Rallye Dakar: Tschechiens Starter erleben Auf und Ab der harten Tour

Rallye Dakar 2019 (Foto: ČTK / AP Photo / Ricardo Mazalan)

Vor einer Woche ist in Perus Hauptstadt Lima der Startschuss für die 41. Rallye Dakar gefallen. Bei dem populären Rennen sind auch 27 Teilnehmer aus Tschechien dabei – 25 Männer und zwei Frauen.

Rallye Dakar 2019  (Foto: ČTK / AP Photo / Ricardo Mazalan)
Jedes Jahr im Januar herrscht hierzulande das „Dakar-Fieber“. Denn die Tschechen sind schlicht eine Motorsport-Nation, nicht zuletzt wegen der langen Tradition als Land der Autobauer. Deswegen nimmt stets eine ganze Reihe von tschechischen Rennfahrern an der Rallye Dakar teil, die als härtestes Motorsportrennen der Welt gilt. Und das Tschechische Fernsehen berichtet täglich von jeder Etappe in einer 30-minütigen Zusammenfassung.

In diesem Jahr aber ist manches anders. Zum Rallyebeginn am 7. Januar in Lima sind insgesamt 27 Tschechen an die Startlinie gefahren: fünf Lkw- und zwei Pkw-Besatzungen, ein Quad- und vier Motorradfahrer, eine Motorradfahrerin und ein gemischtes Doppel in der Buggy-Konkurrenz. Einige der besten Rennfahrer sind diesmal aber zu Hause geblieben. Darunter der viermalige Rallye-Dakar-Teilnehmer Martin Plechatý. Als Beifahrer von Boris Vaculík startete er 2017 und 2018 im Pkw-Wettbewerb. Vor der diesjährigen Tour waren beide beruflich sehr eingespannt, und bei der Vorbereitung des Begleitfahrzeuges auf die Rallye fehlte noch der letzte Schliff. Dann aber kam noch ein Umstand hinzu, der ihre Entscheidung beeinflusst hat:

David Pabiška  (Foto: Jan Říha,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Ursprünglich sollte die Rallye auch in Chile ausgetragen werden. Doch die Organisatoren haben diese Idee im letzten Moment verworfen, und so wird nur in Peru gefahren. Dort waren wir schon im Vorjahr, also haben wir uns gesagt, dass es vielleicht besser ist, in diesem Jahr auszusetzen.“

Tatsächlich fehlt der Rallye Dakar in diesem Jahr ein Stück ihres internationalen Flairs. Und mit der Gesamtlänge von 5500 Kilometer ist sie auch wesentlich kürzer als frühere Jahrgänge. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr, als von Peru über Bolivien bis nach Argentinien gefahren wurde, war das Rennen über 8700 Kilometer lang.

Auch Motorradfahrer David Pabiška hat auf einen Start verzichtet. Dies allerdings aus gesundheitlichen Gründen. In letzter Zeit klagte er über Knieprobleme. Das verletzte Knie wurde zwar erfolgreich operiert, doch für ein solch schweres Rennen käme eine Teilnahme noch zu früh, sagte der 43-Jährige. Deshalb schaue er jetzt aus einer ganz anderen Perspektive auf die Rallye Dakar:

David Pabiška: „Mir ist aufgefallen, dass einige Fahrer gar nicht teilnehmen. Ihnen missfällt, dass die Rallye nur in einem Land stattfindet. Doch ich denke, die Veranstalter haben auch so ein sehr schweres Programm vorbereitet. Schon die erste Geschwindigkeitsprüfung muss für die Fahrer die Hölle gewesen sein.“

„Mir ist aufgefallen, dass einige Fahrer gar nicht teilnehmen. Ihnen missfällt, dass die Rallye nur in einem Land stattfindet. Doch ich denke, die Veranstalter haben auch so ein sehr schweres Programm vorbereitet. Schon die erste Geschwindigkeitsprüfung muss für die Fahrer die Hölle gewesen sein. Vor allem deswegen, weil sie lange Zeit ohne Ortung auskommen mussten. Und das gleich auf einer Strecke von 80 Kilometer Länge.“

Dass die Auftaktetappe nicht ganz ohne ist, hat auch der beste tschechische Pkw-Rennfahrer, Martin Prokop, in seinem Ford Raptor zu spüren bekommen. Schon nach einem Kilometer begann sein Motor zu streiken, also musste er mit Beifahrer Jan Tománek sofort einen Reparaturstopp einlegen:

„Nach 20 Minuten haben wir unsere Fahrt fortsetzen können, auf einer solch kurzen Etappe ist dieser Zeitverlust jedoch ein herber Rückschlag. Wir wollten von Beginn an vorn mitmischen, doch nun müssen wir das Feld von hinten aufrollen. Aber vielleicht hatten wir nur Pech am Anfang, von daher hoffe ich, dass jetzt alles funktioniert.“

Martin Plechatý  (Foto: KM Racing)
Eine noch relativ junge Disziplin ist der Wettbewerb im Quad. Auf diesem geländegängigen Vierrad-Mobil hat auch Martin Plechatý zweimal an der Rallye Dakar teilgenommen. Das war in den Jahren 2010 und 2011, als das Rennen bereits nicht mehr von Paris in die senegalesische Hauptstadt Dakar führte.

„Ab dem Zeitpunkt, als die Rallye von Afrika nach Südamerika verlegt wurde, setzte auch ein regelrechter Boom im Quad-Fahren ein. Das kam daher, weil besonders die Argentinier in dieser Konkurrenz sehr erfolgreich waren. Die gastgebenden Südamerikaner sehen diesen Wettbewerb folglich als ihre Domäne an. Wie die Fernsehbilder aus Peru zeigen, haben sie dafür auch die besten Voraussetzungen, nämlich wunderbare Sanddünen, wohin man auch schaut. Deshalb sind sie den Europäern gegenüber im Vorteil, denn diese haben keine ebenbürtigen Möglichkeiten zum Trainieren.“

Tomáš Kubiena  (Foto: MRG racing)
Einer der Europäer, die den Südamerikanern Paroli bieten können, ist der Tscheche Tomáš Kubiena. Der 42-Jährige ist zum dritten Mal bei der Rallye am Start. Bei seinen ersten beiden Teilnahmen war für ihn schon vor der Ziellinie Schluss. Diesmal aber will er es wissen, und den Rennauftakt beendete er dann auch als Etappendritter. Das stärkte seine Hoffnungen noch zusätzlich:

„Wie heißt so schön: Es hätte noch besser sein können. Nichtsdestotrotz bin ich mit dem dritten Platz zufrieden. Das ist eine gute Ausgangsposition für die nächsten Tage. Bis auf ein paar Kleinigkeiten lief es heute sehr gut bei mir. Es ist aber auch zu sehen, dass einige Fahrer sich hier bestens auskennen, weil sie ständig im Wüstensand von Peru trainiert haben. Gegen sie zu bestehen, wird nicht leicht.“

Martin Plechatý: „Ab dem Zeitpunkt, als die Rallye von Afrika nach Südamerika verlegt wurde, setzte auch ein Boom im Quad-Fahren ein. Das kam daher, weil besonders die Argentinier in dieser Konkurrenz sehr erfolgreich waren. Die Südamerikaner sehen diesen Wettbewerb als ihre Domäne an.“

Das weiß auch Martin Plechatý. Dennoch ist der ehemalige Quad-Fahrer vom Können seines Nachfolgers in dieser Kategorie überzeugt:

„Tomáš hat ein spezielles Quad, an dem er ständig herumschraubt und herumtüftelt. Ich kenne ihn schon lange, von Anfang an wollte er immer etwas Eigenes haben – ein Quad, wie es die anderen nicht besitzen. Ich drücke ihm die Daumen, dass er diese hervorragende Platzierung hält und dass ihn sein Quad nicht im Stich lässt.“

Dieser Wunsch ging leider nicht in Erfüllung. Die Etappen zwei bis vier hatte Tomáš Kubiena jeweils mit einer Top-8-Platzierung abgeschlossen, so dass er in der Gesamtwertung auf dem fünften Rang lag. Kurz nach dem Start der fünften Etappe aber gaben Motor und Getriebe an Kubienas Quad ihren Geist auf. Damit musste der Fahrer des Moto Racing Teams auch im dritten Anlauf frühzeitig die Segel streichen.

Martin Macík  (Mitte). Foto: Big Shock Racing
Nicht viel besser erging es zwei der fünf tschechischen Lkw-Besatzungen. Martin Macík und seine zwei Beifahrer vom Big-Shock-Racing-Team waren im Vorjahr als Fünfte die bestplatzierten Tschechen bei der Rallye Dakar. Und ihre Taktik, anhand der sie nach langsamerem Beginn immer schneller werden, schien auch diesmal aufzugehen. Von Platz 12 nach der ersten Etappe kämpften sie sich bei den drei folgenden Tageswertungen bis auf den vierten Platz vor. Doch auf der fünften Etappe passierte das Missgeschick: Die Vorderachse war der hohen Belastung nicht mehr gewachsen, und mitten in der Wüste brach das rechte Vorderrad von seiner Aufhängung ab. Durch die Reparatur ging nicht nur viel Zeit verloren, sondern Macík ließ bei der anschließenden Weiterfahrt auch einige Kontrollpunkte aus. Deshalb wurden er und seine Liaz-Besatzung disqualifiziert.

Foto: ČTK / PR / BUGGYRA media
Bereits auf der dritten Etappe hatte der Tatra von Martin Kolomý und seiner Besatzung einen schweren Defekt. Der sehr ambitionierte Lkw-Fahrer sagte dazu:

„In den Dünen ließ es sich prima fahren. Doch als wir gerade einen Kontrollpunkt verlassen hatten, brach die Kardanwelle unseres Tatras in der Mitte durch und noch viele weitere Einzelteile fielen auseinander. Damit war unsere Fahrt beendet. Das ist schade, aber so ist nun einmal der Motorsport.“

Die Reparatur des Fahrzeugs dauerte solange, dass Kolomý & Co. in der Wüste übernachten mussten. Dadurch kamen sie nicht rechtzeitig zum Start der vierten Etappe und wurden disqualifiziert. Aus der Gesamtwertung wurden Macík und Kolomý somit gestrichen, doch nach dem Ruhetag am Samstag durften sie wieder mitfahren. Allerdings nur außerhalb der Wertung im sogenannten Half-Marathon. Dies ermöglicht ihnen eine neue Regelung, die die Veranstalter in diesem Jahr eingeführt haben. Dieses Reglement gilt indes nur für die Lkw-Konkurrenz.

Martin Kolomý: „In den Dünen ließ es sich prima fahren. Doch als wir gerade einen Kontrollpunkt verlassen hatten, brach die Kardanwelle unseres Tatras in der Mitte durch und noch viele weitere Einzelteile fielen auseinander. Damit war unsere Fahrt beendet.“

Am Sonntag wurde das Rennen mit dem sechsten Tagesabschnitt fortgesetzt. Mit ihm wurde zugleich die Rückfahrt von Arequipa im Süden des Landes nach Lima eingeläutet. In der peruanischen Hauptstadt wird die 41. Rallye Dakar am Donnerstag beendet. Von den tschechischen Teilnehmern haben noch drei Besatzungen gute Chancen auf eine vordere Platzierung. Es sind die Teams der Lkw-Fahrer Aleš Loprais und Martin Šoltys sowie Martin Prokop und Beifahrer Jan Tománek im Wettbewerb der Personenkraftfahrzeuge. Loprais und Šoltys lagen nach sechs von zehn Etappen auf den Plätzen sechs und acht, Prokop lauerte auf dem siebten Rang.

Ein sehr erfolgreicher Tscheche bei der Rallye Dakar ist Josef Macháček. Bis zum Jahr 2009 gewann er fünfmal den Wettbewerb der Quad-Fahrer. Jetzt, im Alter von 61 Jahren, will er jedoch kürzer treten. Deswegen ist auch er diesmal zu Hause geblieben. Für ihn ist insbesondere Pkw-Fahrer Prokop als derzeit Siebter ein heißer Kandidat für eine gute Endplatzierung:

„Das ist eine Position, auf der Prokop eigentlich von Anfang an hätte stehen müssen. Denn mit seiner professionellen Einstellung und dem Fahrzeug, das ihm zur Verfügung steht, gehört er einfach dorthin. Jetzt kommt es darauf an, wie gut die Reifen halten werden, wer weniger Fehler beim Navigieren macht und auf weitere Details. Die zweite Hälfte des Rennens führt nahezu auf derselben Strecke zurück wie der erste Teil. Auch deshalb wird die Rallye bis zum Ende spannend bleiben.“

Autor: Lothar Martin
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