Das Problem mit den geschlossenen Grenzen

Foto: ČTK / Ondřej Hájek

Tschechien hält seine Grenzen weiter für Besucher aus dem Ausland dicht. Das betrifft Urlauber genauso wie Menschen, die grenzüberschreitend in einer Partnerschaft leben. Immerhin ist die Diskussion über die Öffnung der Grenzen angelaufen.

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Andrej Babiš  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
Am 16. März schloss Tschechien wegen der Corona-Pandemie seine Grenzen. Eine erste Lockerung trat im April in Kraft. Doch weiter dürfen Ausländer ohne Aufenthaltsgenehmigung nur unter eingeschränkten Bedingungen nach Tschechien reisen. Nämlich vor allem aus beruflichen Gründen. Alle anderen werden mindestens bis in den Juni warten müssen. Wenigstens mit den Vertretern Österreichs und der Slowakei ist Außenminister Tomáš Petříček bereits in Gesprächen. Dies bestätigte am Mittwoch auch Premier Andrej Babiš (Partei Ano):

„Außenminister Petříček arbeitet intensiv daran. Wir versuchen dabei eine Lösung im sogenannten Austerlitz-Format zu finden, das sind Österreich, Tschechien und die Slowakei. Mit Deutschland verhandeln wir nicht, weil in Bayern die epidemiologische Lage anders ist als etwa in Österreich.“

Tomáš Petříček  (Foto: Michaela Danelová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Und der Sozialdemokrat Petříček ergänzte:

„Wir zielen darauf, dass sich zum 15. Juni die Grenzen zwischen diesen drei Staaten öffnen. Und ich glaube daran, dass sich die Lage bei uns, in Österreich und der Slowakei auf lange Sicht gut entwickelt. In Deutschland sehen wir noch keine vergleichbare Stabilisierung.“

Im Interview für die Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks wies der tschechische Außenminister aber auch auf die angedachte Grenzöffnung zwischen Deutschland und Österreich hin. Sie erschwere die Gespräche mit Wien, ließ Petříček durchblicken…

„Derzeit prüfen wir zusammen mit der österreichischen Seite, unter welchen Voraussetzungen sie ihre Grenzen zu Deutschland öffnen will. Die Gefahr in Österreich oder der Slowakei liegt nicht so sehr darin, dass man sich bei der örtlichen Bevölkerung anstecken könnte, sondern zum Beispiel bei einem der anderen Touristen“, so der Außenminister.

Foto: ČTK / Václav Šálek
Das alles könnte eines bedeuten: dass man für Reisen innerhalb Europas mindestens im Sommer immer noch einen Coronatest mit negativem Ergebnis braucht. Wie Premier Babiš gegenüber dem Nachrichtenportal idnes.cz bestätigte, sind diese Tests tatsächlich Teil der Verhandlungen über die Grenzöffnungen.

Derzeit ist es jedoch ziemlich teuer, sich auf eine Corona-Ansteckung überprüfen zu lassen. In Deutschland kostet das über 200 Euro, in Tschechien 2900 Kronen, also fast 110 Euro. Wenn also eine ganze Familie verreisen will, ist das Urlaubsbudget schnell erschöpft.

Noch unmöglicher wäre das für all jene, die direkt an der Grenze leben. Mehrere Hörer von Radio Prag International haben sich bereits gemeldet. Sie schildern, wie sie durch die Grenzschließung von Partnern und Familie getrennt wurden, selbst wenn sie zum Beispiel nur wenige Kilometer voneinander entfernt wohnen. Diese Menschen quält nicht nur, dass sie teilweise Umwege von 50 Kilometern fahren müssten, sondern auch die Nachweispflicht eines negativen Coronatests, wie es sie in Tschechien und auch in Österreich gibt. Deutschland wiederum besteht immer noch auf 14 Tagen Quarantäne, sofern man keinen „triftigen Einreisegrund“ hat.