Auch für Ausländer: Fahrpreisrabatte in Tschechien

Illustrationsfoto: Filip Jandourek, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Ab diesem Samstag werden Bahn- und Busfahrten in Tschechien deutlich billiger für Schüler, Studierende und Senioren. Dann tritt für sie nämlich eine Ermäßigung von 75 Prozent im Regional- und Fernverkehr in Kraft. Und das gilt nicht nur für tschechische Bürger.

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Für die einen ist es ein plumpes Wählergeschenk, andere wiederum wollen die billigen Fahrkarten gerne nutzen.

„Meine Freundinnen und ich freuen uns schon darauf“, sagt zum Beispiel eine Rentnerin aus Prag.

Als Seniorin ab 65 Jahren zahlt sie ab dem 1. September hierzulande nur noch ein Viertel des Normalpreises. Die Ermäßigung können außerdem Schüler sowie Studenten bis 26 Jahre nutzen. Die verbilligten Tickets lassen sich sowohl an den Schaltern als auch im Internet kaufen. Seine Berechtigung kann man relativ einfach nachweisen, wie die Sprecherin des Verkehrsministeriums, Lenka Rezková, erläutert:

„Senioren ab 65 Jahren und Reisende im Alter zwischen 15 und 18 Jahren müssen einen gültigen Lichtbildausweis vorlegen. Dies ist meist der Personalausweis oder Pass, es kann aber auch ein weiterer öffentlicher Ausweis mit einem Foto sein, wenn dort auch das Geburtsdatum angeführt ist. Schüler und Studenten ab 18 Jahren legen einen gültigen Schüler- oder Studentenausweis vor oder einen Internationalen Studentenausweis.“

Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre müssen ihr Alter hingegen nicht nachweisen. Von den günstigen Fahrpreisen profitieren aber nicht nur tschechische Bürger, wie die Ministeriumssprecherin betont:

Foto: Kristýna Nevanová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
„Die Ermäßigung bezieht sich auf alle Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel hierzulande, also auch auf jene, die keinen tschechischen Pass haben.“

Allerdings werden nur die Fahrten auf regionalen und Fernverkehrs-Strecken für die genannten Gruppen billiger. Im öffentlichen Personennahverkehr gelten die neuen Ermäßigungen nicht. Auf der anderen Seite haben sich auch die privaten Anbieter angeschlossen. Sie können jedoch Ausnahmen beantragen. Etwa falls sie eine Überlastung auf bestimmten Strecken befürchten. Doch zum Beispiel Arriva, das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, hält dies nicht für nötig.

„Wir wollen keine unserer Verbindungen von der Ermäßigung ausnehmen, weil diese gerade in den Spitzenzeiten von vielen Schülern und Studenten genutzt werden. Im anderen Fall würden wir gerade dieser Nutzergruppe schaden,“ so Roman Herden, Sprecher von Arriva in Tschechien.

Illustrationsfoto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Ebenso verfahren Konkurrenzunternehmen wie Student Agency oder Leo Express.

Tschechien ist nicht das einzige Land in Europa, das solche Ermäßigungen anbietet. Die Slowakei hat vor drei Jahren sogar eine kostenlose Beförderung für Schüler, Studenten sowie Senioren ab 62 Jahren eingeführt. Dies trieb die Zahl der Reisenden in die Höhe. Im ersten Jahr gab es einen Zuwachs von 37 Prozent. Wie sind die Erwartungen in Tschechien? Miroslav Vyka leitet hierzulande den Verband der Fahrgäste im öffentlichen Verkehr:

„In Tschechien gehen wir von einem geringeren Anstieg aus, weil die Fahrten nicht kostenlos werden, sondern nur eine Ermäßigung eingeführt wird. Ich persönlich vermute einem Zuwachs im zweistelligen Prozentbereich, aber wir werden sehen.“

Foto: Archiv Škoda Transportation,  CC BY-SA 3.0
Die Tschechische Bahn will jedenfalls besonders in den ersten Tagen mehr Kapazitäten anbieten, wie Michal Štěpán aus dem Vorstand des Staatsunternehmens sagt:

„Wir halten ungefähr 50 Personenwaggons zusätzlich bereit. Sie sollen in den ersten Tagen nach Bedarf eingesetzt werden. Das heißt, die Waggons befinden sich an unterschiedlichen Knotenpunkten im Land. Erst nach der Auswertung des Fahrgastaufkommens werden wir eventuell auf bestimmten Strecken dauerhaft verstärken.“

Die Ermäßigungen hatte die damalige Minderheitsregierung von Ano-Parteichef und Premier Andrej Babis schon im März verabschiedet. Doch besonders die konservative Opposition kritisiert das Projekt. Jan Skopeček ist Wirtschaftsfachmann bei den Bürgerdemokraten:

Jan Skopeček  (Foto: Noemi Fingerlandová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Ich halte das für populistisch und eine Bestechung der Wähler. Denn es fehlt der soziale Aspekt. Es wird nicht unterschieden, ob zum Beispiel ein Schüler in einer Familie mit deutlich unterdurchschnittlichem oder etwa überdurchschnittlichem Einkommen lebt.“

Die Ano-Partei – genauso wie er jetziger sozialdemokratischer Koalitionspartner – verweist aber auf die geringen Renten in Tschechien. Außerdem sollte kein Bürokratiemonster geschaffen werden.