Hochschulrat lehnt Einführung von Studiengebühren ab

Der tschechische Hochschulrat hat sich am Donnerstag gegen die Einführung von Studiengebühren an den Universitäten ausgesprochen. Im Koalitionsvertrag der regierenden Mitte-Rechts-Koalition ist eine Einführung für das Jahr 2013 vorgesehen.

Im altehrwürdigen Gebäude der Prager Karlsuniversität musste sich eine Runde von Professoren und Studenten in einer Sitzung des Hochschulrats mit den geplanten Reformen der Regierung befassen. Es ging unter anderem um die Einführung von Studiengebühren. Sie sollen ab 2013 erhoben werden und rufen natürlich vor allem bei den Studenten Widerstand hervor. Der Vorsitzende der Studentenkammer des Hochschulrats, Miroslav Jašurek:

„Studiengebühren werden Schulden verursachen. Es wird dann möglich sein, diese Schulden mit einiger Verzögerung zurückzuzahlen. Wir betonen aber schon lange Zeit, dass dies ein gefährliches Instrument der Verschuldung ist, sowohl der Studenten selber, als auch allgemein der Haushalte.“

Miroslav Jašurek
Die Verschuldung ist aber nicht das einzige Problem: Studentenvertreter führen an, dass das Studium in Tschechien schon jetzt für Studenten aus nichtprivilegierten Schichten eine kostspielige Angelegenheit sei, auch ohne zusätzliche Studiengebühren.

Die Regierung geht derzeit von einer Gebühr von maximal 10.000 Kronen pro Semester aus, umgerechnet also etwa 400 Euro. Zieht man in Betracht, dass ein Durchschnittsgehalt in Tschechien bei etwa 20.000 Kronen brutto liegt, lässt sich die Belastung erahnen, die ein Studium der Kinder für eine Familie bedeuten würde.

Aber nicht nur die Studentenvertreter sind gegen die Einführung von Studiengebühren. Der Vorsitzende des Legislativrates des Hochschulrats, Marek Hodulík, erklärte gegenüber den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Eine Einführung von Studiengebühren verbessert gemäß der Erfahrungen im Ausland, zum Beispiel in Großbritannien oder in einigen deutschen Bundesländern, weder die Qualität von Forschung und Lehre, noch den Zustand der Hochschulen.“

Eher das Gegenteil würde passieren: Es käme zu einer weiteren Kommerzialisierung der Hochschulen und zu einem Rückzug der öffentlichen Hand aus der Hochschulfinanzierung, so Hodulík.

Ivan Wilhelm
Eine weitere Befürchtung sowohl der Studenten als auch der Professoren ist, dass die maximale Höhe der Gebühr im Laufe der Zeit steigen könne. Dies wollte der stellvertretende Bildungsminister, Ivan Wilhelm, nicht entkräften. Zwar solle die Obergrenze von 10.000 Kronen festgeschrieben werden, aber das Gesetz werde so gestaltet, dass das Parlament es ändern könne. Und er ergänzte:

„Niemand weiß, wie sich die Inflation entwickelt, niemand weiß, wohin sich die ganze Entwicklung bewegen wird, niemand weiß, welchen Wert die Krone haben wird und so weiter…“

Die endgültige Entscheidung über eine Einführung wird allein die Regierung treffen, der Hochschulrat hat nur beratende Funktion. Bildungsminister Dobeš hatte aber bereits im vergangenen Jahr angekündigt, mit Premier Nečas eine Verschiebung der Gebühreneinführung um ein Jahr auszuhandeln. Dieser Termin ist jedoch kaum vorzustellen, denn 2014 ist ein Wahljahr.