Leichtathletik-WM: Nur eine Medaille, aber viel Zukunftshoffnung für Tschechiens Team

Barbora Špotáková (Foto: ČTK)

Die 13. Weltmeisterschaft der Leichtathleten im südkoreanischen Daegu ist schon wieder Geschichte. Die tschechische Mannschaft konnte die eigenen Erwartungen nicht ganz erfüllen. Wie vor zwei Jahren in Berlin kehrte sie auch diesmal nur mit einer Medaille nach Hause.

Barbora Špotáková  (Foto: ČTK)
Vor zwei Wochen haben wir Sie an dieser Stelle darüber informiert, dass der Cheftrainer der tschechischen Leichtathletik, Tomáš Dvořák, gern mit zwei Medaillen im Gepäck von der WM aus Daegu abreisen wollte. Es reichte aber nur zu einmal Silber, und wie vor zwei Jahren wurde es erneut von der derzeit besten tschechischen Athletin, der Speerwerferin Barbora Špotáková erkämpft. In einem grandiosen Wettkampf mit drei Würfen, die jenseits der 71-Meter-Marke landeten, musste sie sich am Ende nur ihrer großen Rivalin Maria Abakumowa beugen. Dabei schien Špotáková die lange mit einer Weite von 71,25 Meter führende Russin wie vor drei Jahren bei den Olympischen Spielen in Peking schlagen zu können. Im fünften Versuch schleuderte die Tschechin ihr Wurfgerät nämlich bis auf 71,58 Meter, doch die athletische Kontrahentin konterte noch im selben Durchgang. Mit der Siegerweite von 71,99 Meter verfehlte Abakumowa letztlich den Weltrekord von Špotáková nur um 29 Zentimeter, die Revanche für Peking aber ist ihr geglückt. Nach einem kurzen Schock konnte sich 30-jährige Barbora Špotáková aber auch über Silber freuen:

Barbora Špotáková  (Foto: ČTK)
„Ich bin dennoch höchst zufrieden, ja ich bin begeistert über meinen zweiten Platz mit solch einer Leistung.“

Begeistert oder zumindest zufrieden, dies wäre sicherlich auch Hürdenläuferin Zuzana Hejnová gewesen, wenn sie ihren Traum von einer WM-Medaille verwirklicht hätte. Noch nie standen die Vorzeichen für die 24-jährige Athletin so günstig wie diesmal. Denn zur WM war sie als Zweite der Weltjahresbestenliste in ihrer Disziplin, den 400 Meter Hürden, angereist. Ohne größere Mühe qualifizierte sich Hejnová dann auch für den Finallauf, doch in diesem belegte sie schließlich nur Platz sieben. Entsprechend niedergeschlagen war die Leichtathletin aus Liberec / Reichenberg:

Zuzana Hejnová  (links). Foto: ČTK
„Bei diesem Lauf haben mich zwei Faktoren entscheidend beeinflusst, zum einen das Wetter und zum anderen war ich gesundheitlich etwas angeschlagen. Auf der Zielgeraden hat mir die Kraft gefehlt, ich weiß nicht warum, denn auf die WM war ich gut vorbereitet. Meine Enttäuschung ist daher wirklich groß.“

Ebenfalls enttäuscht war der größte Athlet im tschechischen Team, der 1,96 Meter große Hochspringer Jaroslav Bába. Aufgrund seiner guten Form hatte er sich nämlich auch Medaillenchancen ausgerechnet, im spannenden Finale aber schrammte er mit Platz vier dann knapp am Edelmetall vorbei. Und das, obwohl er großartige 2,32 Meter übersprungen hatte. Zuvor hatte sich Bába jedoch einen zu großen Rucksack aufgeschnallt:

Jaroslav Bába  (Foto: ČTK)
„Mich ärgert besonders, dass ich die Medaille de facto selbst verspielt habe. Bei der Höhe von 2,29 Meter hatte ich zwei Fehlversuche, hätte ich diese Höhe gleich im ersten Versuch gemeistert, dann wäre ich wenigstens Dritter geworden. Das war mein Fehler.“

Und noch ein tschechischer Athlet musste in Daegu mit dem ungeliebten vierten Rang vorliebnehmen – Vítezslav Veselý. Der 28-jährige Speerwerfer aus Hodonín / Göding soll zusammen mit Petr Frydrych die Lücke schließen, die der dreimalige Olympiasieger und Weltmeister Jan Železný seit seinem Karriere-Ende vor fünf Jahren hinterlassen hat. In Daegu war Veselý so nah wie noch nie am Gewinn einer Medaille: Mit seiner finalen Weite von 84,11 Meter verfehlte er Bronze nur um 19 und Silber um 67 Zentimeter. Aber genau aus diesem Grund war auch Veselý mit sich nicht ganz zufrieden:

Vítězslav Veselý  (Foto: ČTK)
„Es fehlte nur ein Stück, doch man weiß nie, was im nächsten Jahr sein wird und wann man wieder eine solche Chance hat. Deswegen bin ich etwas traurig, dass ich die Gelegenheit nicht zu 100 Prozent genutzt habe. Die gesamte Saison über lande ich immer wieder auf dem vierten Platz, heute habe ich das leider bestätigt.“

Neben der Silbermedaille von Barbora Špotáková errangen die tschechischen Leichtathleten also einige Achtungserfolge, die Hoffnung für die Zukunft geben. Zehnkampf-Weltrekordler Roman Šebrle indes nähert sich mit großen Schritten dem Ende seiner überragenden Karriere. Den Zehnkampf in Daegu beendete der inzwischen 36-jährige Olympiasieger von 2004 und Weltmeister von 2007 nur noch als Vierzehnter. Dennoch will er bei den Olympischen Spielen im kommenden Jahr in London noch ein letztes Mal dabei sein.


Tschechiens Volleyballer wollen bei Heim-EM für Furore sorgen

KV Arena  (Foto: ČTK)
Ist man in der Leichtathletik mit dem Gewinn der einen Silbermedaille noch ganz knapp an einem möglichen Desaster vorbeigeschrammt, so wären die tschechischen Volleyballer überaus froh, wenn sie solch eine Plakette überhaupt wieder einmal gewinnen würden. Der letzte EM-Auftritt, bei dem sie mit Silber dekoriert nach Hause zurückkehrten, liegt nämlich schon 26 Jahre zurück. Und der letzte der drei EM-Titel, den ein tschechisches Sextett auf „der Platte unter dem Netz“ holte, datiert sogar schon aus dem Jahr 1958. Damals fand das EM-Turnier in Prag statt, und auch in diesem Jahr ist die Moldaustadt einer von vier Austragungsorten der Europameisterschaft der Männer, die am Samstag beginnt. Co-Gastgeber des Turniers ist das benachbarte Österreich, wo in Wien und Innsbruck gespielt wird. Zweiter Spielort in Tschechien ist der nordwestböhmische Kurort Karlovy Vary / Karlsbad, in dem auch die tschechische Mannschaft ihre Vorrundenspiele in der Gruppe B austrägt. Die dortige KV Arena ist ursprünglich als Eishockey-Spielstätte gebaut worden, was nach Aussage von Ondřej Hudeček, dem Kapitän des tschechischen Teams, auch seine Vorteile hat:

Ondřej Hudeček  (Foto: ČTK)
„Die Umkleidekabine ist etwas größer, denn wir haben nicht soviel Klamotten und Ausrüstung wie die Eishockeyspieler. Eine gewöhnliche Kabine für Volleyballer gleicht eher einer kleinen Rumpelkammer. Dass wir hier soviel Platz haben, ist für uns ein Vorteil, den wir nutzen müssen.“

Dieser Vorteil soll aber in erster Linie auf dem Spielfeld zum Tragen kommen. Berechtigte Hoffnungen auf eine vordere Platzierung geben den Spielern von Nationaltrainer Jan Svoboda hierbei vor allem ihre starke Vorstellung bei der Weltmeisterschaft in Italien im vergangenen Jahr. Dort belegten sie unter 24 Teilnehmern den zehnten Platz und unter den europäischen Mannschaften den sechsten Rang. Einer der Besten im tschechischen Team war dabei Petr Pláteník. Nach den harten Vorbereitungsspielen der letzten Wochen sieht der 20-jährige Angreifer jetzt auch gute Chancen für ein gutes EM-Resultat:

Jan Svoboda  (Foto: ČTK)
„All das, was wir im Training bisher nicht geschafft haben sollten, werden wir jetzt auch nicht mehr schaffen. Von daher vergleiche ich das mit einer Abitur- oder Staatsprüfung – wir sollten maximal vorbereitet sein und dürften das nötige Ballgefühl auch erlangt haben. Beim Vorbereitungsturnier in Polen haben wir gezeigt, dass wir der Topform schon nahe kommen – gegen die Gastgeber haben wir ein Spiel auf WM-Niveau geboten.“

In der Vorbereitung hat die tschechische Mannschaft von 13 Spielen sieben gewonnen. Eine Bilanz, die Trainer Svoboda durchaus optimistisch stimmt:

„Das gibt uns natürlich Selbstvertrauen und räumt uns Chancen ein für ein gutes Ergebnis bei der Europameisterschaft. Ein Garant für den Erfolg ist die Vorbereitung aber nicht. Daher hoffe ich, dass wir jetzt zur rechten Zeit in Höchstform sind und Spiele von höchster Qualität abliefern werden.“

Die Zuschauer in Karlsbad werden dem Team um Kapitän Ondřej Hudeček dabei sicher helfen. Schließlich sprang der Funke bei der vorjährigen Basketball-WM der Frauen von den Karlsbader Rängen schnell über auf das Spielparkett und stachelte die tschechischen Spielerinnen zu Top-Leistungen an. In der Gruppe B trifft Tschechien ab Samstag nacheinander auf die Mannschaften aus Portugal, Estland und Russland. Sollten die tschechischen Volleyballer die Vorrunde überstehen, dann treffen sie in den Play-offs oder möglicherweise im Viertelfinale auf ein Team aus der Prager Gruppe D, in der auch Deutschland spielt.

Autor: Lothar Martin
schlüsselwort:
abspielen