Eva Samková neue Weltmeisterin im Snowboardcross

Eva Samková (Foto: ČTK / AP Photo / Tyler Tate)

In Tschechien konnte vor drei Tagen lauthals gejubelt werden: Olympiasiegerin Eva Samková wurde nämlich zum ersten Male auch Weltmeisterin im Snowboardcross. Weniger rosig aus tschechischer Sicht sieht es hingegen im Herrentennis und im Skispringen aus.

Eva Samková  (Foto: ČTK / AP Photo / Tyler Tate)

Eva Samková  (Foto: ČTK / AP Photo / Tyler Tate)
Immer mehr Tschechen schwingen sich im Winter aufs Snowboard. Dies ist nicht zuletzt das Verdienst zweier starker Frauen: Eva Samková und Ester Ledecká. Samková war die Erste, die 2014 in Sotschi mit ihrem Olympiasieg im Snowboardcross auf sich aufmerksam machte. Ledecká folgte ihr vier Jahre später in Pyeongchang mit Gold im Parallelriesenslalom. Auch Samková ging in Südkorea nicht leer aus, sie holte Bronze im Cross. Doch da war die zwei Jahre jüngere Ledecká ihrer Landsfrau schon einen Schritt voraus – sie ist in ihrer Disziplin ebenso zweifache Weltmeisterin. Samková hingegen blieb ein solcher Erfolg bisher versagt. Bei vier Anläufen reichte es nicht zu einer Medaille, der fünfte Rang 2011 in La Moline war ihre beste Platzierung. Bis zum vergangenen Freitag. Bei der Weltmeisterschaft im US-amerikanischen Park City war die Snowboarderin aus Vrchlabí / Hohenelbe in bestechender Verfassung. Sie gewann die Qualifikation, die folgenden Ausscheidungsläufe und setzte ihrer Leistung mit dem souveränen Sieg im Finale dann die Krone auf. Im Ziel ließ Samková schließlich ihrer Freude freien Lauf:

Eva Samková  (Foto: ČTK / AP Photo / Tyler Tate)
„Auf dem Schlusshang habe mich umgeschaut, die Konkurrentinnen aber nicht gesehen. Deshalb bin ich schon jubelnd über die Ziellinie gefahren. Auf einmal dachte ich, hoffentlich hat mich in meinem Rücken nicht noch jemand überholt. Das war eine kleine Dummheit von mir, aber ich hatte doch schon einen gehörigen Vorsprung. Von daher ist alles gut.“

Die beiden Trainer von Eva Samková, Marek Jelínek und Jakub Flejšar, halten große Stücke auf ihren Schützling. Laut Flejšar hat die 25-Jährige die beste Fahrtechnik von allen Snowboarderinnen ihrer Disziplin. Und weil sie diesmal, bei ihrem fünften WM-Start, vor Selbstbewusstsein strotzte, hatte auch Flejšar ein gutes Gefühl:

„Vom ersten Rennen an bis zum Finale einschließlich aller Trainingseinheiten lief es blendend bei ihr. Eva glaubte an sich und war bester Laune. Wir haben ihr deshalb einen goldenen Schnurrbart aufgemalt, weil wir von ihrem Sieg überzeugt waren.“

Eva Samková  (Mitte). Foto: ČTK / AP Photo / Tyler Tate
Eva Samková ist in der internationalen Snowboardcross-Szene für ihre Späße bekannt, und so zählt ein für die Rennen aufgemalter Schnurrbart bereits zu ihren Markenzeichen. Sehr oft hat das der dreifachen Junioren-Weltmeisterin auch Glück gebracht, auf den ersten Titelgewinn bei den Seniorinnen aber musste die Tschechin länger warten. Daher weiß sie den Sieg in Park City auch sehr zu schätzen:

Bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr war ich nicht in bester Form, von daher war es mir wichtig, es diesmal besser zu machen. Ich bin froh, dass mir das gelungen ist. Ich musste lange auf den WM-Titel warten, aber die Durststrecke hatte auch einen Sinn. Nun weiß ich, es war gut, nicht nachzulassen, denn man bekommt nichts geschenkt.“

Als Lohn für ihre Hartnäckigkeit durfte Eva Samková jetzt auch bei einer WM die Siegerehrung auskosten.


Tschechiens Davis-Cup-Team verpasst Finalturnier in Madrid

Jiří Veselý und Lukáš Rosol  (Foto: ČTK / Jaroslav Ožana)
Keinen Grund zur Freude hatten am vergangenen Wochenende dagegen die tschechischen Tennisspieler. In der Qualifikationsrunde für das diesjährige Finalturnier im Davis Cup unterlagen sie der Mannschaft aus den Niederlanden zu Hause in Ostrava / Ostrau mit 1:3. In den Jahren 2012 und 2013 hatte die Tschechen die große Salatschüssel noch gewonnen, doch spätestens seit 2015 geht es bergab. Der Grund: Top-Spieler Tomáš Berdych gibt seiner Solo-Karriere den Vorzug, und Routinier Radek Štěpánek hat seine aktive Laufbahn inzwischen beendet. Die beiden Siegertypen haben mit ihrem Abschied eine gewaltige Lücke hinterlassen. Und diese konnten die an ihre Stelle nachgerückten Spieler Jiří Veselý und Lukáš Rosol bislang nicht füllen. Veselý bezwang zwar im Auftaktduell mit erheblicher Mühe den Niederländer Tallon Griekspoor in drei Sätzen, doch danach hatte Rosol gegen die Nummer eins der Oranje, Robin Haase, keine Chance.

Jaroslav Navrátil  (Foto: ČTK / Jaroslav Ožana)
Umso wichtiger wurde das Doppel, das als erste Partie am Samstag ausgespielt wurde. Veselý und Rosol unterlagen nach großem Kampf im Tie-Break des dritten Satzes dem holländischen Duo Robin Haase und Jean-Julien Rojer mit 1:2 Sätzen, so dass Tschechien mit dem gleichen Zwischenstand im Rückstand lag. Veselý, der unter Schmerzen spielte, konnte verletzungsbedingt nicht mehr zu seinem zweiten Einzel antreten. Von daher gab Team-Kapitän Jaroslav Navrátil seinem Youngster Jiří Lehečka eine Chance. Und der 17-Jährige bestand seine internationale Feuertaufe mit Bravour, wenn auch nicht erfolgreich. Gegen den favorisierten Haase verlor er erst nach drei Sätzen mit 4:6, 6:2 und 3:6. Damit führten die Niederlande uneinholbar mit 3:1, das vierte Einzel fand nicht mehr statt. Tschechien muss nun zum vierten Male binnen fünf Jahren in der Relegation um den Verbleib in der Weltgruppe spielen. Das ist auch für Team-Kapitän Navrátil deprimierend. Aufgrund der Leistung von Lehečka blickt dieser indes auch etwas optimistisch in die Zukunft:

Jiří Lehečka  (Foto: ČTK / Petr Sznapka)

„Wir werden zwei junge Spieler ins Team holen, denn mit Patrik Rikl, Tomáš Macháč, Jiří Lehečka, Dalibor Svrčina und Jonáš Forejtek verfügen wir über gute Talente. Diese fünf Jungs haben alle ihre Chance.“


Janda: Schanzen in Harrachov müssen bis 2024 repariert sein

Schanzen in Harrachov  (Foto: PatrikPaprika,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0)
Eine tschechische Erfolgsgeschichte des Wintersports schrieb über mehrere Jahrzehnte das Skispringen. Athleten wie Jiří Raska, Pavel Ploc oder Jakub Janda waren echte Champions. Und auch als Veranstalter internationaler Skisprungwettbewerbe konnte sich Tschechien sehen lassen. Die Schanzen in Harrachov / Harrachsdorf, und mit Abstrichen die Anlage unter dem Jeschken bei Liberec / Reichenberg, boten die Garantie für tollen Sport und gute Unterhaltung.

Dem ist nicht mehr so. Es fehlt an guten Skispringern, aber noch mehr an intakten Sportstätten, auf denen sie trainieren könnten. Gerade Harrachov ist dafür ein negatives Beispiel. Vor fünf Jahren wurden sowohl die Flugschanze als auch die Großschanze in dem Riesengebirgsort wegen Baufälligkeit gesperrt. Mittlerweile hat sich dieser Zustand sogar noch verschlechtert. Daher musste der Weltcupgewinner und Vierschanzentournee-Sieger der Saison 2005/06, Jakub Janda, erst neulich konstatieren:

„Gegenwärtig ist keine Schanze im Winterbetrieb, so dass wir nicht auf Schnee trainieren können. Als im März vorigen Jahres die Leitung der Sektion Skispringen beim tschechischen Skiverband neu besetzt und ich deren Chef wurde, gerieten wir sogleich in eine unangenehme Lage. Auch die Normalschanze in Harrachov wurde gesperrt. Gerade Harrachov ist wegen seiner Schneesicherheit der Standort, an dem wir im Winter jederzeit springen konnten. Für uns war das ein schwerer Schlag.“

Jakub Janda: „Die FIS hat Interesse an Harrachov. Dieser Ort hat einen guten Ruf, und deshalb soll hier nach Möglichkeit im Jahr 2024 die Weltmeisterschaft im Skifliegen ausgetragen werden. Bis dahin muss die Flugschanze repariert und saniert sein.“

Bei der Frage nach den Gründen für diese Misere muss Janda nicht lange überlegen:

„Da müssen wir so 15 oder 20 Jahre zurückgehen, um der Sache auf die Spur zu kommen. Man hat die Wartung der Anlagen grob vernachlässigt. Ich will aber nicht behaupten, dies sei ein Versagen der örtlichen Sportfunktionäre. Denn die Instandhaltung der Schanzen ist teuer. Sofern sich an der Finanzierung nicht mehrere Geldgeber wie die Stadt, die regionale Verwaltung und der Staat beteiligen, ist das nicht zu schaffen.“

Aber Janda wirft deshalb die Flinte nicht ins Korn. Im Gegenteil, im tschechischen Parlament sitzen derzeit mit ihm und dem Eishockey-Olympiasieger von Nagano, Milan Hnilička, gleich zwei ehemalige Spitzensportler, die die Lage des nationalen Sports verbessern wollen. Hnilička engagiert sich stark für die Gründung einer nationalen Sportagentur und könnte deren erster Vorsitzender werden. Janda plädiert sogar für ein eigenes Sportministerium. Auf dem Tisch liegt dazu auch schon das Versprechen der Regierung, eine dieser Institutionen mit einer Summe von bis zu fünf Milliarden Kronen (190 Millionen Euro) finanziell zu unterstützen. Und Janda weiß, in welchen Bereich er einen Teil dieses Geldes investieren würde:

Roman Koudelka und Jakub Janda  (Foto: Tomáš Kohout,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Wir haben einige Skisprungzentren. Natürlich ist Harrachov für uns von tragender Bedeutung. Doch auch in die kleineren Anlagen wie Frenštát, Lomnice und Rožnov muss investiert werden. Wir müssen die Infrastruktur verbessern, das ist unsere einzige Chance.“

Dass die Instandsetzung der Schanzen in Harrachov dabei die wichtigste Aufgabe sei, liege auf der Hand, ergänzt Janda:

„Der Internationale Skiverband hat Interesse an Harrachov. Dieser Ort hat einen guten Ruf, und deshalb soll hier nach Möglichkeit im Jahr 2024 die Weltmeisterschaft im Skifliegen ausgetragen werden. Bis dahin muss die Flugschanze repariert und saniert sein.“

Ähnlich wie im Herrentennis gehören die tschechischen Skispringer gegenwärtig nicht mehr zur absoluten Weltelite. Mit einer Ausnahme: Roman Koudelka. Mit einem hervorragenden vierten Platz beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen meldete sich der 29-Jährige nach einem längeren Formtief eindrucksvoll im Konzert der Besten zurück. Die diesjährige Vierschanzentournee beendete er als Gesamtfünfter, im Weltcup liegt Koudelka derzeit auf Platz 12. Jakub Janda schöpft daher wieder etwas Hoffnung:

Roman Koudelka  (Foto: ČTK / AP Photo / Matthias Schrader)

„Roman bot bei der Tournee eine phänomenale Leistung. Mich wurmt jedoch ein wenig, dass unsere anderen Springer noch hinter ihm zurückbleiben. Ich glaube aber, schon bald kommt die Zeit, in der wir wieder einen Springer unter den Top 10, mindestens zwei unter den besten Zwanzig und regelmäßig drei bis vier Springer unter den Top 30 etablieren werden.“

Autor: Lothar Martin
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