„Damit alle eins seien“: Prager Kardinal Vlk ist tot

Miloslav Vlk (Foto: ČTK)

Miloslav Kardinal Vlk ist eine der wichtigsten Gestalten der katholischen Kirche in Tschechien nach dem Sturz des Kommunismus gewesen. Als Erzbischof von Prag und damit Oberhaupt der tschechischen Katholiken hat er sich nach 1989 für den Wiederaufbau der Kirche eingesetzt. Er verlor am Samstag im Alter von 84 Jahren den Kampf gegen den Krebs.

Miloslav Vlk  (Foto: ČTK)
„Damit alle eins seien“. Dieses Zitat aus dem Johannes-Evangelium hat Miloslav Kardinal Vlk zum Motto für sein erzbischöfliches Wappen gewählt. Die Idee der Einigkeit war immer sein Anliegen. Er hat sich für die Ökumene in Tschechien eingesetzt und strebte eine Annäherung zwischen der Kirche und der Öffentlichkeit an. Große Verdienste erwarb er sich auch um die Aussöhnung zwischen Tschechen und Deutschen. Über den Tod seines Vorgängers im Amt informierte am Samstag der Prager Erzbischof Dominik Kardinal Duka:

„Wir verlieren einen Menschen, der die katholische Kirche nach dem Fall des Kommunismus mit aufgebaut hat. Ich bin ihm dafür sehr dankbar. Er hat viel geleistet.“

Als Bischof und Erzbischof setzte sich Miloslav Vlk nach 1989 für den Wiederaufbau der durch den Kommunismus zerstörten kirchlichen Strukturen ein. Er bemühte sich besonders um die Restitution verstaatlichten kirchlichen Eigentums. Häufig brachte der Kardinal auch seine kritischen Ansichten zur politischen Lage und den Politikern zum Ausdruck. So auch in seinem letzten Gespräch gegenüber dem Tschechischen Fernsehen im Januar dieses Jahres:

„Die Politiker suchen nicht nach der Wahrheit. Sie fühlen weder Respekt noch Ehre gegenüber der Wahrheit. Meiner Meinung nach ist das schlecht.“

Tomáš Halík  (Foto: Pavla Kopřivová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Für das Priesteramt entschloss sich Vlk noch als Schüler des Gymnasiums in Ceske Budejovice / Budweis. Da der Staat aber in den 1950er Jahren alle Seminare aufgelöst hatte, war Vlk zunächst als Arbeiter tätig und studierte später Geschichte und Archivwesen an der Prager Karlsuniversität. Schließlich konnte er sich seinen Wunsch doch erfüllen und wurde 1968 zum Priester geweiht. Er wirkte als Pfarrer in mehreren kleinen Gemeinden in Süd- und Westböhmen. 1978 wurde ihm die Erlaubnis entzogen, als Priester tätig zu sein. Bis zur politischen Wende von 1989 arbeitete er als Fensterputzer und Archivar. An diese Zeit erinnert sich der Priester Tomáś Halík:

„Wir waren 50 Jahre lang Freunde. Wir haben uns 1968 zur Zeit des Prager Frühlings kennengelernt. Dann haben wir viele Jahre illegal in der Untergrundkirche zusammengearbeitet.“

Papst Franziskus  (Foto: Archiv des estnischen Außenministeriums,  CC BY 2.0)
Kurz nach der Wende, im Februar 1990, wurde Miloslav Vlk zum Bischof von Budweis ernannt. Im Juni 1991 löste er Kardinal František Tomášek im Amt des Prager Erzbischofes und des Oberhauptes der katholischen Kirche in Tschechien ab. Er blieb bis 2010 im Amt. 1994 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal ernannt.

Alle Menschen hätten den Wunsch nach Glück gemeinsam, so Miloslav Vlk. Es gehe darum, den richtigen Weg aufzuzeigen, um dieses Glück zu erreichen. Seine Antwort dazu lautete:

„Man sollte für die anderen Menschen leben. Man sollte offen sein und sich für die Freuden und Leiden des Anderen interessieren. Also nicht für sich selbst und seine eigenen Interessen. Der Weg zu dauerhaftem Glück ist die Pro-Existenz.“

Papst Franziskus hat zum Tod des Prager Alterzbischofs und Kardinals Miloslav Vlk kondoliert. Besonders erinnere er sich mit Bewunderung an Vlks hartnäckige Treue zu Christus, trotz der Entbehrungen und der Verfolgung, schrieb der Papst am Samstag in einem Telegramm an Vlks Nachfolger Dominik Duka. Miloslav Kardinal Vlk wird am kommenden Samstag in der Krypta des Prager Veitsdomes bestattet.