Hl. Kyrill und Method - historische Daten

Der fünfte Juli ist, in der Tschechischen Republik, wie Sie bereits in den Nachrichten gehört haben, ein Staatsfeiertag. An diesem Tag wird nämlich der Slawenapostel und Schirmherren Europas, der Heiligen Kyrill und Methodius gedacht - oder genauer gesagt - deren Ankunft in Grossmähren. Den beiden - vor mehr als 1100 Jahren in Mähren wirkenden Heiligen - ist auch der erste Teil der folgenden Sendung gewidmet.

Um zu erklären, warum die beiden Missionare - der heilige Kyrill und Methodios in Tschechien so gefeiert werden, müssen wir einleitend einige wichtige Daten aus dem Leben der beiden Brüder zusammenfassen:

Kyrill, der ursprünglich Konstantin hiess, und Methodios, der als Michael getauft wurde, wurden um das Jahr 827, bzw. 815 in einer Senatorenfamilie in Thessaloniki geboren. Als Mazedonier beherrschten sie neben griechisch auch die slawische Sprache. Kyrill, wird immer als erster genannt, auch wenn er der jüngere der beiden Brüder war, höchstwahrscheinlich aus dem Grund, da er früher als sein Bruder gestorben ist. Die beiden Brüder wurden Priester und zogen nach Konstantinopel, wo Kyrill Bibliothekar in Hagia Sophia wurde und Methodios ins Kloster ging. Um das Jahr 861 wurden die beiden Brüder vom Kaiser Michael III. als Missionäre zu den zwischen Dnjepr und Wolga lebenden Chazaren entsandt. Auf der Rückreise fanden sie auf der Krim in einem Grabhügel Gebeine mit einem Anker. Sie hielten das Grab für das Grab des heiligen Papstes Klemens I..

Um 863 bat Fürst Rostislav, der an der Spitze des Grossmährischen Reiches stand, den byzantinischen Kaiser, Missionare in sein Land zu entsenden, die die Menschen in ihrer Landessprache unterrichten könnten. Der Patriarch von Konstantinopel Fotios, wusste über die linguistischen Kenntnisse der beiden Brüder und hat sie für diese Mission empfohlen. Kyrill und Methodios übersetzten einen Grossteil der Bibel sowie liturgische Texte in die slawische Sprache. Kyrill arbeitete auch eine Schrift aus, die Glagoliza, um diese Übersetzungen aufzuzeichnen.

Fürst Rostislav sah in der Mission der beiden Brüder eine Alternative zu den deutschen Missionaren. Der slawischen Mission fehlte jedoch ein Bischof, der Priester weihen könnte. Der Bischof von Passau lehnte es ab, die Anhänger der slawischen Liturgie zu weihen. Die beiden Missionare begaben sich nach Rom, wohin sie die angeblichen Reliquien des heiligen Klemens brachten. Sie wurden zwar sehr ehrenwürdig empfangen, aber Papst Nikolas I. starb noch vorher. Sein Nachfolger Hadrian II. hatte die Benutzung der altslawischen Sprache bei Gottesdiensten anerkannt. Kyrill wurde 868 schwer krank und ging in Rom ins Kloster - dort änderte er erst seinen Namen Konstantin in Kyrill. Er starb am 14. Februar 869.

Methodios wurde später von Hadrian II. zum Erzbischof von Sirmium (dem heutigen Mitrovica in Serbien), Pannonien und Mähren und zum Gesandten des Papstes für die Slawen ernannt. Er kehrte nach Mähren zurück. Dort hatte sich jedoch die politische Lage inzwischen auch verändert. Fürst Rostislav war inzwischen von seinem Neffen Svatopluk umgebracht worden, der einen Verbündeten in Karloman von Bayern fand. Methodios wurde 870 von der bayrischen Synode in Regensburg seines Amtes enthoben und in Ellwangen eingekerkert. 873 wurde er vom Papst Johannes VIII. befreit, die Benutzung der slawischen Sprache in der Liturgie mit Ausnahme von Predigten wurde jedoch verboten.

Methodios berücksichtigte dieses Verbot nicht und setzte seine Evangelisierungstätigkeit fort. 879 wurde er wieder nach Rom bestellt, um auf die Beschwerden seiner Gegner zu antworten. 880 wurde ihm das Amt des Erzbischofs für Pannonien und Mähren zurückgegeben. Er durfte auch die slawische Liturgie feiern, nur das Evangelium sollte zunächst lateinisch gelesen werden. Methodios wurde trotzdem weiter angegriffen, vor allem von Bischof Wiching aus Nitra. Unter Papst Stephan V. wurde die slawische Liturgie erneut verboten. Die Kirche in Pannonien sowie in Mähren wurden der westlichen Kirche angeschlossen.

Methodios starb am 6. April 885 oder 886, angeblich in Stare Mesto in Mähren. Sein Grab wurde jedoch bis heute nicht gefunden. Bischof Wiching liess die Nachfolger von Methodios verfolgen, einer von ihnen - der heilige Klemens von Ohrid -flüchtete nach Bulgarien, wo er die slawische Liturgie verbreitete. 1980 wurden durch den Beschluss des Papstes Johannes Paul II. "Egregiae virtutis" Kyrill und Methodios zu Schutzpatronen Europas ernannt.

Heute scheint es beinahe faszinierend, was Kyrill und Methodios alles während ihrer dreieinhalb Jahre dauernden Mission in Mähren erreicht hatten. Sie waren vielseitig, sie hatten nahezu alles Mögliche studiert und gelernt und wollten möglichst nahe an die Menschen herankommen. Methodios, ein kultivierter Grieche, entwarf z.B. selbst Kirchenbauten und komponierte Kichenmusik. Der Grund dafür, warum Kyrill und Methodios zu Schutzpatronen Europas ernannt wurden, ist ihr Bemühen um Ausgewogenheit. Denn sie hatten für den Osten eine ähnliche Bedeutung wie der heilige Benedikt für Westeuropa.

Der Kirchenhistoriker Frantisek Holecek sieht in den Slawenaposteln auch die Vorkämpfer der heutigen ökumenischen Bemühungen sowie der Bemühungen um die Aufnahme eines Dialogs zwischen den Christen und den Juden, bzw. den Moslems. Seiner Meinung nach drängt Papst Johannes Paul II. in der Gegenwart sehr auf einen Dialog mit dem jüdischen und moslemischen Millieu. Einen Vorkämpfer eines solchen Dialogs kann man eben in Konstantin-Kyrill sehen - meint der Historiker - denn seine Schritte führten zu den Arabern und zu den Chazaren, wo zugleich auch über den Judaismus diskutiert wurde.