Gentleman des Fußballs – ein Nachruf zu Josef Masopust

Josef Masopust (Foto: ČTK)

Am Montagvormittag traf die traurige Meldung ein: Die tschechische Fußball-Legende Josef Masopust ist im Alter von 84 Jahren gestorben. Europas Fußballer des Jahres 1962 erlag in Prag einer langen und schweren Krankheit, teilte der nationale Fußball-Verband (FA ČR) mit. Verbandspräsident Miroslav Pelta sagte, der Tod von Masopust sei ein unersetzbarer Verlust. Auch Radio Prag wird der im nordböhmischen Most / Brüx nahe der Grenze zu Sachsen aufgewachsene Masopust stets in guter Erinnerung bleiben.

Josef Masopust  (Foto: ČTK)
Josef Masopust wurde am 9. Februar 1931 in Střimice bei Most geboren. Als Kind durchlebte er folglich mehrere Jahre unter deutscher Besatzung. Masopust haderte jedoch nie mit diesem Abschnitt seines Lebens, im Gegenteil:

„Ich habe damals in Brüx im Sudetengau gewohnt, also nicht im Protektorat Böhmen. Das war natürlich ein Vorteil. In der Schule haben wir nicht allzu viel getan, und wenn wir von der Schule nach Hause kamen, hatten wir sehr viel Zeit, um Fußball zu spielen.“

Fußball spielte der kleine Josef mit einer solchen Begeisterung und Besessenheit, dass sein Talent schon bald erkennbar wurde. Auf seinem Weg bis an die Weltspitze gelangte Masopust über die Stationen Most und Teplice bis zum seinerzeit renommierten Armeesportverein Dukla Prag und von dort direkt in die tschechoslowakische Nationalmannschaft. Mit ihr fuhr er 1962 auch zur WM nach Chile – dem Turnier, durch das er weltberühmt wurde. Im Vorfeld der Weltmeisterschaft aber sah das noch ganz anders aus, so Masopust:

WM 1962  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Ich muss so anfangen: Noch kurz vor WM-Beginn waren die Fußballfans bei uns in der Tschechoslowakei gar nicht erfreut darüber, dass wir zur Weltmeisterschaft reisen. Es kursierte die Meinung, wie bräuchten unsere Koffer in Chile gar nicht erst auszupacken, weil wir keine Chance hätten und eh gleich wieder nach Hause fliegen müssten. Solche Worte hört kein Spieler gern.“

Auf dem Platz gaben Masopust und seine Mitspieler aber die entsprechende Antwort. Mit starken Leistungen drangen sie bis ins Endspiel vor, in dem Favorit Brasilien der Gegner war. Nach 15 Minuten fiel das Führungstor der Tschechoslowakei durch Josef Masopust, das indes nicht reichte, um Weltmeister zu werden. Brasilien drehte die Partie noch und gewann mit 3:1. Dennoch blieben der Treffer und das ritterliche Auftreten von Masopust bei jener WM auf ewig haften. Beim Gruppenspiel seiner Mannschaft gegen Brasilien zum Beispiel unterließ es Masopust, dem großen Pelé den Ball abzunehmen, nachdem dieser sich verletzt hatte und humpelte. „Diese Geste werde ich nie vergessen“, sagte der Brasilianer später. Und Josef Jelínek, Masopusts Teamgefährte aus dem WM-Finale, erzählt bis heute gern:

Josef Masopust  (Foto: ČTK)
„Zusammen waren wir später einmal zu einem Filmfestival in Brasilien. In dem Moment, als Josef in einem Film auf der Leinwand zu sehen war, klatschten alle im Kinosaal.“

Aber auch in Deutschland war Masopust sehr gern zu Gast:

„Uwe Seeler, Franz Beckenbauer, Tschik Tschaikowski, Wolfgang Overath – das sind sehr gute Freunde, mit denen ich hin und wieder auch in Kontakt bin.“



Antonín Panenka  (Foto: Jiricekpavlicek,  Wikimedia Public Domain)
Das geht nun leider nicht mehr. Von Josef Masopust in den Annalen verewigt bleiben aber wird, dass er mit Dukla Prag acht Meistertitel gewann, in 63 Länderspielen zehn Tore erzielte und neben seiner Auszeichnung als Europas Fußballer des Jahres 1962 dann 38 Jahre später auch zum „Tschechischen Fußballer des 20. Jahrhunderts“ gewählt wurde. Und er wird als ein großer Charakter in Erinnerung bleiben, sagt der 76er-Europameister Antonín Panenka:

„Er war einer der wenigen echten Gentlemen des Fußballs sowohl auf dem Rasen als auch in seinem Auftreten neben dem Platz. Für mich war er das absolut beste Vorbild für junge Menschen, egal ob sie selbst Spieler oder nur Sportfans sind.“

Autor: Lothar Martin
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