Gedenken an Einmarsch 1968 – Politiker ziehen Vergleich zur Ukraine

Foto: Jiří Němec

Vor 46 Jahren marschierten die Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei ein. Damit schlugen sie den sogenannten Prager Frühling nieder, also die Versuche einer Demokratisierung des Landes. Am Donnerstag wurde an dieses Ereignis vom 21. August 1968 gedacht, die zentrale Veranstaltung fand einmal mehr am Tschechischen Rundfunk statt.

Peter Duhan  (Foto: Filip Jandourek)
Mit der Niederlegung von Kränzen vor dem Gebäude des Tschechischen Rundfunks in Prag - so wird seit dem Sturz des kommunistischen Regimes vor 25 Jahren an den sowjetischen Einmarsch von 1968 erinnert. Denn der Radiosender war bei der Invasion als strategisches Objekt umkämpft. So lang es ging, informierten die Redakteure in den Rundfunksendungen am 21. August und teilweise auch noch danach über das Geschehen. Diese Rolle strich auch der Generaldirektor des Tschechischen Rundfunks, Peter Duhan, heraus:

„In den Sendungen aus insgesamt zehn Rundfunkstudios wurden die wichtigsten Informationen über den Einmarsch verbreitet, auch über die Zahl an Toten und Verletzten. Vor allem aber trug der Rundfunk mit seinen Aufrufen zu Ruhe und Zivilcourage dazu bei, dass Tschechen und Slowaken den ungleichen Kampf mit den bewaffneten Kräften zumindest moralisch gewannen. Wenn man vom Rundfunk als einem Pfeiler der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung sprechen kann, dann wurde dafür in jenen Augusttagen des Jahres 1968 der Grundstein gelegt.“

Alena Gajdůšková  (Foto: Jiří Němec)
Auch Spitzen der Politik nehmen traditionell an der Veranstaltung teil. Die stellvertretende Vorsitzende des tschechischen Abgeordnetenhauses, Alena Gajdůšková, zog in ihrer Ansprache die Parallelen zu heute. Die Sozialdemokratin spielte vor allem auf den Konflikt in der Ostukraine an.

„Jeder, der den Einmarsch damals erlebt hat, muss die heutige Lage in der Welt aus demselben Blickwinkel wie damals betrachten. Die Weltöffentlichkeit darf niemals akzeptieren, dass irgendwo auf der Erde militärische Gewalt zur Durchsetzung von Machtinteressen und Gebietsansprüchen benutzt wird – und schon gar nicht in Europa.“

Im vergangenen Jahr, zum 45. Jahrestag des Einmarschs, war auch der tschechische Premier zur Gedenkfeier am Rundfunk gekommen. Der jetzige Regierungschef wurde diesmal von Kulturminister Daniel Herman vertreten. Der Christdemokrat schlug anlässlich des Gedenkaktes einen größeren Bogen, um an das Vermächtnis von August 1968 zu erinnern:

Foto: Jiří Němec
„In zwei Tagen wird auch an den schändlichen 75. Jahrestag des Hitler-Stalin-Paktes erinnert. Damals war der damalige deutsche Außenminister Joachim von Ribbentrop zu Besuch in Moskau, um am 23. August 1939 mit seinem dortigen Amtskollegen Wjatscheslaw Molotow einen deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt zu schließen. Dieses Abkommen wurde später zur Grundlage für die Teilung Europas. Russische Panzer zerstören derzeit erneut die Souveränität eines europäischen Landes. Ich denke, diese Zusammenhänge sollten wir uns bewusst machen. Damit wir aber auch Hüter der Hoffnung sind, sollten wir wertschätzen, dass es ein großes Geschenk ist, in Freiheit leben zu können.“

Diese Möglichkeit, in Freiheit zu leben, wurde am 21. August 1968 den tschechoslowakischen Bürgern für lange Zeit genommen. Erst 31 Jahre später erkämpften sie sich in der sogenannten Samtenen Revolution erneut dieses Privileg.