Eröffnung mit Hindernissen: südlicher Teil des Prager Autobahnringes in Betrieb

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Zehntausende Autos wälzten sich noch bis Montagvormittag über den überlasteten Prager Stadtring und die als Nadelöhr berüchtigte Barrandov-Brücke über die Moldau. Seit Montagmittag ist Prag von einem Teil des Transitverkehrs befreit, der nun auf dem neuen südlichen Teil des Autobahnringes an der Stadt vorbeirollt. Die Eröffnung der neuen Straße verlief aber nicht ganz reibungslos und drohte im letzten Moment sogar noch zu scheitern.

Václav Klaus  (rechts,  Foto: ČTK)
Montagvormittag, kurz nach 9 Uhr: Staatspräsident Václav Klaus persönlich übergibt den 23 Kilometer langen südlichen Teil des Prager Autobahnringes seiner Bestimmung:

„Auf diese Straße haben alle gewartet. Nicht nur die Prager, sondern alle, die durch Prag durchfahren. Es ist gut, dass sie jetzt endlich fertig gestellt ist. Und es ist gut, dass es dem Verkehrsminister nicht mehr gelungen ist, ihre Eröffnung zu stoppen“, so Präsident Klaus, der sich einen Seitenhieb auf die Streichungen des Verkehrministers im Infrastrukturhaushalt nicht verkneifen konnte.

Vít Bárta und Václav Klaus  (Foto: ČTK)
Der angesprochene Vít Bárta zeigte sich überzeugt, dass der neue Umfahrungsring die Verkehrssituation in Prag verbessern werde. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass es sich bei der neue Straße um eines der teuersten Infrastrukturprojekte Tschechiens handelt und bezweifelte, dass die hohen Kosten auch gerechtfertigt sind. Als kleinen Protest gegen die möglicherweise überteuerten Bauarbeiten gab es zur Eröffnung statt Sekt und Schlemmereien vom Buffet denn auch Sodawasser und Linseneintopf. Doch nicht nur die hohen Kosten des Projektes bereiten dem Verkehrsminister Kopfzerbrechen:

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„In den vergangenen Stunden musste ich die Entscheidung treffen, ob ich die Straße eröffne oder nicht. An einer Autobahnbrücke sind drei fehlerhafte Schweißnähte entdeckt worden. Mit Ungeduld warte ich nun auf den Bericht der Kontrollkommission und das Expertengutachten der Universität Innsbruck.“

Es handle sich zwar um einen schwerwiegenden Mangel, Gefahr für die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer bestehe aber nicht, versichern mehrere Experten.

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Bereits am Wochenende hatten die Prager Gelegenheit, die neue Straße zu besichtigen. Die neugierigen Besucher zeigten sich durchwegs begeistert vom neuen Umfahrungsring:

„Sehr schön. Ich werde zwar nicht hier direkt fahren. Aber wohne in Prag 6 und bin froh, dass endlich die Barrandov-Brücke und die Südttangente entlastet werden“, meint dieser Mann.

„Zum Skaten super. Warten wir ab, wie’s für die Autos ist. Für mich selbst bringt das leider nicht viel, weil die zwei Auffahrten, die ich brauchen würde, nicht fertig gebaut worden sind“, sagt dieser Prager, der die einmalige Gelegenheit genutzt hat, den neuen Autobahnring auf Inline-Skates zu besichtigen

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Bisher sind tatsächlich einige Aus- und Einfahrten auf dem neuen Autobahnring abgesperrt. Grund dafür sind nicht nur die Streichungen im Verkehrshaushalt, sondern auch die Befürchtung, die schmalen Zufahrtsstraßen könnten den zusätzlichen Verkehr nicht verkraften.

Mit der Eröffnung des neuen südlichen Teilstücks des Prager Autobahnringes ist nun rund die Hälfte des 83 Kilometer langen sogenannten Prager Ringes fertig. Wann die restlichen 42 Kilometer gebaut werden, die auch den Transitverkehr auf der Achse Dresden – Brünn aus der Stadt verbannen werden, steht angesichts der knappen Kassen in den Sternen.