Arbeit ohne Arbeitserlaubnis: Ende der Übergangsfrist für neue EU-Länder

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Im Jahr 2004 sind die Tschechische Republik und weitere sieben Länder der Europäischen Union beigetreten. Sieben Jahre lang verwehrten danach Deutschland und Österreich den Arbeitnehmern dieser Länder den freien Zugang auf ihren Arbeitsmarkt. Am Sonntag, zum 1. Mai 2011 sind die Beschränkungen aufgehoben worden. Was das für Arbeitnehmer und Firmen aus Tschechien bedeutet, fasst Markéta Kachlíková zusammen.

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Am 1. Mai ist die letzte Schranke gefallen, die alte und neue EU-Länder getrennt hat. Tschechen und die Bürger weiterer sieben Länder können in Deutschland und Österreich arbeiten, ohne langwierige Behördengänge und den komplizierten Antrag auf Arbeitserlaubnis. Doch eine massive Abwanderung in die deutschsprachigen Länder wird hierzulande nicht erwartet. Laut dem Minister für Arbeit und Soziales, Jaromír Drábek, bedeute die Öffnung des Arbeitsmarktes eher eine administrative Erleichterung für Firmen als für Einzelpersonen.

„Besonders tschechische Baufirmen waren in den vergangenen Jahren deutlich benachteiligt. Zum Beispiel dadurch, dass sie bei öffentlichen Aufträgen in Deutschland und Österreich die Beschäftigten, die in den Ländern arbeiten sollten, im Voraus anmelden mussten. Dies fällt nun weg. Die Öffnung bietet also wesentlich breitere Möglichkeiten für tschechische Firmen als für die einzelnen Arbeitnehmer.“

Jaromír Drábek
Die tschechischen Firmen können ab nun unter denselben Bedingungen wie deutsche und österreichische Unternehmen auf den dortigen Märkten tätig sein. Sie können dort ihre Produkte und Dienstleistungen anbieten, Aufträge annehmen sowie ihre Angestellten nach Deutschland und Österreich entsenden. Sie müssen allerdings ihre Unterlagen und die Buchhaltung dann auf Deutsch führen, damit die dortigen Behörden sie kontrollieren können. Außerdem müssen sie die Gehälter der tschechischen Arbeitnehmer der im Lande üblichen Höhe anpassen.

Für Tschechen haben sich die Möglichkeiten, in Deutschland zu arbeiten, bereits zum Januar 2009 deutlich verbreitert. Damals wurde der Arbeitsmarkt für Hochschüler und bestimmte Fachleute geöffnet. Auch Saisonarbeiten im Umfang von bis zu sechs Monaten waren bereits vor dem 1. Mai 2011 möglich. Trotzdem arbeiten in Deutschland zurzeit nur ungefähr 14.000 Tschechen.

Die tschechische Handelskammer erwartet auch jetzt keinen großen Ansturm tschechischer Arbeitskräfte auf die Märkte der Nachbarländer. Der Handelskammer-Vorsitzende Petr Kužel gegenüber dem Tschechischen Rundfunk:

„Wir denken nicht, dass eine Abwanderung aus Tschechien droht. Zu dieser Ansicht führen uns einerseits Meinungsumfragen und andererseits die Erfahrung, dass Tschechen nicht gerne ihre Sicherheiten aufgeben. Da spielt auch die Sprachbarriere eine Rolle. In einigen Regionen, in einigen Berufen kann dies natürlich passieren, eine massive Abwanderung befürchten wir aber nicht.“