9. Theaterfestival deutscher Sprache in Prag beginnt

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Bereits vor neun Jahren wurde in Prag eine neue Kulturveranstaltung ins Leben gerufen, und zwar mit großer Pracht und unter der Schirmherrschaft von drei Staatsoberhäuptern: das Prager Theaterfestival deutscher Sprache.

Das Festival präsentiert seitdem jeden Herbst dem Prager Publikum das Beste, was auf den deutschsprachigen Bühnen in Deutschland, Österreich und in der Schweiz in der jeweiligen Saison zu sehen ist. An der Programmgestaltung beteiligt sich seit dem ersten Jahr der Direktor des Theaterinstituts in Prag, Dr. Ondrej Cerný. War die Auswahl der Inszenierungen in einigen Jahren einfacher, das Angebot an guten Vorstellungen auf deutschsprachigen Bühnen reicher, kann man von besseren und schlechteren Jahren sprechen? Markéta Kachlíková hat ihn danach gefragt.

"Vielleicht gab es bessere und schlechtere Jahrgänge dieses Festivals. Aber ich will und sollte auch nicht sagen, welche es waren, weil wir in diesem Sinne doch sehr subjektiv sind. Was natürlich immer ein Problem ist, ist die Sache, ob die Vorstellung hierzulande erfolgreich ist, in dem Sinne, dass sie funktioniert, und auch vom tschechischen bzw. tschechisch-deutschsprachigen Publikum in Prag gut aufgenommen wird. Das ist immer ein Risiko. Diese Sache müssen wir natürlich in Betracht ziehen, wir müssen damit arbeiten. Aber auf der anderen Seite wollen wir uns nicht immer dem tschechischen Kontext anpassen. Das bedeutet, wir wollen manchmal ganz neue Themen und ganz neue Stile hier präsentieren, obwohl es riskant ist und obwohl es vielleicht nicht einen idealen Publikumserfolg bringen kann."

Die Qualität der Vorstellungen ist für die Dramaturgen das erstrangige Kriterium. Erst in zweiter Reihe ergibt sich ein gemeinsames Thema, das die aufgeführten Stücke vereinigt:

"Als Thema des diesjährigen Festivals kann man eigentlich ganz einfach die Suche nach der Identität, und zwar meistens der nationalen Identität, aber auch der ethnischen Identität oder der menschlichen Identität nennen."

Drei Inszenierungen stellen diese Suche in drei verschiedenen Ländern dar - mit Elfriede Jelineks "Das Werk" für Österreich, die Dramatisierung des Romans "Stiller" von Max Frisch für die Schweiz und Fritz Kater mit seinem Stück "We are Camera" für Deutschland. Während im vergangenen Jahr klassische Werke der Theaterliteratur in moderner Regiebearbeitung tragend waren, konzentriert sich das Festival diesmal vor allem auf gegenwärtige Theaterstücke.

Foto: www.theater.cz