Ein Wunsch nach Frieden im Herzen

Martin Leitgöb (Foto: Martina Schneibergová)
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Auch die deutschsprachige Pfarrei in Prag bereitet sich auf das Weihnachtsfest vor.

Martin Leitgöb  (Foto: Martina Schneibergová)
Der Advent ist für Gläubige die Zeit der Besinnlichkeit und der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Am Ende der Adventszeit kamen die Mitglieder der deutschsprachigen Pfarrei in Prag am frühen Freitagmorgen bei Kerzenlicht zu einer Rorate-Messe zusammen. Über das bevorstehende Weihnachtsfest sprach ich nach dem Gottesdienst mit dem Gemeindeseelsorger, Martin Leitgöb.

Pater Leitgöb, der Advent geht bald zu Ende. In der Kirche Sankt Johannes Nepomuk am Felsen haben Sie soeben eine Rorate-Messe gelesen. Was ist das Besondere an einem Rorate-Gottesdienst?

„Die Rorate-Messen sind ein Jahrhunderte alter Brauch im Advent. Üblicherweise werden sie am frühen Morgen gefeiert, und zwar ausschließlich bei Kerzenlicht. Das haben wir in unserer Pfarrkirche in Prag gerade auch gemacht. Das Wort ,rorate’ selbst ist ein lateinischer Begriff und heißt ,tauet‘. Das erinnert an den alten adventlichen Ruf, der aus dem Alten Testament stammt: ,Tauet Himmel den Gerechten‘. Man hat sich immer wieder vorgestellt – und auch wir stellen uns das vor – dass unser Herr, der Messias, wenn er wiederkommt, nicht als gewalttätiger Kriegsherr kommt, weil davon gibt es auf dieser Welt genug, es gibt genug Krieg und genug Gewalt. Das brauchen wir nicht, sondern wir brauchen jemand, der ganz sanftmütig kommt. Und ,tauet, Himmel, von oben, ihr Wolken, regnet den Gerechten‘ heißt: Jesus Christus kommt so sanft wie der Tau des Himmels am Morgen. Daher kommt das Wort ,rorate‘.“

Kirche Sankt Johannes Nepomuk am Felsen  (Foto: Martina Schneibergová)
Hält die Mehrheit der Menschen, den Advent aber nicht eher für eine Vorbereitung auf die Geburt Christi als auf dessen neue Ankunft?

„Der Advent hat von alters her zwei Bedeutungen. Die eine ist, dass wir in unserem irdischen Leben hier unterwegs sind, aber wissen, dass unsere irdische Zeit begrenzt ist. Als Christen, die Jesus Christus entgegengehen, werden wir ihm individuell am Ende unseres Lebens begegnen. Davon sind wir überzeugt. Wir meinen, dass die ganze Welt irgendwann Mal ein Ende hat und dass Christus dann wiederkommen wird. Die zweite Bedeutung des Advents besteht darin, dass wir uns vorbereiten auf das jährliche Weihnachtsfest – auf die jährliche Erinnerung an die Geburt Jesu in Betlehem.“

Wie wird das Weihnachtsfest in Ihrer Pfarrei gefeiert?

„Weihnachten beginnt für uns natürlich mit dem Advent. Dieses Jahr ist mir vor allem aufgefallen, dass viele Menschen ganz bewusst die Adventsonntage leben und am Adventsonntag in die Kirche kommen. Wir hatten jeden Sonntag eine ganz volle Kirche. Für mich und für uns alle war es eine große Freude. Der Heilige Abend ist in diesem Jahr zugleich der vierte Adventsonntag, das heißt, dass wir zwei Gottesdienste haben. Wir haben am 24. Dezember um 11 Uhr den Sonntagsgottesdienst und um 16 Uhr am Nachmittag haben wir die sogenannte Christmette zu früher Stunde. Da freue ich mich, dass wir bei dieser Gelegenheit schon Weihnachten feiern können. An den beiden Weihnachtstagen, am 25. und am 26. Dezember gibt es jeweils um 11 Uhr einen Festtagsgottesdienst. Weihnachten ist ein Fest des Friedens, und ich wünsche allen Hörerinnen und Hörern, allen Leserinnen und Lesern, dass sie zutiefst in ihrem Herzen Frieden erfahren und dass sie auch spüren, dass wir nicht irgendwelche kleinen Rädchen in der Gesellschaft sind. Sondern wir haben die Möglichkeit, zum Frieden in der Gesellschaft beizutragen, indem wir persönlich nicht nur den Frieden erfahren, sondern auch den Frieden leben und den Frieden weitergeben.“

Nicht nur Weihnachten steht vor der Tür, in knappe einer Woche feiern wir den Beginn eines neuen Jahres…

Am Silvestertag haben wir hier in der Johannes-Nepomuk-Kirche die ökumenische Jahresschlussandacht zusammen mit der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde. Dann haben wir am 1. Januar um 11 Uhr den Feiertagsgottesdienst in unserer Kirche.“