Bohemian Carnevale: Die Narren übernehmen das Zepter in Prag

Bohemian Carnevale (Foto: Štěpánka Budková)

Maskenumzüge, barocke Theateraufführungen, ein Faschingsball und das Beste aus der böhmischen Faschingsküche: Auch in Prag sind die Narren los. Bereits zum dritten Mal findet im Zentrum der tschechischen Hauptstadt das Festival „Bohemian Carnevale“ statt.

Bohemian Carnevale  (Foto: Štěpánka Budková)
Mit einem Maskenumzug ging es bereits am vergangenen Samstag los. Dabei übernahmen die Narren symbolisch die Leitung der Stadt Prag. Dreh- und Angelpunkt des närrischen Treibens ist wie in den Vorjahren der Palais Clam-Gallas. Im dortigen Karnevalsalon kann sich jeder Mann oder jede Frau in eine andere Person verwandeln: Kostüme, Masken sowie ein Haarstudio stehen dort gegen Bezahlung zur Verfügung.

Der „Bohemian Carnevale“ soll an eine längst vergessene Prager Karnevalstradition anknüpfen. Kunsthistoriker Jan Nepomuk Assmann:

Bohemian Carnevale  (Foto: Štěpánka Budková)
„Prag liegt im Zentrum Europas, es war schon immer ein Ort, wo sich verschiedene Einflüsse vermischten. Viele Reisende und Touristen aus Ost und West sowie aus Nord und Süd haben die Stadt besucht. Karnevale wurden auch in Deutschland und in Österreich gefeiert. Die Tradition ist sehr lang. Seit dem 15.- 16. Jahrhundert gab es sie auch in Prag.“

Das Festival lässt aber nicht nur verschwundene Traditionen wieder aufleben. Es wurde 2007 auch aus rein prosaischem Grund gegründet: Man wollte im Februar den Touristen eine attraktive Veranstaltung in Prag anbieten. Ausländische Gäste gab es aber schon früher bei den Prager Karnevalfeiern. Berichte darüber findet man, so Kunsthistoriker Assmann, in verschiedenen Memoiren. Aus welchen Ländern oder Städten stammten die Touristen, die beispielsweise im 17. Jahrhundert Prag besuchten?

Jan Nepomuk Assmann,  photo: Anna Kubišta
“Aus Leipzig, aus München, aus Berlin oder aus Wien sind die Besucher beispielsweise gekommen. Im Prager Stadtmuseum, wo ich arbeite, haben wir verschiedene Literatur, in der man Erinnerungen an Prag findet. Manchmal sind die Berichte komisch, manchmal ein wenig moralistisch oder humorvoll. Aus diesen Erinnerungen geht hervor, dass Prag eine sehr reiche Stadt war und dass die Prager Adeligen eine bedeutende Rolle gespielt haben. Schriftstellerin Brigitte Hamann, die sich auf die Mozart-Zeit spezialisiert hat, veröffentlichte beispielsweise die Worte von Gräfin von Salm, die etwa Folgendes über Prag geschrieben hatte: ´Es war für uns ein Schock, denn so reiche Leute haben wir noch nie gesehen. Die böhmischen Adeligen sind so reich, und wir haben nichts. Die haben Diamanten sogar auf ihren Schuhen´“.

Schuhe mit Diamanten - beim barocken Karnevalsball „Grandioso“ am kommenden Samstag dürfte man die wohl kaum sehen. Das Prager Karnevalfestival dauert bis zum 24. Februar.