Auch Flachland-Tiroler haben beim Isergebirgslauf eine Chance

Foto: ČTK

Ein weiteres sportliches Großereignis hat am Sonntag zum 43. Mal das Isergebirge geradezu überrollt. Fast 4000 Skilangläufer haben in diesem Jahr am Isergebirgslauf, der „Jizerská 50“ teilgenommen. Ein 50-Kilometer-Marathon also, quer durch das Isergebirge. Die Siegermedaille hat übrigens ein Schwede mit nach Hause genommen, Oskar Svärd; Zweiter wurde der mehrfache Weltmeister und Olympiasieger Thomas Alsgaard. Und einen glorreichen dritten Platz hat der tschechische Marathon-Spezi Stanislav Řezáč errungen.

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Und bei mir im Studio sitzt jetzt auch ein „Mitläufer“, mein Kollege Christian Rühmkorf. Für ihn war es eine Premiere und die endete auf Platz… Christian, sag es selbst…

„Es war nicht Platz vier – welch Überraschung, sondern Platz 2205. Aber für mich persönlich war das geradezu sensationell. Ich komme aus der Norddeutschen Tiefebene und habe vielleicht insgesamt zehn, elf Mal auf Langlauf-Skiern gestanden. Ich konnte vorher auch nur drei Mal trainieren. Einmal vor Weihnachten, einmal vor Silvester – das endete mit einem blauen Auge und einer Platzwunde – und zum letzten Mal dann am Freitag, also zwei Tage vor dem Marathon.“

Der Isergebirgslauf ist ja eine wahnsinnige Anstrengung. Du hast 4:44 Stunden für die 50 Kilometer gebraucht. Das ist bei diesen Voraussetzungen ziemlich schnell. Wie fühlt man sich nach so einem Kraftakt?

Von links Thomas Alsgaard und Oskar Svärd  (Foto: ČTK)
„Ich hatte ja vorher Angst, dass ich überhaupt nicht ankomme. Und wenn, dann nur, wenn alle schon zu Hause sind. Ich kann nur sagen: Direkt nach dem Finish und dem Einlaufen ins Ziel, habe ich erst einmal nicht viel gespürt. Man wird auf den letzten Metern noch von Zuschauern angefeuert. Ich habe versucht noch irgendwelche unentdeckten Reserven zu mobilisieren. Aber danach ist man einfach leer. Erst 15 Minuten später geht einem auf, was man in den letzten vier bis fünf Stunden eigentlich gemacht hat. Und dann ist die Freude groß. Es war schon wie ein langer Rausch. An den fünf Verpflegungsstationen habe ich jeweils so zwei bis drei Minuten Pause gemacht und weiter ging´s. Man kämpft bei diesem Lauf eigentlich nicht gegen die anderen, sondern gegen sich, gegen seinen eigenen inneren und äußeren Schweinehund. Und ich kann sagen: Am nächsten Morgen verwünscht man sich, weil man Schuhe zum Zubinden gekauft hat statt Slipper. Jede Bewegung ist eine zu viel.“

Der Isergebirgslauf ist ja ein Volks-Marathon, auch wenn Profis an der Spitze mitlaufen. Wie breit ist das Spektrum von Teilnehmern?

Radio-Prag-Redakteur Christian Rühmkorf
„Vielleicht vorweg: Die Läufer und Läuferinnen kommen tatsächlich aus aller Herren Länder. Und was das Alter betrifft, da erlebt man während des Marathons so manchmal seine Überraschungen. Es gab Situationen, in denen ich mich einem anderen an die Fersen geheftet habe, weil er ein gutes Tempo lief in genau dem Rhythmus, den ich brauchte. Und manchmal, wenn ich es dann irgendwann geschafft hatte, an ihm vorbeizuziehen, da habe ich gesehen, dass der Mann irgendetwas zwischen 60 und 70 Jahre alt war. Das ist schon ungeheuerlich, was einige Leute da leisten. Wenn ich das in der Ergebnisliste richtig gesehen habe, dann war der älteste Läufer 79 Jahre alt. Gelandet ist er auf Platz 2944. Er hat also an die 1000 jüngere Langläufer locker hinter sich gelassen.“