„Egerländer Orgeln sind ein Schatz“

Ronny Krippner (Foto: Archiv von Ronny Krippner)

Organist Ronny Krippner lebt in London. In der Heimat seines Großvaters im Egerland stieß er auf einzigartige Orgeln.

Ronny Krippner  (Foto: Archiv von Ronny Krippner)
Ronny Krippner ist Organist und Chorleiter in London. Als er sich auf die Spuren seines sudetendeutschen Großvaters durch das Egerland machte, entdeckte er in den dortigen Kirchen mehrere wertvolle Orgeln. Krippner spielte dann eine CD mit Orgelmusik aus Böhmen ein. Außerdem bemüht er sich seitdem, zur Rettung dieser Musikinstrumente beizutragen. Beim Sudetendeutschen Tag in Augsburg wurde Ronny Krippner daher mit dem Sudetendeutschen Kulturpreis für Darstellende und Ausübende Kunst ausgezeichnet. Bei dieser Gelegenheit hat Martina Schneibergová mit dem Musiker gesprochen.

Herr Krippner, was bedeutet für Sie der Kulturpreis, der Ihnen verliehen wurde?

„Der Kulturpreis ist für mich eine Anerkennung meiner Arbeit, bei der ich den Klang der Orgeln im Egerländer Raum aufgenommen habe. Es gibt dort viele hervorragende historische Orgeln wie die von St. Anna in Planá / Plan oder jene von St. Nikolaus in Cheb (Eger, Anm.d.Red.). Ich war einfach sehr überrascht, welche Kulturschätze sich finden ließen. Und ich war sehr glücklich darüber, dort aufnehmen zu dürfen. Für den Preis bin ich unglaublich dankbar.“

Sie leben in London, stammen aber aus Bayern. Haben Sie sudetendeutsche Familienwurzeln?

Foto: Verlag Ambiente Audio
„Mein Großvater mütterlicherseits wurde in Schönlind im Kaiserwald bei Falkenau (Sokolov, Anm.d. Red.), also Krásná Lípa, geboren. Ich habe mir den Ort und die Gegend vor zwei Jahren angesehen, das Dorf gibt es leider nicht mehr. Ich fand es toll, die Wurzeln kennenzulernen.“

Im vergangenen Jahr erschien Ihre CD mit Orgelmusik aus Böhmen. Wie sind die Aufnahmen entstanden?

„Das Ziel war, Orgeln aufzunehmen, die vielleicht mein Großvater auch gehört hatte, und zudem festzustellen, welche Komponisten und Kompositionen es in der Gegend gab. Alles zusammen ist auf diese CD gekommen. Das war eine große Freude. Der Wert der CD für mich lag darin, meine Familienwurzeln zu entdecken. Mein Großvater hat nicht von der Vergangenheit in Böhmen erzählt. Leider ist er vor mehr als 20 Jahren gestorben. Es war für mich eine Detektivarbeit, das alles kennenzulernen. Das Schöne war, Freundschaft mit tschechischen Organisten schließen zu dürfen, die mir wirklich sehr viel geholfen haben.“

Welche der Orgeln in Westböhmen halten Sie für besonders wertvoll?

St. Nikolaus Kirche in Cheb / Eger  (Foto: donald judge,  Flickr,  CC BY 2.0)
„Die Orgel von St. Nikolaus in Eger von Martin Zaus ist wahnsinnig toll. Die Zaus-Orgeln waren um 1900 sehr berühmt. Sie waren durch die französische Schule beeinflusst. Auch die beiden Orgeln im Stift Teplá – die Hauptorgel und die Chororgel – von Gartner aus Tachov sind hervorragend. Ich wünsche mir, dass dort viele Leute aufnehmen. Die Organistin aus Teplá hat dort auch schon etwas eingespielt. Die Orgeln sind ein wirklicher Schatz.“

Arbeiten Sie auf irgendeine Weise weiter mit den tschechischen Organisten zusammen?

„Ich hoffe, dass ich in Zukunft mit den tschechischen Organisten gemeinsam Konzerte machen kann. Ich würde sehr gern tschechische Organisten nach England einladen, wo ich selbst Organist bin. Ich hoffe, dass die Kontakte bestehen bleiben. Die Kollegen in Tschechien kämpfen hart für die Orgeln. Es ist nicht einfach Geld zu bekommen, um die Orgeln zu restaurieren. Ich habe einen großen Respekt davor.“

Ronny Krippner  (Foto: Archiv von Ronny Krippner)
Gibt es Möglichkeiten, sie bei der Rettung der Orgeln zu unterstützen?

„Ich weiß, dass einige deutsche Gruppierungen Geld für die Orgel in Planá sammeln. Diese ist schon restauriert worden. Ich kann mir vorstellen, dass die deutsch-tschechische Zusammenarbeit Früchte bringen kann. Es gibt mehrere Möglichkeiten, es braucht jedoch jemanden, der Initiative zeigt. Ich bin sicher, dass es viele Menschen gibt, die Orgeln retten wollen, die in einem wirklich schlechten Zustand sind. Sie müssen gerettet werden, es ist Kultur.“