aus Karlsbad, die somit der größte Außenseiter sind. Der Aufsteiger hat einen Kurs auf den Titel von 150:1.“

Auch die meisten Sport-Experten halten Kometa Brünn für prädestiniert, in dieser Saison den Titel-Hattrick zu schaffen. Dieses Kunststück ist zuvor nur fünf Vereinen gelungen, darunter waren aber die Brünner selbst in den 1950er und 1960er Jahren. Auch Liga-Chef Řezníček bekennt, dass an dem Verein aus Südmähren kein Weg vorbeiführt. Er selbst hält diesmal jedoch das Team von Sparta Prag für befähigt, nach der Krone zu greifen.

Ein gewichtiger Grund dafür ist vermutlich der neue Coach der Hauptstädter, der zweifache Stanley-Cup-Sieger Uwe Krupp. Der 53-jährige Kölner genießt aufgrund seiner Erfolge als Aktiver und Trainer sehr großen Respekt. Das bestätigen auch die Sparta-Spieler. Einer der erfahrensten von ihnen ist Angreifer Lukaš Pech. Er sagt, was sich gegenüber der Vorsaison, in der Sparta nur Zehnter wurde, nun im Team geändert hat:

Lukáš Pech  (Foto: Fabien Perissinotto,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)
„Es ist ein neuer Impuls, den wir bekommen haben. Es ist ein neuer Coach, er spricht Englisch, und auch unsere Spielweise ist etwas anders als zuvor. Uwe Krupp gibt allen Spielern des Kaders den gleichen Raum, sich im Training und im Wettkampf zu zeigen. Er schaut dabei nicht auf die Vergangenheit, sondern gibt jedem eine faire Chance.“

Nach achtwöchiger harter Trainingsarbeit hat Uwe Krupp am Freitag im Heimspiel gegen Mountfield HK als Sparta-Trainer sein Debüt gegeben. Kurz vor der Premiere sagte er im Interview für Radio Prag.

Herr Krupp, wir stehen drei Tage vor dem Punktspielbeginn in der Extraliga, was für Sie Neuland ist. Wie fiebern Sie dieser Premiere entgegen?

Uwe Krupp  (Foto: ČTK / Kateřina Šulová)
„Wir freuen uns natürlich auf die Saison. Wir haben jetzt acht Wochen Training hinter uns. Das ist eine ziemlich lange Zeit, und eine Saisonvorbereitung, die in etwa um zwei Wochen länger ist als in Deutschland. Jetzt aber fiebern meine Jungs und ich dem Saisonauftakt entgegen. Wir freuen uns auf das erste Spiel und dass es losgeht.“

In den acht Wochen, in denen Sie mit ihren neuen Spielern trainiert haben, welchen Eindruck haben Sie von der Mannschaft bekommen?

„Es ist eine hart arbeitende Mannschaft. Die Jungs sind fokussiert und mit Elan bei der Sache. In den Vorbereitungsspielen haben sie die Dinge, an denen wir arbeiten, schon ganz gut umgesetzt. Sicher, es gibt immer noch Sachen, die wir verbessern wollen und müssen, doch insgesamt stimmen mich die ersten acht Wochen recht positiv. Obwohl bisher noch keine entscheidenden Spiele absolviert wurden, sondern alles nur Vorbereitung war, sieht das Ganze schon sehr ordentlich aus.“

Sparta Prag  (Foto: ČTK / Jaroslav Ožana)
Nach den Eindrücken, die Sie nach dem ersten Training gewonnen hatten, sprachen Sie davon, die Mannschaft sei laufstark, brauche aber noch eine eigene Identität. Sind Sie auf diesem Weg schon vorangekommen?

„Es ist in jeder Vorbereitung eine wichtige Komponente, dass die Jungs einen Weg finden, wie sie ihre Spiele bestreiten. Ich glaube, da sind wir ein gutes Stück vorangekommen.“

Ihre Mannschaft hat von zehn Vorbereitungsspielen sieben gewonnen und nur eines in der regulären Spielzeit verloren. Gab es darunter auch Begegnungen, in denen das Team in seiner Spielweise schon nahe an Ihre Vorstellungen herangekommen ist?

Jan Buchtele  (rechts). Foto: Fabien Perissinotto,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0
„Ja, doch. Ich glaube, gerade in unseren beiden letzten Partien beim Turnier in Graz haben wir gut gespielt. Aber auch vorher gab es Spiele, die mir gefallen haben. Die Mannschaft hat sich wirklich vom ersten Match an richtig reingehängt, hat großen Willen und Kampfgeist gezeigt. Mein Eindruck ist: Die Aspekte, an denen wir gearbeitet haben, einschließlich der Veränderungen, die vorgenommen wurden, Vieles davon hat die Mannschaft gut umgesetzt.“

Zwei wichtige Spieler aber haben Ihnen in der Vorbereitung über weite Strecken gefehlt, und zwar Jan Buchtele und Daniel Přibyl. Wie sehr haben Sie Ihnen gefehlt?

„Beide sind natürlich potenziell sehr wichtige Spieler für uns. Buchtele ist wieder zurück im Training, sein Einsatz in Graz wurde allerdings durch eine Erkrankung verhindert. Daniel hat Knieprobleme. Sein Knie fühlt sich zwar schon etwas besser an, doch es braucht immer noch Zeit, bis er wieder zu 100 Prozent einsatzfähig ist. Das sind zwei wertvolle Akteure, doch ich denke, es ist wichtiger, über die Spieler zu sprechen, die auf dem Eis stehen, als über die, die im Moment nicht zur Verfügung stehen. Wir wissen, dass Jan und Daniel gut sind, ansonsten stünden sie bei Sparta nicht unter Vertrag.“

HC Pilsen  (Foto: ČTK / Miroslav Chaloupka)
Mit welchen Ambitionen gehen Sie und Ihr Team in die neue Saison?

„Für eine Mannschaft wie Sparta ist das Ziel immer ganz klar: Am Ende, wenn der Titel vergeben wird, will man dabei auch ein Wörtchen mitreden. Doch wir wissen, bis dahin ist es ein langer Weg, und es gibt viele gute Mannschaften in dieser Liga. Jetzt geht es zunächst darum, ordentlich zu starten.“

Wen erwarten Sie als Ihre stärksten Gegner?

„Man erkennt es bereits in der Champions Hockey League, wer in Tschechien was drauf hat. Man sieht, dass Brünn sehr stark ist, auch Pilsen hat eine sehr gute Vorbereitung hingelegt. Hradec Králové ist gut, Třinec ist gut. Also ich muss sagen, ähnlich wie in Deutschland könnte man sechs, sieben Teams nennen, die vorne mitspielen. Der Unterschied wird also nicht so groß sein, dass es einen Ausreißer geben wird.“

Uwe Krupp  (rechts). Foto: ČTK / Jaroslav Ožana
Wie sehr freuen Sie sich auf die neue Liga, die neuen Arenen und das tschechische Umfeld?

„Das ist einfach super. Als Trainer lernst du immer von deinen Spielern, von dort bekommt man die ersten Eindrücke. Doch man merkt sofort, dass man hier in einem Eishockeyland ist. Egal, in welche Arena man auch kommt, man spürt, dass es hierzulande eine lange Tradition gibt. Und man sieht, dass die Bedingungen für die Spieler sehr gut sind, selbst in den ganz kleinen Städten.“

Haben Sie daher in den ersten acht Wochen auch schon bestätigt bekommen, dass Ihre Entscheidung, hierher nach Tschechien zu kommen, die richtige war?

„Das war mir im Grunde schon vorher klar, dass es eine gute Entscheidung ist. Sonst hätte ich es nicht gemacht. Von daher gehe ich natürlich mit Optimismus an die Sache heran, und bisher bin ich nicht enttäuscht.“

Bei seinem Debüt in Tschechien hat Uwe Krupp übrigens gewonnen. Sparta Prag besiegte Hradec Králové / Königgrätz mit 4:0.

Autor: Lothar Martin
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