Grenzen einer Ehe: Wenn Behördengänge Hochzeitsfieber kühlen

Andrea und Premysl Hlozek (Foto: Alan Pajer)

Freier Personen- und Güterverkehr - Ziele, die im Rahmen der Europäischen Union seit ihrem Beitritt auch für die Tschechische Republik gelten. Will jedoch eine Deutsche einen Tschechen heiraten, ist dies genauso kompliziert wie vor dem 1. Mai 2004. Daniel Satra berichtet.

Andrea und Premysl kennen sich schon aus Kindertagen. Am 24. April hat die Tochter tschechischer Emigranten ihren Sandkasten-Freund in Tschechien geheiratet. Eigentlich hatten sie die Hochzeit vier Tage früher geplant. Doch dann kamen die Ämter dazwischen. Ein Spießrutenlauf auf beiden Seiten der Grenze, berichtet die Braut:

"Ich musste aus Tschechien die ganzen Unterlagen von meinem zukünftigen Mann mitnehmen: Geburtsurkunde, Einwohnermeldebestätigung, seinen Pass. Von all diesen Dokumenten brauchte ich eine Übersetzung mit Apostille. Mit all dem bin ich dann nach Deutschland gefahren."

In Überlingen am Bodensee angekommen war das aber längst nicht alles, was die deutschen Behörden von der Tourismus-Fachfrau sehen wollten. Um dem Eheglück näher zum kommen, musste die 27-Jährige Geburtsurkunde und Erstwohnsitz-Bestätigung vorweisen.

"Mit diesen ganzen Dokumenten und meinem Ausweis bin ich dann aufs Standesamt gegangen. Dort wurde mir ein Ehefähigkeitszeugnis ausgestellt, das heißt eine Mitarbeiterin hat einfach nur unsere Namen auf ein DIN-A-4-Blatt geschrieben, und das hat mich dann 75 Euro gekostet."

Das deutsche Standesamt bestätigte Andrea Hlozek, geborene Petruska, mit einem Stempel, dass sie ledig ist. Ehefähig und 75 Euro ärmer stand ihr der eigentliche Behördenmarathon in Deutschland noch bevor. Denn der heiratswilligen Deutschen fehlten noch die Apostillen (je 15 Euro) der übersetzten Urkunden (je 30 Euro), damit die Behörden im Nachbarland Tschechien die grenzüberschreitenden Dokumente auch bearbeiten.

"Dadurch dass ich in Erlangen geboren bin, musste ich nach Ansbach fahren, weil dort die Bezirksverwaltung für Erlangen sitzt. Das Ehefähigkeitszeugnis musste ich hingegen in Tübingen beglaubigen lassen, weil mein Wohnsitz in Baden-Württemberg ist."

Morgens um 4 Uhr klingelte in Baden-Württemberg der Wecker, eine Stunde später saß Andrea Hlozek im Zug von Überlingen nach Tübingen. Kaum hatte sie den Stempel, ging's weiter nach Ansbach, Bayern. Nach 17 Stunden Behörden und Zug war sie zurück in Prag. Erschöpft, mit allen Dokumenten, Beglaubigungen und Unterschriften. Und - rund 300 Euro Ausgaben. Fahrtkosten nicht eingerechnet.

"Ein wirklich teurer Spaß", sagt sie heute - müde lächelnd.

Auch auf tschechischer Seite ließen die Behörden kaum etwas unversucht, um Premysl Hlozek und Andrea Petruska den Weg zum Ja-Wort möglichst steinig zu gestalten. Weil das Außenministerium die handschriftlich verfasste Meldeurkunde, die das Stadtteilamt Prag 7 dem Bräutigam ausgestellt hatte, nicht annehmen wollte, kehrten beide zurück aufs Amt - auf der Suche nach dem richtigen Formular:

"Dort ist dann der eine Chef zu dem anderen Chef gegangen, der dann wiederum zum nächsten. Das ging also über drei oder vier Instanzen, bis dann endlich eine Mitarbeiterin ankam und sich entschuldigte: 'Das tut uns so leid, Sie hatten recht - wir haben das Formular im Computer, aber wir benutzen es nie'."

Laut Statistik haben im Jahr 2002 1722 Frauen einen Tschechen geehelicht. Vor den Frauen, die ihnen nach Tschechien folgen werden, liegt auch heute noch ein holpriger Weg. Daran hat auch die Europäische Union nichts geändert.