Eishockey-WM: Tschechische Mannschaft steigert sich im Turnierverlauf

Gruppenspiel gegen Österreich (Foto: ČTK)

Bei der Eishockey-WM in Dänemark stehen die Entscheidungen unmittelbar bevor. Und die junge tschechische Mannschaft ist dabei, wenn am Donnerstag mit dem Viertelfinale die K.o.-Phase beginnt.

Josef Jandač  (Foto: ČTK)
Der tschechische Eishockey-Nationaltrainer Josef Jandač hat eine ziemlich junge Mannschaft für die Eishockey-Weltmeisterschaft in Dänemark nominiert. Im Kader sind unter anderem fünf WM-Neulinge, die sich erst an das große Rampenlicht gewöhnen mussten. Das hatte Trainer Jandač jedoch einkalkuliert:

„Wir haben einige Akteure in unseren Reihen, die ihre erste WM spielen. Zu Beginn des Turniers waren sie noch etwas nervös, das ist ganz normal. Deshalb haben wir auch gesagt, wir werden irgendwie in die WM starten und uns dann verbessern. Ich denke, so kam es auch – bis auf das heutige Spiel, in dem wir nicht optimal agiert haben.“

Gruppenspiel gegen Österreich  (Foto: ČTK)
Jandač meinte damit das abschließende Gruppenspiel gegen Österreich, das die tschechische Mannschaft nach einer scheinbar sicheren 4:1-Führung nur knapp mit 4:3 gewann. Am Ende war es aber der sechste Sieg in sieben Spielen, womit das Team um Kapitän Roman Červenka in der Gruppe A den dritten Platz belegte. Und nach einem holprigen Auftakt konnte sich die Mannschaft tatsächlich steigern. Dem 3:2 nach Verlängerung gegen die Slowakei und dem 2:3 gegen Schweden folgten nämlich zwei Overtime-Siege über die Schweiz und Russland. Besonders das 4:3 nach Verlängerung gegen die Sbornaja sorgte für Aufsehen. In dieser Partie wirkten zum ersten Mal die nachnominierten NHL-Cracks David Krejčí und David Pastrňák mit, und das war zu spüren. Krejčí war an allen vier Toren beteiligt, Pastrňák erzielte zwei Treffer, darunter das Siegtor zum 4:3. Die starke Vorstellung der beiden Stürmer lobte dann auch Mitspieler Michal Řepík:

David Pastrňák  (links). Foto: ČTK
„Beide sind aufeinander eingestellt, der eine weiß meist schon vorher, was der andere vorhat. Es sind hervorragende Spieler, und ich kann nur den Hut davor ziehen, was sie heute gezeigt haben. Wir sind froh, beide im Team zu haben.“

Řepík & Co. waren darüber erfreut, dass Krejčí und Pastrňák quasi auf Knopfdruck groß aufspielten, und dies nach einer anstrengenden Anreise aus Amerika mit nur zwei Stunden Schlaf. Beide Angreifer spielen in der NHL für die Boston Bruins, die im Viertelfinale des Stanley Cups an Tampa Bay gescheitert sind. Darüber waren sie sehr enttäuscht, und deswegen wollte Pastrňák eigentlich schon den Kopf in den Sand stecken und die laufende Saison abhaken. Doch es kam anders, schilderte der 21-Jährige in Kopenhagen:

David Krejčí  (Foto: ČTK)
„Krejčí spielte dabei eine große Rolle. Ich wollte nur zur WM kommen, wenn auch er spielt, und Krejčí sagte zu. In Boston haben wir diese Saison zwar nur selten in einer Formation zusammengespielt, doch in meinem ersten Jahr bei den Bruins war das der Fall gewesen. Deswegen sind wir auf dem Eis schon in gewisser Weise eingespielt und nun froh darüber, dies auch zeigen zu können.“

Mit den beiden NHL-Profis aus Boston hat die tschechische Mannschaft zweifellos an Stärke gewonnen. Doch sie musste leider auch schon einen Abgang vermelden. In der Begegnung mit Weißrussland verletzte sich Angreifer Andrej Nestrašil so schwer an der Schulter, dass er beim ersten Training danach aufgeben musste:

„Die Gesundheit geht vor. Wenn ich weiter mitspielen würde, könnte ich nur 15 bis 20 Prozent meiner Leistung bringen, und das hat keinen Sinn. In der Mannschaft haben wir genug Spieler, die zu 100 Prozent fit sind. Von daher ist es besser, wenn sie spielen und nicht ich.“

Und eine Leistung, in der die tschechische Mannschaft ihr Potenzial vollständig abruft, wird am Donnerstag auch benötigt. Dann treffen die Schützlinge von Coach Jandač im Viertelfinale in Herning auf den Zweiten der Gruppe B. Wer dieser Gegner sein wird, entscheidet sich erst am Dienstagabend. Am wahrscheinlichsten aber ist, dass es Finnland oder Kanada werden.


Fußball: Meistersuche geht weiter – Slavia Prag gewinnt Landespokal

Viktoria Pilsen - 1. FC Slovácko  (Foto: ČTK)
Auch in der ersten Liga im tschechischen Fußball sind bisher noch keine Entscheidungen gefallen. Spitzenreiter Viktoria Pilsen hätte am Samstag mit einem Heimsieg gegen den 1. FC Slovácko dem fünften Titelgewinn schon ein gutes Stück näher kommen können. Die Westböhmen erreichten indes nur ein 1:1, weshalb Titelverteidiger Slavia Prag nach einem 2:0-Sieg gegen den Lokalrivalen Dukla Prag bis auf vier Punkte an die Bierstädter herankam. Dennoch haben die Pilsener weiter alles in der eigenen Hand: Mit einem Sieg am Samstag zu Hause gegen Teplice können sie den Gewinn der Meisterschaft perfekt machen.

Slavia Prags Endspurt kommt möglicherweise also zu spät. Dafür hielten sich die Hauptstädter im Wettbewerb um den Landespokal schadlos. Nach vier Siegen, von Runde 3 bis zum Halbfinale, hatten sie sich bis in das Endspiel vorgekämpft. Dort trafen sie auf den FK Jablonec nad Nisou, der in der Vorschlussrunde Pokalverteidiger Fastav Zlín eliminierte.

Slavia gewann die Partie mit 3:1  (Foto: ČTK)
Das Finale wurde am vergangenen Mittwoch in Mladá Boleslav ausgetragen. Slavia war von Anpfiff an die spielbestimmende Mannschaft und gewann die Partie mit 3:1. Es ist der erste Pokalsieg der Prager nach 16 Jahren. Entsprechend groß war die Freude bei den Fans der Rot-Weißen beim Abpfiff. Mit Sprechchören feierten sie ihre Helden, dabei aber einen ganz besonders – Stanislav Tecl:

„Bei mir ist es noch länger her als 16 Jahre, denn ich habe den Pokal vorher noch nie gewonnen. Das ist ein tolles Gefühl. Jeder Team-Erfolg ist ein schönes Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst“,

sagte der zweifache Torschütze. Hocherfreut über den Ausgang des Spiels war auch Slavia-Trainer Jindřich Trpišovský. Er hatte die Mannschaft erst in der Winterpause übernommen. Deshalb bedankte er sich vor der Presse auch bei seinem Vorgänger Jaroslav Šilhavý und dessen Assistenten:

Jindřich Trpišovský  (Foto: ČTK)
„Wir wussten, wie lange sich Slavia nach diesem Pokal gesehnt hat. Und diese Erwartungen wollten wir erfüllen. Zudem haben wir die Arbeit des vorherigen Trainerstabs erfolgreich zu Ende gebracht. Unter ihm hat die Mannschaft im Herbst zwei Spiele gewonnen.“

Der Coach des unterlegenen Gegners, Petr Rada, zollte dem Sieger seinen Respekt:

„Nach diesem Spiel fahren wir traurig nach Hause. Slavia aber hat das Finale verdient gewonnen. Die Prager waren einfach hungriger auf den Erfolg.“

Eine der Stützen im Team des Siegers war Torhüter Ondřej Kolář, der ebenso erst im Winter aus Liberec zu den Rot-Weißen stieß. Und nach nur vier Monaten hatte er nun gleich einen Grund, um mit den Slavia-Fans zu feiern. Hat er es genossen?

Ondřej Kolář  (Foto: ČTK)
„Auf jeden Fall! Aus Liberec bin ich daran nicht gewöhnt, doch die Sprechchöre und Gesänge mit den Fans genieße ich sehr. Ich habe mich schon dabei ertappt, dass ich mitsinge. Das ist unglaublich.“

Slavia Prag hat den Landespokal zum achten Mal gewonnen. Damit haben sich die Hauptstädter für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert. Doch sie wollen mehr: Als Zweiter der Liga können sie an der Qualifikation zur Champions League teilnehmen. In diesem Fall rutscht der Drittplatzierte in der Liga automatisch in die Europa League nach.

Autor: Lothar Martin
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