Fußball-WM-Qualifikation: Tschechiens Kicker stehen mit dem Rücken zur Wand
Der nun folgende Sportreport steht ganz im Zeichen von "König Fußball". Für die tschechische Fußball-Nationalmannschaft geht es nämlich in diesen Tagen bereits um Alles oder Nichts in der Qualifikation für die WM-Endrunde 2006 in Deutschland. Lothar Martin bringt Sie auf den aktuellen Stand.
Ja, der Elfmeter, den Tomas Rosicky in der 30. Minute beim Stand von 0:0 nicht verwandeln konnte, war nach der Begegnung das Gesprächsthema Nummer eins. Tschechiens Verteidiger Zdenek Grygera sah aber auch noch andere Szenen, die Spiel entscheidend waren:
"Ganz sicher ist die Enttäuschung groß, denn in der zweiten Halbzeit waren wir ziemlich Spiel bestimmend. Nur leider ist uns kein Tor gelungen, mit dem wir ins Spiel zurückgekommen wären, um dann noch die Wende zu schaffen. Uns fehlte auch etwas das Glück, denn nachdem wir den Strafstoß nicht nutzen konnten, bekamen wir quasi im Gegenzug das 0:1 und kurz darauf nach einem Eckball das 0:2. Das war sehr unangenehm, und es war doppelt schade, dass der Referee unserem zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer die Anerkennung wegen angeblichen Abseits versagte."Edwin van der Saar, der glänzend haltende holländische Keeper, der mit dem von ihm parierten Elfer den Grundstein für den Auswärtssieg seines Teams gelegt hatte, wusste wiederum hervorzuheben, dass die tschechische Mannschaft trotz ihrer vielen Verletzungsausfälle ein starker und unbequemer Gegner war:
"Ganz sicher hat den Gastgebern Jan Koller sehr gefehlt, aber auch Milan Baros ist ein sehr guter Stürmer, mit dem wir so unsere Probleme hatten. Das tschechische Team hat alles versucht, doch wir haben insbesondere im Mittelfeld und in der Abwehr hervorragend dagegen gehalten. Die Tschechen aber werden in Finnland gewinnen."
Eine Aussage, die der Trainer der unterlegenen Mannschaft, Karel Brückner, sehr gern gehört haben wird. Doch Brückner wäre nicht Brückner, wenn er das auf dem Platz erkennbare Kräfteverhältnis nicht richtig einordnen würde:
"Ja, ich habe dem Trainer unseres Kontrahenten bereits zum Sieg und der damit sicheren Qualifikation zur Weltmeisterschaft gratuliert. Das holländische Team ist wirklich gut zusammengesetzt und stark. Dagegen haben unsere Mittel heute nicht ausgereicht."
Während die tschechische Mannschaft in der Europa-Gruppe 1 also bis zur letzten Minute um ihre WM-Chance kämpfen und im Falle des erhofften Sieges in Finnland noch die Relegation gegen einen anderen Gruppen-Zweiten bestreiten muss, konnte auch Radio Prag dem sympathischen niederländischen Bondscoach Marco van Basten nach der Partie zur verdienten Teilnahme an der WM-Endrunde in Deutschland gratulieren:Herr van Basten, herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Qualifikation für die WM-Endrunde in Deutschland! Als Sie vor einem Jahr das Amt des Bondscoaches übernommen haben, haben Sie es Ihrer Mannschaft schon damals zugetraut, dass sie so phänomenal und ohne Niederlage in der WM-Qualifikation durchstarten würde, oder hat Sie das selbst überrascht?
"Das hat auch mich überrascht. Wir haben mit einem 2:0-Heimsieg über Tschechien begonnen. Der Sieg war gut, aber auch glücklich. Beim nächsten Spiel in Mazedonien reichte es für uns nur zu einem 2:2. Diese Begegnung war von unserer Seite nicht so gut, sondern ein bisschen problematisch. Aber danach sind wir von Spiel zu Spiel immer besser geworden, und daher glaube ich, dass wir auf einem guten Weg sind."
Was schätzen Sie an ihrer Mannschaft am meisten?
"Nun, das sind mehrere Dinge. Ich glaube zunächst einmal, dass wir im wahrsten Sinne des Wortes ein gutes Team sind, in dem sich Jeder auch für den Anderen einsetzt. Zudem haben wir eine noch relativ junge Mannschaft mit vielen jüngeren Spielern, die über einige Qualitäten verfügen. Offensiv haben wir wie stets viele Alternativen, aber inzwischen ist auch unsere Verteidigung sehr gut. Das ist ein wichtiges Merkmal, denn man muss im heutigen Fußball sowohl gut angreifen als auch gut verteidigen können. Das trifft auf uns doppelt zu, denn wir haben in der Vergangenheit nicht selten Probleme in der Abwehr gehabt."
Über den Ausgang des Spiels Finnland gegen Tschechien informieren wir Sie in unseren aktuellen Nachrichten.