Eigner Hradský: Freischleppen des Frachters in Dresden wird noch etwa zwei Tage dauern

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Die sächsische Landeshauptstadt Dresden wird wegen ihres mannigfaltigen Barocks auch als Elbflorenz oder Florenz des Nordens bezeichnet. Für tschechische Reeder aber wird die Stadt immer mehr zum Schreckgespenst. Denn binnen nicht einmal 80 Tagen hat sich ein weiteres ihrer Frachtschiffe an einer Dresdner Elbbrücke verkeilt. Diesmal aber scheint die Wiederschiffbarmachung des Kahns längere Zeit in Anspruch zu nehmen.

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Ein querliegender Frachter aus Tschechien blockiert seit Montagabend in Dresden die Elbe. Der Fluss ist seitdem für den Schiffsverkehr gesperrt. Die mit rund 800 Tonnen Salz beladene „Albis“ liegt vor den Bögen der Albertbrücke und macht die Schifffahrt in beiden Richtungen unmöglich. Alle Versuche, die „Albis“ wegzuschleppen, scheiterten bisher, und ebenso das Auspumpen der Ladung in mittlerweile am Elbufer aufgestellte Behälter. Eigner des Frachters ist die Schiffsgesellschaft Evropská vodní doprava. Teilhaber Lukáš Hradský nennt die Gründe für das neue Problem:

„Leider hat sich der Schlauch am Ende des Verteilers verstopft, deshalb konnte dieser Saugbagger nicht weiter genutzt werden.“

Dies hänge damit zusammen, dass das Salz relativ schnell Feuchtigkeit ansauge und damit klebrig werde, erklärt Hradský. Der erste Versuch, die Ladung zu löschen, misslang in der Nacht zu Donnerstag. Am Donnerstagmorgen war aber bereits ein anderer Saugbagger aus Tschechien eingetroffen. Die Hoffnungen, das Salz damit aus dem Rumpf des Schiffes zu bekommen, sind etwas größer, bestätigte Hradský kurz nach 8.20 Uhr:

Lukáš Hradský  (Foto: ČT24)
„Diese Sauganlage ist leistungsstärker, von daher unternehmen wir jetzt den zweiten Versuch. Der Vorgang läuft erst seit zehn Minuten, deshalb ist es verfrüht zu sagen, wann er beendet sein wird. Wir sind aber leicht optimistisch.“

Doch warum ist es überhaupt notwendig, das Salz zu löschen?

„Ziel ist es, den Frachter vollkommen zu entleeren, damit der Tiefgang des Schiffes so weit wie möglich verringert wird. Dann erst kann es freigeschleppt werden.“

Die dann einzuleitende Bergungsaktion werde aber nicht genauso ablaufen, wie das Freischleppen des 90 Meter langen Frachters, der Ende Dezember nahe der Marienbrücke auf Grund gelaufen war. Er wurde seinerzeit mit Hilfe eines Schubschiffs, eines Schleppers und einer in Ústí nad Labem / Aussig ausgelösten Welle freigeschleppt. Die Welle nütze diesmal nichts, weil die „Albis“ mit ihrer gesamten Tonnage gegen die Pfeiler der Albertbrücke drücke. Und sollte auch der zweite Versuch zum Löschen der Ladung scheitern, habe man schon eine dritte Lösung in der Hinterhand, erklärt Hradský:

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„Aus Tschechien sind bereits ein spezieller Schiffsbagger, zwei Frachtschiffe und ein Schlepper unterwegs. Mit Hilfe des Baggers würde dann die Ladung direkt auf die Frachtschiffe umgeschlagen.“

Das Löschen von 800 Tonnen Salz ist indes kein Kinderspiel. Hradský rechnet deshalb damit, dass der Löschvorgang ein bis zwei Tage dauern könnte. Das sehen Dresdner Kiebitze, die aus der Presse von dem in Not geratenen Frachter gelesen haben, schon etwas anders. Der Schaulustige Andreas Scholz:

„Also das könnte noch mindestens vier Tage dauern.“

Aus der „Sächsischen Zeitung“ hätten er und seine Frau auch erfahren, dass die Ursache für die Havarie des Schiffes der ausgefallene Motor sein dürfte. Schiffseigner Hradský wollte sich an den Spekulationen zur Ursache für den Unfall indes nicht beteiligen. Auf der anderen Seite glaube er nicht daran, dass er auf ein Fehlverhalten des Kapitäns zurückzuführen sei.