Alte Bande, neue Perspektiven: Zaorálek in Ägypten und im Oman

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Die befreiten Tschechen im Libanon beschäftigen das Außenministerium gerade mit höchster Dringlichkeit. Ressortchef Lubomír Zaorálek (Sozialdemokraten) erreichte Nachricht bei einem Staatsbesuch in Ägypten: Am Montag ist er in Kairo mit dem ägyptischen Staatschef Abdel Fattah Al-Sisi zusammengetroffen. Der Kampf gegen den Terror und die Wirtschaftsbeziehungen waren die bestimmenden Themen.

Lubomír Zaorálek  (links). Foto: ČTK
Zaoráleks Besuch in Kairo war seit langem geplant. Tschechien betonte die Bereitschaft, Ägypten im Kampf gegen den Terror zu unterstützen – ein Zeichen, das Präsident Al-Sisi ausdrücklich begrüßt habe, so Zaorálek nach dem Treffen. Tschechiens Chefdiplomat nutzte die Reise zudem für Verhandlungen mit Vertretern der syrischen Opposition, auch mit seinem ägyptischen Amtskollegen Sameh Shoukry kam er zusammen. Gewürdigt von ägyptischer Seite wurde die Stabilität der bilateralen Beziehungen. Břetislav Tureček von der Metropolitan University in Prag ist Experte für den Nahen Osten.

Břetislav Tureček  (Foto: Adam Kebrt,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Ägypten ist schon seit langem ein sehr bedeutendes Land für Tschechien und zuvor auch für die Tschechoslowakei. Zur Zeit des Kalten Kriegs war die Tschechoslowakei genauso wie die Sowjetunion ein Verbündeter von Nasser-Ägypten. Aus dieser Zeit datieren die großen Waffenexporte der Tschechoslowakei nach Ägypten, aber auch ein enger Kulturaustausch. Der gute Ruf Tschechiens in Ägypten stammt also aus der Zeit der 1960er und 1970er Jahre.“

Eine alte Verbundenheit, die aber laut Tureček heute keine wirtschaftlichen Vorteile mehr bringt. Ägypten brauche inzwischen andere Dinge als vor 30 Jahren:

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„Was die Tschechische Republik heute anbieten kann, sind vor allem Maschinenbau-Erzeugnisse und Verkehrssysteme, und genau diesen Bereichen hat sich Minister Zaorálek während seines Besuchs gewidmet. Es gab eine Unternehmerdelegation, die sich zu großen Teilen aus diesen Sektoren zusammengesetzt hat.“

Zaorálek eröffnete bei seinem Besuch ein Unternehmerforum, 23 Vertreter von tschechischen Firmen waren dafür mit ihm gereist. Das Vertrauen Ägyptens in die Tschechische Republik sei sehr ausgeprägt, von daher bestehe kein Zweifel an den guten Möglichkeiten für tschechische Firmen in dem afrikanischen Land, so Zaorálek. Möglichkeiten, die allerdings laut Břetislav Tureček auch Risiken bergen:

Totenstadt Abusir  (Foto: ČTK)
„Wir können uns nicht darauf herausreden, dass Ägypten heute demokratisch sei. Es ist ein halbmilitärisches Regime mit tausenden politischen Gefangenen. Die europäischen Staaten könnten in eine Lage geraten, in der man gewisse Einschränkungen vornehmen muss, weil man mit solchen Ländern nicht in vollem Umfang Geschäfte treiben kann. Es gibt Einschränkungen, zum Beispiel bei Waffenaufträgen.“

Weniger brisant ist die Zusammenarbeit im kulturellen Bereich. Seit den 1960ern forschen tschechische Ägyptologen in der Totenstadt Abusir, pünktlich zum Besuch von Zaorálek an den Grabungsstätten wurde der Fund eines 4500 Jahres alten Bootes präsentiert. Für eine große Jubiläumsausstellung in Prag im Jahr 2019 wurden Verhandlungen aufgenommen. Außenminister Zaorálek:

Yusuf bin Alawi bin Abdullah  (Foto: Calliopejen1,  Public Domain)
„Es gibt ein gemeinsames Interesse der tschechischen und der ägyptischen Seite. Wir wollen eine feste Kooperation erreichen, damit wir Exponate und Unterstützung von ägyptischer Seite für diese Ausstellung erhalten.“

Nach drei Tagen in Ägypten ist Zaorálek inzwischen im Oman eingetroffen. Geplant sind am Dienstag Gespräche mit seinem Amtskollegen Yusuf bin Alawi bin Abdullah und die Eröffnung eines weiteren Unternehmerforums. Anders als in Ägypten stehen die Beziehungen mit dem Oman ganz am Anfang: Es ist der erste Besuch eines tschechischen Außenministers in dem Sultanat auf der Arabischen Halbinsel.