Betriebschaos: Arriva in Tschechien unter Druck

Foto: ČTK / Radek Petrášek

Seit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember bedienen Privatanbieter mehrere Bahnstrecken in Tschechien. Nach dem ersten Chaos hat sich die Lage auf den Schienen überwiegend stabilisiert. Die Deutsche-Bahn-Tochter Arriva allerdings kämpft weiter mit massiven Problemen im Betrieb. Nun droht ihr sogar eine Auflösung des Vertrags.

Foto: ČTK / Radek Petrášek
Die Deutsche-Bahn-Tochter Arriva hat Mitte Dezember ihre Aktivitäten in Tschechien um vier neue Schnellzugverbindungen sowie mehrere Regionalbahnen in Nordböhmen und Ostmähren erweitert. Unter anderem fährt sie von Prag nach Rakovník, von Prag über Písek nach České Budějovice / Budweis und von Prag über Turnov / Turnau nach Tanvald / Tannwald im Norden des Landes. Seit der Betriebsaufnahme gibt es aber Kritik an den Serviceleistungen des Unternehmens.

Inspektoren des tschechischen Bahnamtes haben bisher insgesamt 23 Züge von Arriva kontrolliert und mehrere Mängel festgestellt. Diese reichten von Problemen beim Ticketverkauf und der Kennzeichnung der Züge, über unbeheizte Waggons und fehlende Toiletten bis zu Sprachproblemen zwischen den Zugbegleitern und den teils ausländischen Lokführern.

Foto: ČTK / Radek Petrášek
Das Verkehrsministerium hat nun eine Strafe von insgesamt 670.000 Kronen (26.600 Euro) gegen den Betreiber verhängt. Hinzu kämen noch weitere Sanktionen für Verspätungen und Verstöße gegen den Fahrplan, schrieb Verkehrsminister Vladimír Kremlík via Twitter. Und das Ministerium sei nicht gewillt, die Zustände weiter hinzunehmen, wie Ressortsprecher František Jemelka mitteilte:

„Wir haben Arriva-Direktor Adamka über unsere Unzufriedenheit mit dem Start des Betriebs nach dem Fahrplanwechsel informiert. Der Minister erklärte, sollten den Reisenden weiterhin nicht die entsprechenden Dienstleistungen geboten werden, müsse das Ministerium im Extremfall eine Auflösung des Vertrags erwägen.“

Foto: ŠJů,  Wikimedia Commons,  CC BY 4.0
Der Bahnbetreiber bemühe sich, die Mängel zu beseitigen, versicherte der tschechische Arriva-Sprecher Martin Farář in einer Reaktion:

„Wir sehen die Erklärung des Verkehrsministers als Warnung an. Wir werden das Maximum tun, damit der Staat nicht zu einer Vertragsauflösung greifen muss.“

Mittlerweile hat sich Arriva auf ihren Webseiten auch bei den Reisenden entschuldigt.

Als Erstes hatte im Dezember schon der Kreis Liberec / Reichenberg eine Strafe gegen den Zugbetreiber verhängt. Sie lag bei 815.000 Kronen (32.400 Euro). Im Februar will auch das Kreisamt im ostmährischen Zlín nachziehen. Denn auch dort gab es Probleme bei der Einhaltung der Fahrpläne und beim Ticketverkauf. Zudem fehlten bei den Zügen im Kreis Zlín ebenfalls die tschechischen Aufschriften.

DB Arriva ist die Tochter der Deutschen Bahn für den Personenverkehr im Ausland. Seit 2006 ist sie auch in Tschechien tätig und mit 20 Prozent Marktanteil einer der größten Anbieter im Busverkehr hierzulande. 2013 stieg DB Arriva auch in den tschechischen Schienenverkehr ein.