EU startet Kampagne zum Klimawandel

Umweltminister Libor Ambrozek
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Runterdrehen. Ausschalten. Recyceln. Zu Fuß gehen. Es waren sehr konkrete Forderungen, mit denen sich Umweltminister Libor Ambrozek am Montag an die tschechische Öffentlichkeit wandte. Bei einer Pressekonferenz gab Ambrozek gemeinsam mit einem Vertreter der Europäischen Kommission den Startschuss für eine neue EU-Kampagne zum Kampf gegen den Klimawandel. Ihre zentrale Botschaft lautet: Jeder Einzelne kann etwas gegen die Erderwärmung tun. Die Umweltorganisation Greenpeace bezeichnete die Kampagne jedoch als heuchlerisch. Näheres von Anneke Hudalla.

Umweltminister Libor Ambrozek
"Der Klimawandel stellt eine große Bedrohung für die Stabilität und den Wohlstand unserer europäischen Gesellschaft dar."

Ladislav Miko, Abteilungsleiter in der EU-Generaldirektion Umweltschutz, sparte nicht mit klaren Worten.

"In den letzten hundert Jahren hat sich die Durchschnittstemperatur weltweit um 0,6 Grad erhöht, in Europa sogar fast um ein ganzes Grad."

Die Folgen dieser Erderwärmung sind ebenso schrecklich wie allseits bekannt: Die Polkappen schmelzen, der Meeresspiegel steigt, Tierarten sind vom Aussterben bedroht, die Nahrungsmittelproduktion wird beeinträchtigt.

Foto: Archiv Radio Prag
"Angesichts dieses Problems haben viele Leute ein Gefühl der Hilflosigkeit, sie glauben, sie können nichts dagegen tun, oder sie denken, egal, was sie tun, es hat ohnehin keine Wirkung. Das stimmt aber nicht. Alleine der Pkw-Verkehr und der Energieverbrauch der Privathaushalte machen 25 Prozent aller Treibhausgase aus, die in der EU produziert werden", sagte Ladislav Miko. Und das gilt ganz besonders für Tschechien.

Dank der vielen Kohlenheizungen pusten die Privathaushalte hier nämlich deutlich mehr von dem Treibhausgas Kohlendioxid in die Luft als in anderen EU-Staaten. Gleichzeitig sei umweltfreundliches Verhalten unter den Tschechen noch weniger "schick" als in Westeuropa, beklagte Tomas Chmelnik, Leiter der Abteilung Klimawandel im tschechischen Umweltministerium.

"Viele Leute wissen auch gar nicht, wie sie sich klimafreundlicher verhalten könnten. Dabei kann man durch viele kleine, alltägliche Entscheidungen zum Klimaschutz beitragen, angefangen vom morgendlichen Zähneputzen, dem Kaffeekochen und der Fahrt in die Arbeit bis abends zum Fernsehschauen." Mit 50 praktischen Tipps für den ganz privaten Klimaschutz will die EU-Kampagne deshalb jeden Einzelnen an seine Verantwortung für das Weltklima erinnern. Das sei schön und gut, meinte Jan Rovensky, Klimaexperte bei Greenpeace in Prag. Aber eben nicht genug.

"Die Haltung der EU und des tschechischen Umweltministeriums ist reichlich heuchlerisch und inkonsistent. Tschechische Unternehmen haben im letzten Jahr die Erlaubnis bekommen, 15 Millionen Tonnen Kohlendioxid mehr auszustoßen, als sie eigentlich benötigten. Diese überschüssigen Zertifikate haben sie verkauft - und damit den Preis für die Zertifikate zum Einsturz gebracht."

Die tschechische Regierung erinnere damit an jemanden, der drei Schachteln Zigaretten am Tag raucht - und dabei allen anderen gute Ratschläge erteilt, wie man mit dem Rauchen aufhört.

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