Hohe Arbeitslosigkeit in der ehemaligen Schwerindustrieregion Usti

Most (Foto: Denisa Tomanová)

Die Arbeitslosigkeit ist insgesamt in der Tschechischen Republik angestiegen, wie wir Sie bereits in den vergangenen Sendungen informiert haben. Jetzt blickt Dagmar Keberlova genauer auf eine Region, deren Arbeitslosenraten zu den höchsten in Tschechien zählen.

Most  (Foto: Denisa Tomanová)
Der nordböhmische Landkreis Usti erreicht in diesen Monaten, kurz vor dem EU-Beitritt Tschechiens, seine höchsten Arbeitslosenraten in der Geschichte überhaupt. In dieser Region ist die Situation sehr spezifisch, erzählte mir ihr Landeshauptmann, Jiri Sulc, da ihr Ursprung bis in die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurückreicht. Nach dem 2. Weltkrieg wurde dort neue Bevölkerung angesiedelt, und eine neue Industrie entstand, die Schwerindustrie, die die dortigen Menschen beschäftigte. Nach der demokratischen Wende von 1989 wurden viele dieser Betriebe geschlossen, und bis heute ist es nicht gelungen, ausreichend neue Arbeitsplätze zu schaffen. Auch das Jahr 2004 soll einen weiteren Anstieg der Arbeitslosenrate mit sich bringen. Die Situation könnte bedeutend ein neuer großer Investor ändern. Bisher ist es aber nicht gelungen, einen solchen in die Region zu locken. Vergangenes Jahr wollte hier das Automobilwerk Hyundai investieren, tat es am Ende jedoch nicht. Eine Lösung ist nicht abzusehen, so Landeshauptmann Jiri Sulc:

"Der Trend des Anstiegs ist seit Mitte 90er Jahren stabil. Überraschend ist, dass die sozialistische Regierung zwar erklärt, dass sie neue Arbeitsplätze unterstützt, mit ihren Maßnahmen aber genau das Gegenteil erreicht, so dass die Arbeitslosenrate an der Grenze der sozialen Tragbarkeit ist."

Landeshauptmann Sulc sieht einen der Hauptgründe in der Besteuerung der Unternehmen, die er als deutlich höher bezeichnet als in den Nachbarländern Polen oder Ungarn oder in Ländern der Europäischen Union. Ein weiterer Aspekt ist die teure Arbeitskraft, in Hinsicht auf die hohen Abgaben, die pro Angestellten an den Staat gezahlt werden müssen. Vom EU-Beitritt Tschechiens erwartet Landeshauptmann Sulc auch keine große Verbesserung. Wo diese liegt, ist heute schwer vorauszusagen.