Barockbrauerei auf Burg Kost freigelegt

Foto: Regionalmuseum in Jičín

Die Burg Kost gilt als beliebtes Besucherziel. In der mittelalterlichen Residenz im Böhmischen Paradies ist nun zudem eine Rarität entdeckt worden: die Reste einer Renaissance- und Barockbrauerei.

Die Archäologen wussten, dass jahrhundertelang auf Burg Kost eine Brauerei betrieben wurde. Vor dem Start einer umfangreichen Restaurierung haben sie nun gezielt nach den Relikten der Anlage gesucht. Und das mit Erfolg. Radek Novák vom Regionalmuseum in Jičín / Jitschin leitet die Ausgrabungen:

„Uns ist überhaupt nicht in den Sinn gekommen, dass wir tatsächlich Reste jenes Sudhauses finden könnten, das zu Zeiten der Renaissance und des Barock hier betrieben wurde. Jetzt bietet sich uns eine der wenigen Möglichkeiten, um den damaligen Brauereibetrieb anhand baulicher Vorrichtungen zu studieren.“

Foto: Regionalmuseum in Jičín
Bis in die frühe Neuzeit hinein wurde Bier nur von der Bürgerschaft und den Klöstern innerhalb der Städte gebraut. Erst ab 1517 erhielt auch der Adel dieses Recht und machte es sich zunutze. Die Brauerei auf Burg Kost entstand 1576 in einem Anbau. Sie wurde von Christoph Popel von Lobkowitz gegründet.

Alte Gerätschaften oder Bierhumpen haben die Archäologen zwar nicht gefunden, aber zum Beispiel das Sandstein-Fundament für einen sehr großen Bottich.

„Das quadratische, gut eingelassene und deutlich sich abhebende Fundament trug den sogenannten Maischbottich. Das ist das Behältnis, in dem der Malzschrot mit dem Wasser vermischt wurde. Natürlich erwarten uns unter all den übrigen Schichten noch weitere Entdeckungen. Aber wenn es nicht nötig ist, dann werden wir nichts entnehmen, sondern alles vor Ort lassen.“, so Radek Novák.

Außerdem haben die Wissenschaftler eine frühere Feuerstelle der Brauerei in Augenschein genommen. Sie ist von der Asche geschwärzt. Und die Archäologen wurden noch einmal belohnt für ihren Eifer:

„Gerade in der Asche haben wir für uns wichtiges Datenmaterial gefunden. Es sind Münzen, die die Arbeiter hier in größerem Umfang verloren haben. Die jüngste stammt von 1831. Das deckt sich mit den Informationen, die wir haben: dass nämlich die alte Sudanlage zu Mitte des 19. Jahrhunderts ausdiente und stattdessen eine neue entstand.“

Das letzte eigene Bier wurde auf Burg Kost im Jahr 1942 gebraut. Aber noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg füllte man dort den Gerstensaft von anderswo in Flaschen.

Foto: Kateřina Kohoutová,  ČRo
Die archäologischen Funde sollen für die Nachwelt erhalten bleiben, wie Burgkastellan Jan Macháček in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks erläuterte:

„Wir wollen die Räume für den Ausbau unseres Restaurants nutzen. Das heißt, wir werden einen Glasboden einlassen und die Reste der alten Brauerei so beleuchten, dass unsere Gäste beim Essen in das frühere Sudhaus schauen können.“

Burg Kost wird seit diesem Jahr umfassend restauriert. Deswegen ist das Besucherziel derzeit auch geschlossen. Die Wiedereröffnung soll 2021 erfolgen. Im Übrigen ging die frühere Adelsresidenz nach der politischen Wende an die Familie Kinský zurück – sie befindet sich also im Privatbesitz.

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