Arbeitsleben der Frauen: ein Thema für das 21. Jahrhundert

Foto: Europäische Kommission

Auch in Tschechien wurde letzte Woche an den Internationalen Tag der Frauen erinnert. Während dieses Datum zu kommunistischen Zeiten als Pflichtfeiertag begangen und nach der Wende daher aus dem öffentlichen Leben verbannt wurde, wird der 8. März heute, so wie auch vor 100 Jahren, als Anlass genutzt, über Frauenrechte aufzuklären. Wie es um die Stellung der Frauen in der tschechischen Gesellschaft bestellt ist, fasst der nächste Beitrag zusammen.

Foto: Europäische Kommission
Ein langer Weg wurde in den hundert Jahren zurückgelegt, in denen der Internationale Frauentag begangen wird. Doch in Tschechien gibt es immer noch manche Ungleichbehandlung von Frauen und Männern. Die Stellung im Berufsleben ist dabei eines der brennenden Themen. Die Unterschiede in den Löhnen und Gehältern zwischen Männern und Frauen bei derselben Arbeitsleistung übersteigen in Tschechien immer noch 20 Prozent. Frauen gelangen in Firmen und Behörden nur schwer in führende Positionen. Ein weiteres großes Problem, mit dem sich Frauen auseinandersetzen müssen, ist die Frage, wie Privat- und Berufsleben in Einklang zu bringen sind.

Alena Králíková
„Obwohl eine Reihe von Firmen sich diesem Thema bereits widmet, etwa Teilzeitbeschäftigung anbietet - manche Firmen gründen Kindergärten u. ä. – ist es noch kein Standard“, sagt die tschechische Gender-Aktivistin Alena Králíková.

Dies bestätigt auch die Ex-Abgeordnete für die Grünen, Kateřina Jacques, die sich für die Gleichbehandlung von Männern und Frauen engagiert:

„Das ist etwas, was die Frauen tatsächlich behindert. Die Mutterschaft ist heute eine deutliche Bremse für viele Frauen, die sich beruflich weiter entwickeln wollen. Und in der Tschechischen Republik ist es ein wichtiges und schwieriges Thema.“

Foto: Europäische Kommission
Hier sind nicht nur mehr Betreuungsangebote gefragt, es kommt auch darauf an, dass das Zusammenleben in den Familien flexibler gestaltet wird. Kateřina Jacques mein dazu:

„Es ist eine gesellschaftliche Frage, eine Frage der Aufklärung, Bildung und des ganzen gesellschaftlichen Klimas, ob sich die Familien der neuen Zeit anpassen oder nicht und ob sich die Frauen im Familienleben auch durchsetzen können. Außerdem sind es natürlich die Arbeitsgeber, die den Frauen sehr viel helfen können. Und das ist ein Thema, wo ich sagen würde, die öffentliche Sphäre bleibt ein bisschen hinter dem privaten Sektor zurück.“

Die Privatwirtschaft ist da progressiver als der Staat, und eben sie zeigen Möglichkeiten, wie man Privatleben und Arbeitsleben gut in Einklang bringen kann.

„Die Firmen sind an Effektivität orientiert, und sie haben festgestellt, dass ein dynamisches, gemischtes Arbeitsteam tatsächlich bessere Ergebnisse bringt als eine isolierte Männerwelt. Und die Firmen machen das, gerade weil es effektiv ist“, fügt Kateřina Jacques hinzu.

Regierung Petr Nečas  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
Die staatliche Verwaltung und Politik sind dagegen Bereiche, wo es vieles nachzuholen gibt. Ein Paradebeispiel dafür ist die Regierung Petr Nečas, in der es keine einzige Ministerin gibt. Kateřina Jacques war mehrere Jahre lang als Abgeordnete in der hohen Politik tätig:

„Ich kann das durchaus bestätigen. In der Welt der Politik haben die Frauen eine sehr, sehr schwierige Position. Es ist überraschend, dass die Gesellschaft zwar in Meinungsumfragen immer wieder sagt, wir wünschen uns Frauen in der Politik, aber das tatsächliche Wahlverhalten entspricht dieser Idee durchaus nicht. Das ist sehr interessant und wieder eine Frage von Aufklärung und Bildung der ganzen Gesellschaft und ein Thema für das 21. Jahrhundert.“

Zdenka Almerová
Anlässlich des Internationalen Frauentags hat die Stiftung Open Society Fund in Prag eine Konferenz über die Stellung der Frauen in der tschechischen Gesellschaft organisiert. Frauen und Männer aus verschiedenen Branchen wurden zur Diskussion eingeladen. Doch die Konferenz zeigte, dass die Gleichberechtigung von Frauen weiterhin überwiegend Frauen interessiert. Wie die Organisatorin der Konferenz, Zdenka Almerová, feststellt:

„Die Männer sind leider nicht gekommen.“