Eishockey-WM: Tschechien trifft im Viertelfinale auf Deutschland

Foto: ČTK / Vít Šimánek

Bei der Eishockey-Weltmeisterschaft in der Slowakei belegte die tschechische Mannschaft hinter den ungeschlagenen Russen den zweiten Platz in der Gruppe B. Im Viertelfinale treffen die Schützlinge von Cheftrainer Miloš Říha am Donnerstag in Bratislava auf das deutsche Team.

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„Hoši děkujem“, also „Jungs, wir danken euch“ – mit diesem Sprechchor feierten die tschechischen Fans in Bratislava ihre Mannschaft fast immer nach dem Ende der sieben Gruppenspiele. Denn sechs Begegnungen wurden gewonnen, lediglich gegen die sehr starke russische Auswahl gab es eine 0:3-Niederlage. Doch dieser Rückschlag habe der Mannschaft eher geholfen als ihr geschadet, analysierte der ehemalige tschechische Nationalspieler und heutige Chef-Scout der Detroit Red Wings, Jiří Fischer:

„Ich habe das Match gegen Russland von der Tribüne aus gesehen und meine, dass die Mannschaft durch die Niederlage wieder geerdet wurde. Sie hat begriffen, dass sie bei den Details weiter an sich arbeiten muss. Ansonsten aber gefallen mir die Begeisterung, mit der sie spielt, die Schnelligkeit und das gute Umkehrspiel. Damit haben die Jungs auch gegen die Schweiz ihr Stärke und Gefährlichkeit demonstriert.“

Jakub Voráček  (rechts). Foto: ČTK / Vít Šimánek
Kapitän Jakub Voráček erkennt in der Spielweise der Mannschaft ebenfalls eine besondere Stärke:

„Ich denke, dass wir im schlittschuhläuferischen Bereich Vorteile haben. Durch unsere Schnelligkeit erarbeiten wir uns über die 60 Spielminuten genügend Chancen. Im dritten Drittel gegen die Schweiz haben wir leider etwas nachgelassen, doch insgesamt behaupte ich: Die aktive Bewegung ist die beste, die ich selbst in einer tschechischen Mannschaft bei einer WM bisher erlebt habe.“

Im abschließenden Gruppenspiel gegen die Schweiz, das mit 5:4 gewonnen wurde, verspielten die Mannen um Voráček allerdings beinahe noch ihre gute Ausgangsposition. Der 4:2-Vorsprung nach zwei Dritteln wurde nämlich nicht gehalten. Im Gegenteil, nachdem die Eidgenossen in der 57. Minute zum 4:4 ausglichen, versuchten sie in den übrigen drei Minuten alles, um die Partie noch zu kippen. Dazu gingen sie hohes Risiko und schickten einen zusätzlichen Spieler aufs Eis anstatt ihres Torhüters. Das ging schief, weil Verteidiger Jan Rutta anderthalb Minuten vor dem Ende ins verwaiste Tor der Schweizer traf. Trainer Říha aber hat die Schwächephase seines Teams nicht übersehen:

Miloš Říha  (Foto: ČTK / Vít Šimánek)
„Wenn ich die Mannschaft zähmen muss, dann versuche ich es auch. Nach dem 4:2 aber war die Euphorie bei uns sehr groß, weil viele dachten, dass die Schweizer nicht mehr zurückkommen. Dabei hatten wir vor dem Spiel so einige Befürchtungen vor ihnen. Und wie sich zeigte, war der Respekt berechtigt.“

Im ersten K.-o.-Spiel der Weltmeisterschaft trifft Tschechien nun am Donnerstag auf das deutsche Team. Die DEB-Auswahl belegte in der Gruppe A den dritten Platz und hat mit fünf Siegen ebenso überzeugt. Kapitän Voráček vertraut vor diesem Duell indes auf die eigene Stärke:

„Ich denke, dass wir bei dieser WM sehr ansehnliches Eishockey spielen, das sehr offensiv ausgerichtet ist. Bis zum Donnerstag werden wir im Training noch an ein paar Kleinigkeiten arbeiten, und dann sollten wir gut gerüstet sein.“

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Bei diesem Championat will die tschechische Mannschaft jedoch mehr – nach sieben Jahren Erfolgslosigkeit soll unbedingt eine Medaille herausspringen. WM-Beobachter Jiří Fischer aber weiß, dass es bis dahin noch ein steiniger Weg ist:

„Im Viertelfinale haben viele Teams ihre Chance, wenn ich auch nicht sage, dass sie jeder hat. Aber um die Weltmeisterschaft zu gewinnen, dazu hat fürwahr nicht jeder die Kraft. Denn wer Weltmeister werden will, muss noch drei Spiele gewinnen, und das ist sehr schwer gegen die starke Konkurrenz.“

Autor: Lothar Martin
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