Gefragtes Szene-Lokal im Wiener Stil – Das Café Savoy

Café Savoy (Foto: Ondřej Tomšů)

Es ist belebt, beliebt und auch häufig ausgebucht, eben ein typisches Prager Szene-Lokal – das Café Savoy. Oder ist es vielmehr ein Restaurant? Die Prager und ihre zahlreichen Gäste stellen sich diese Frage nicht, sondern pilgern von früh bis spät zu dem eher unauffälligen Haus zwischen Moldau und Bergseilbahn auf der Prager Kleinseite.

Café Savoy  (Foto: Ondřej Tomšů)
Hier herrsche eine Kaffeehaus-Atmosphäre wie zu Zeiten der Ersten Republik. Diese und ähnliche Eintragungen kann man mehrfach unter den Rezensionen der Gäste des Café Savoy im Internet finden. Dabei ist die gastronomische Einrichtung erst nach der Jahrtausendwende entstanden, verrät der Manager des Savoy, Oldřich Bureš:

„Das Haus steht seit dem Jahr 1893. An welchem Tag genau das Café eröffnet wurde, weiß ich leider nicht. Doch sind es nun zwölf Jahre, dass wir hier sind.“

Mit „Wir“ meint Bureš die Vertreter der Restaurant-Kette Ambiente, die das Lokal im Jahr 2004 übernommen haben. Zuvor sei hier ein Fischrestaurant gewesen, das aber nicht gut lief, erzählt der Manager. Und: Die Räume wurden vor der Eröffnung des Cafés Savoy gründlich renoviert, einschließlich des schönen Deckenfreskos im Neurenaissancestil:

„Das Fresko war zunächst verdeckt, man hat daran auch während des Betriebs gearbeitet. Der hintere Teil des Cafés wurde dagegen komplett umgestaltet. Aber die Denkmalspfleger, die hier Hand anlegten, waren sehr geschickt. Und ich denke, das sieht man auch.“

Die ästhetische Gestaltung des Cafés mit einer Eingangshalle, einem Seitenflügel und einer Oberterrasse lässt in der Tat kaum Wünsche offen. Große und helle Auslagen mit dem kulinarischen Angebot des Hauses tun ihr Übriges. Beim Interieur haben sich die Betreiber nicht zuletzt von den Kaffeehäusern zweier großer europäischer Metropolen einiges abgeschaut:

„Wir waren einige Male in Wien und zudem extra in Paris. Von den Gastbetrieben der beiden Städte haben wir uns inspirieren lassen.“

Mit einer eigenen Konditorei, selbst gemachten Spezialitäten und dem schicken Interieur im Stil eines alten Wiener Kaffeehauses wollte das Savoy von Anfang an punkten. Das ist bestens gelungen, ja mehr noch, die ursprüngliche Geschäftsidee war durch den Zeitgeist schnell überholt. Die Kunden wünschten sich alsbald einen ganztägigen Service, beginnend mit einem üppigen Frühstück und endend mit einem Candle-Light-Dinner. Das habe man erfolgreich umsetzen können, schildert der zufriedene Manager:

„Den größten Andrang haben wir zum Frühstück und zum Mittagstisch, dann ist unser Café voll mit Gästen. Am Abend sieht es völlig anders aus. Auch dann sind wir gut besucht, aber nicht so stark wie in der Zeit davor. Am Abend ist es ruhiger, das Licht wird abgedunkelt, es herrscht eine gemütliche Atmosphäre. Unsere Gäste finden dann ein ganz anderes Bild vor als noch am Vormittag.“

Auch kulinarisch wird den Savoy-Besuchern so einiges geboten. Die Palette der Gerichte reicht von mehreren Frühstückgedecks über Suppen, Salate und Wiener Schnitzel bis hin zu den leckeren Desserts. Und auch die Getränkekarte ist reichhaltig: Der Gast kann wählen unter mehreren Zubereitungen von Kaffee, Kakao und Tee, über hausgemachte Säfte bis hin zu starken Destillaten. Was aber besonders auffällt ist die häufige Bezeichnung „nach Art des Hauses“. Denn es gibt nicht nur das Frühstück und die Omelette Savoy, sondern auch einen Teller, eine Wurst oder ein Tatarbeefsteak gleichen Namens. Für Oldřich Bureš ist jedoch eine andere Spezialität der Renner:

Café Savoy  (Foto: Google Street View)
„Besonders hervorheben möchte ich unsere Torte Savoy. Sie wurde gleich zur Eröffnung von unserem Chefkonditor Lukáš Pohl kreiert. Seitdem ist die Torte das meistverkaufte Dessert unseres Hauses. Dazu bieten wir im Sommer noch einen Eisbecher mit demselben Geschmack an. Er setzt sich aus Sahneeis, Marzipan und den Ingredienzien der Torte zusammen.“

Außerdem verweist der Manager noch auf eine weitere Spezialität, die bisher noch wenig Beachtung findet – das sogenannte „brzlík“:

„Das Kalbsbries haben wir ursprünglich als Delikatesse angeboten. Wir sind indes verwundert, dass es von den meisten Gästen verschmäht wird. Sie kennen es nicht. Wir wollten aber nicht so schnell aufgeben, daher servieren wir es nun als Beilage zum Wiener Schnitzel, und die Konsumenten entscheiden selbst, ob sie es essen oder nicht. Es schmeckt sehr gut, und wir werden auch unsere Gäste davon überzeugen.“

Das Gesamtpaket des Café Savoy ist mittlerweile so überzeugend, dass es immer häufiger auch von prominenten Gästen besucht wird. Zu ihnen gehören etwa die tschechische Marmeladenkönigin Blanka Milfaitová oder der Wirtschaftsexperte und Buchpreisträger Tomáš Sedláček, der im Savoy bereits Stammgast ist. Und noch etwas: Um im Savoy mit Gewissheit Platz zu finden, sollte man ihn am besten im Voraus reservieren.