In die Rente spätestens mit 65 Jahren

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Das Rentenalter wird in Tschechien nicht erhöht. Darauf hat sich die Regierungskoalition am Montag festgelegt.

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Mit den Renten könnte es schon bald schwerwiegende Probleme in Tschechien geben. Dies geht aus einem Bericht über den Stand und Entwicklung des Rentensystems hervor, mit dem sich die Regierung am Montag befassen musste. Ohne Reform werde das System in Zukunft ein Defizit aufweisen, heißt es in dem Papier. Die steigenden Ausgaben für die Altersbezüge könnten dem Bericht zufolge durch eine Erhöhung des Renteneintrittsalters reduziert werden. Genau dem erteilte die Regierung aber eine klare Absage. Die Tschechen werden auch weiterhin spätestens mit 65 Jahren in den Ruhestand gehen. Arbeitsministerin Jana Maláčová argumentierte damit, dass ein späteres Renteneintrittsalter wenig effektiv wäre, weil Menschen über 50 Jahre nur noch schwer Arbeit finden würden. Zudem gebe es viele, die in die Frührente gehen, sagte die Sozialdemokratin.

„Der Großteil von ihnen setzt sich aus gesundheitlichen Gründen zur Ruhe. Die Menschen sind überfordert und können nicht mehr arbeiten. Die Zahl dieser Fälle würde mit einer Erhöhung des Renteneintrittsalters steigen. Der Staat würde dies nicht aus dem Rentensystem, sondern aus anderen Quellen kompensieren müssen. Beispielsweise durch Sozialhilfe und Wohngeld.“

Jana Maláčová  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
Maláčová ist davon überzeugt, dass nach einer Erhöhung des Rentenalters die Zahl der arbeitslosen älteren Menschen steigen würde.

„Die Lebenserwartung ist zwar gestiegen. Aber das Alter, das die Menschen in einer relativen guten Gesundheit erreichen, bleibt gleich. Das bedeutet, dass viele Menschen schon im Alter von 60 Jahren fühlen, dass sie nicht mehr so viel arbeiten können wie zuvor. Dies gilt vor allem für physisch anstrengende Berufe.“

Premier Andrej Babiš (Ano-Partei) räumte ein, dass die Altersbezüge in Zukunft zum Problem werden könnten. Die Zahlungen für die Sozialversicherung will er jedoch nicht anheben. Dahingegen hält er private Rentenzusatzversicherungen für eine Lösung.

„Heutzutage mangelt es den Arbeitgebern an Arbeitskräften. Da bietet sich die Möglichkeit, die Arbeitnehmer mit einer Rentenzusatzversicherung zu motivieren.“

Das Einfrieren des Rentenalters kritisierte aber die Vorsitzende des tschechischen Haushaltsrats Eva Zamrazilová. Ihren Worten zufolge wären in 40 Jahren die Ausgaben für die Renten bei den gegenwärtigen Preisen in einem Jahr um rund 225 Milliarden Kronen (8,8 Milliarden Euro) höher als die Einnahmen im Rentensystem.

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Die Regierung hat sich am Montag zudem mit einer Strategie beschäftigt, mit der sie die Gesellschaft auf den demografischen Wandel vorbereiten will. Arbeitsministerin Maláčová dazu:

„Das ist ein Dokument, das sich allgemein mit dem Altern der Gesellschaft befasst, also nicht nur mit dem Rentensystem. Es umfasst das Gesundheitswesen, die Sozialdienste, die Fragen des Wohnens, die Familienpolitik, die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum und weitere Bereiche. Damit werden wir uns kommende Woche beschäftigen, um einen Aktionsplan auszuarbeiten. Ich halte es für ungenügend, dass hierzulande über das Altern nur gesprochen wird, und zudem ausschließlich im Zusammenhang mit dem Rentensystem. Aber es handelt sich um ein bedeutend breiteres Thema. Es ist notwendig, sich auf die bevorstehenden Probleme vorzubereiten.“