Direktor einer Prager Poliklinik wird der mehrfachen Vergewaltigung beschuldigt

Jaroslav Barták (Foto: Tschechisches Fernsehen)

Vergewaltigung, Nötigung, Erpressung. Das sind Straftatbestände, die leider noch zu oft geschehen. In Tschechien wurde unlängst bekannt, dass ein prominenter Arzt diese Straftaten aufgrund seiner perfiden Masche vermutlich sehr häufig begangen hat. Der mittlerweile inhaftierte Arzt wird beschuldigt, in den zurückliegenden Jahren mindestens zehn seiner Arzthelferinnen vergewaltigt zu haben. Der Fernsehsender TV Nova berichtete jetzt sogar, dass Doktor Jaroslav Barták seine angesehene Stellung in hohen Kreisen missbraucht haben soll, um in der Prager Botschaft des Vatikans ein paar Szenen eines erotischen Films zu drehen.

Jaroslav Barták
Der Fall des 53-jährigen Doktor Barták kam ins Rollen, als sich eine der von ihm mutmaßlich gepeinigten Arzthelferinnen nicht mehr einschüchtern ließ und im Juli an die Öffentlichkeit ging. Vor der Kamera des Tschechischen Fernsehens (ČT) sagte die ehemalige Arzthelferin Lucie:

„Er hat mich an den Haaren gezogen, mehrmals hat er mir mit der Hand ins Gesicht geschlagen. Als ich fliehen wollte, hat er mich noch zu fassen gekriegt und mich dann malträtiert. Dabei hat er meinen Kopf zweimal gegen die Wand geschlagen.“

Das geschah auf einer so genannten Dienstreise im Ausland, die der Arzt immer wieder anordnete, um mit seinen potenziellen Opfern allein zu sein. Barták bestreitet jedoch, seine Assistentinnen vergewaltigt und gequält zu haben. Vielmehr seien die Frauen Prostituierte gewesen, die ihre sexuellen Dienste im Anhang des Arzthelferinnen-Vertrags zugesichert hätten, behauptet Barták:

Szenen zu einem erotischen Film mit Jaroslav Barták  (rechts) stammen u. a. aus der Prager Botschaft des Vatikans  (Foto: TV Nova)
„Dort stand geschrieben, dass Fräulein Lucie ihrem Chef zweimal wöchentlich zu persönlichen Diensten zur Verfügung steht, und das jeweils im Ausland.“

Die Angesprochene stellte jedoch klar, keinerlei Indizien dafür gehabt zu haben, dass die Dienstreise nach Philippinien auf eine sexuelle Angelegenheit hinauslaufen würde. So etwas habe nicht im Vertrag gestanden, sagte Bartáks Ex-Kollegin Lucie. Offenbar wurden die Frauen schon vorher arg getäuscht. Zwei seiner Helferinnen soll Barták zum Beispiel über eine fragwürdige Schauspieler-Agentur angeworben haben. Den Damen wurde suggeriert, dass die Arbeit als Arzthelferin zu ihrer schauspielerischen Ausbildung gehöre.

Martin Červíček
Die Praktiken des Jaroslav Barták, der Direktor und Mitinhaber einer Prager Poliklinik ist, hätten allerdings nicht so weit ausufern müssen, wenn die Polizei ihre Arbeit gründlicher erledigt hätte. Im Juni vergangenen Jahres hatte eine ehemalige Mitarbeiterin Bartáks dort Anzeige erstattet, weil sie ihr Chef wiederholt sexuell belästigt und gepeinigt habe. Diese Anzeige verlief jedoch im Sand, was der stellvertretende Polizeipräsident Martin Červíček heute bedauert:

„Persönlich habe ich das Gefühl, dass einige Vorgänge im Strafverfahren wesentlich früher hätten eingeleitet werden können.“

Gegen zwei Beamte hat Polizeipräsident Lessy daher ein Disziplinarverfahren angeordnet. Ein weiterer Fall aus dem Jahr 2007, bei dem Barták sein Opfer angeblich brutal verprügelte, endete zwar vor Gericht, wurde aber nicht publik. Die Frau hatte die Entschädigung angenommen. Wohl auch aus Angst vor dem Einfluss, den Barták hatte. Der Arzt verkehrte nämlich in höchsten Kreisen und hat seine Helferinnen auch damit ständig unter Druck gesetzt. Oder er nutzte diese Beziehungen für seine zweifelhaften Hobbys aus. Als Leibarzt des apostolischen Nuntius´ in Prag hatte sich Barták so auch im Frühjahr Zugang zu zwei Räumen der hiesigen Botschaft des Vatikans verschafft. Von seinen Absichten, dort Szenen zu einem erotischen Film zu drehen, habe er allerdings nichts gewusst, beteuert der ehemalige Vatikan-Botschafter Diego Causero. Schauspieler Oldřich Bareš, der beim Dreh vor Ort war, sieht das jedoch etwas anders:

Jaroslav Barták  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„In der Botschaft des Vatikans haben wir tun und lassen können, was wir wollten“, sagte Bareš gegenüber Medien.

Doktor Jaroslav Barták hingegen kann jetzt nicht mehr tun und lassen, was er will. Seit Ende August sitzt er in Untersuchungshaft. Sollten sich die gegen ihn erhobenen Vorwürfe der Vergewaltigung und weiterer Straftaten bestätigen, dann drohen ihm bis zu zehn Jahre Gefängnis.