Brille auf im Straßenverkehr!

Foto: Tschechisches Fernsehen
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Der tschechische Automobilclub hat die Sehfähigkeit der Fahrer hierzulande getestet. Das Ergebnis ist alarmierend.

Foto: Tschechisches Fernsehen
Eva Tehilková hat derzeit Hochsaison:

„Im Herbst und Winter ist die Sicht durch die Dunkelheit, den häufigen Nebel und Regen eingeschränkt. Da kann schon eine halbe Dioptrie helfen“, so die leitende Augenärztin eines Prager Klinikums gegenüber dem Tschechischen Fernsehen. Das Problem sei nur, dass nicht viele Patienten freiwillig den Weg zu ihr finden würden, meint Tehilková.

Dass dies aber bitter nötig ist, hat nun ein großangelegter Sehtest des tschechischen Automobilclubs gezeigt. Insgesamt wurden knapp 4300 Autofahrer getestet. Ganze 71 Prozent von ihnen hatte nur ein mangelndes Sehvermögen und dürfte ohne Brille eigentlich nicht fahren. Dabei waren aber 53 Prozent der Getesteten überzeugt, dass sie gute Augen hätten.

Kampagne „Slepí vrazi“  (Foto: Archiv BESIP)
Laut dem Automobilclub ist beispielsweise die sogenannte Nachtblindheit vergleichbar mit dem Fahren unter Alkoholeinfluss. Man müsse daher alle Fahrer zu regelmäßigen Sehtests motivieren, meint Libor Budina vom Road Safety Autoklub Tschechien. Dieser hat in Zusammenarbeit mit weiteren Organisationen die Kampagne „Slepí vrazi“, also „Blinde Mörder“, ins Leben gerufen:

„Ab 65 Jahren müssen Autofahrer in Tschechien zu regelmäßigen Untersuchungen zum Hausarzt. Dieser kann dann auch einen Sehtest anordnen. In dieser Altersgruppe sehe ich eigentlich kein großes Problem. Anders ist das bei den Fahrern in der Altersgruppe von 18 bis 65 Jahren.“

Die entgehen nämlich vergleichbaren Kontrollen und bleiben tickende Zeitbomben im Straßenverkehr. Eine Ausnahme sind Berufsfahrer, die müssen sich alle zwei Jahre strengen Tests unterziehen.

Ein Gesetzesvorschlag soll das nun ändern. Demnach würden entsprechende Test bei jeder Neuausstellung eines Führerscheins verpflichtend werden. Jede Fahrerlaubnis hat hierzulande nämlich ein Ablaufdatum, anders als in Deutschland. Der Sozialdemokrat Jan Birke ist einer der Väter der Gesetzesinitiative. Unlängst sagte er gegenüber Journalisten:

Jan Birke  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Ich muss betonen, dass wir keine zusätzliche Bürokratie verursachen wollen. Und zwar weder für die Ärzte noch für die Patienten. Es geht um die Vermeidung von Verkehrsunfällen, ob nun verursacht von Autofahrern oder anderen Verkehrsteilnehmern. Schon wenn bei einem Sehtest eine halbe Dioptrie zu niedrig gemessen wird, halbiert sich die angenommene Sichtweite. Und das kann auch eine adäquate Reaktion verhindern.“

Laut Birke dürfte der Vorschlag auf Zustimmung in der Regierung stoßen. Das betreffende Verkehrsministerium ist jedoch skeptisch. Jan Neřold ist Sprecher des Ressorts.

„Man muss da einfach einen Mittelweg finden. Dabei sollten die Fahrer nicht zusätzlich belastet, die Gefahr der schlechten Sicht aber gebannt werden“, so Neřold gegenüber dem Tschechischen Fernsehen.