Chemische Schutztruppe aus Liberec verkörpert Nato-Elite-Einheit

Chemische Schutztruppe (Foto: Archiv der tschechischen Armee)

Ob im Kosovo, in Mali oder Afghanistan – bei Auslandseinsätzen der Nato sind vor allem tschechische Spezialisten gefragt. Die kommen unter anderem aus Liberec, wo mit dem 31. ABC-Waffen-Schutzregiment eine Elite-Einheit der Tschechischen Armee stationiert ist.

Chemische Schutztruppe  (Foto: Archiv der tschechischen Armee)
Das nordböhmische Liberec / Reichenberg ist seit 1867 Garnisonsstadt. 110 Jahre später spezialisierte sich der dort stationierte Militärverband dann auf die Bekämpfung von Massenvernichtungswaffen. Ziemlich schnell erwarb sich die chemische Schutztruppe einen guten Ruf, weshalb sie auch schon kurz nach der Wende für Auslandseinsätze angefordert wurde. Der heutige Kommandeur des 31. ABC-Waffen-Schutzregiments, Oberst Karel Navrátil, sagt dazu:

„Unsere Premiere im Ausland hatten wir in den Jahren 1990 und 1991 im Zweiten Golfkrieg. Danach kamen unsere Soldaten im ehemaligen Jugoslawien zum Einsatz. Sehr intensiv waren wir an der Operation Enduring Freedom beteiligt, wo es darum ging, das Regime von Saddam Hussein im Irak zu beseitigen. Das war in den Jahren 2002 und 2003. Seit dem Jahr 2012 agieren wir in Afghanistan, und im vergangenen Jahr haben wir damit begonnen, die Soldaten der irakischen Armee im eigenen Land auszubilden.“

Foto: ČT24
Ihre erste offizielle Auslandsmission unter dem Dach der Nato absolvierten die Spezialisten aus Liberec im Jahr 2002. Dazu wurden sie nach Kuweit geschickt. Einer der 150 entsandten Soldaten war Oberfeldwebel Radim Klac. Er erinnert sich noch genau an den Einsatz:

„Bei der Operation Enduring Freedom sprach man wiederholt davon, dass das Regime von Saddam Hussein Massenvernichtungswaffen besitzen und möglicherweise einsetzen würde. Unsere Hauptaufgabe war es daher, die Streitkräfte unserer Verbündeten sowie die Zivilbevölkerung vor einem Chemie-Angriff zu schützen.“

Ein Meilenstein für die Entwicklung des ABC-Waffen-Schutzverbandes in Liberec war der Nato-Gipfel 2002 in Prag. Dort wurde unter anderem der Aufbau eines Chemiewaffen-Schutzheeres beschlossen, das vor allem Massenvernichtungswaffen unschädlich machen soll. Tschechien verpflichtete sich, hierbei eine Führungsrolle zu übernehmen. Oberst Navrátil:

Foto: Vlastimila Cyprisová,  Archiv der tschechischen Armee
„Der erste Schritt war die Aufstellung der 9. Kompanie zum Chemiewaffenschutz. Das war die erste Profieinheit des chemischen Militärverbands. Sie wurde in die Schnelle Eingreiftruppe der Nato eingegliedert. Zweitens muss ich die Streitkräfte Nato Response Force (NRF) erwähnen, die als Ergebnis des Prager Gipfels entstanden sind. In diese Armee stellt Tschechien dauernd seine Spezialisten ab.“

Weitere Aufträge für die Profis zur ABC-Waffen-Bekämpfung ließen dann auch nicht lange auf sich warten. Der Regimentskommandeur nennt ein Beispiel:

„Schon im Jahr 2004 wurde die Tschechische Republik darum gebeten, mit einer Anti-Chemiewaffen-Einheit die griechische Regierung in der Zeit der Olympischen Sommerspiele und der Sommer-Paralympics in Athen zu unterstützen. Dazu haben wir ein Kontingent von 170 Männern und Frauen abgestellt. Ich denke, das war der erste große Erfolg unserer Chemiewaffen-Bekämpfer in der Welt.“

Vor zwei Jahren feierte die chemische Truppe aus Liberec ihr 40-jähriges Bestehen. Heute ist die Besatzung mit der modernsten Technik ausgestattet. Dazu gehören chemische und radiometrische Labors aus den USA sowie neue leichte Panzerwagen. Dadurch sind die Experten jetzt noch schneller am Einsatzort.