In Tschechien rechnet man mit einer weiteren schlechten Tourismussaison

Karlsbrücke in Prag

Das Jahrhundert-Hochwasser des letzten Sommers hatte in Tschechien mithin auch dafür gesorgt, dass die Tourismusbranche beträchtliche Einbußen einstecken musste. Hatte man im Jahr 2001 noch 3,5 Milliarden Euro an Devisen eingenommen, so waren es im vergangenen Jahr lediglich noch 3,1 Milliarden Euro. Und auch in diesem Jahr fürchtet der tschechische Tourismusverband (CCCR) kräftige Einbußen beim Fremdenverkehr. Näheres dazu von Lothar Martin.

"Die Leute bleiben aus Angst zu Hause." Diese Aussage stammt vom Vorsitzenden des tschechischen Tourismusverbandes David Gladis, mit der er den Prager Medien die Erklärung lieferte, weshalb man auch in diesem Jahr mit einer eher schlechten Saison rechne. Und die Hauptgründe dafür, so Gladis, lägen klar auf der Hand: die Strukturkrise in Deutschland, der Irak-Krieg und die Lungenerkrankung SARS. Hinzu komme jedoch eine teilweise begründete Unzufriedenheit mit bestimmten Verhältnissen in Tschechien, und Gladis räumte ein: "Gäste werden am Prager Hauptbahnhof von zweifelhaften Existenzen begrüßt, zudem gibt es das alte Problem mit den Taxis."

Viele Touristen hätten den Eindruck, von Taxifahrern betrogen zu werden, und würden den Abend lieber im Hotel oder mit einem Spaziergang verbringen, sagte Gladis. In anderen Ländern sei es hingegen normal, im Taxi zum Theater zu fahren. Wegen des Misstrauens entgehe Tschechien viel Geld.

Ja, ja, die alten Probleme hat man also noch immer nicht so richtig angepackt. Und zudem kommen auch die Nachwirkungen des vorjährigen Hochwassers hinzu. So sind zum Beispiel die meisten Campingplätze in Tschechien dieser Tage noch halbleer. Fremdenverkehrsanalytiker Jaromír Beránek von der Agentur Mag consulting hat dafür diese Erklärung:

"Im letzten Jahr kam es nach dem Hochwasser zu einer beträchtlichen Senkung der Übernachtungspreise, insbesondere bei den kleineren Quartieren, und zwar um 15 bis 20 Prozent. In diesem Jahr wurden die Preise nicht erhöht, sondern bewegen sich weiterhin bei rund 20 Prozent unter dem Niveau der vorjährigen Preise."

Kleine Appartements und Pensionen bereiten den Betreibern der Campingplätze also diesmal unliebsame Konkurrenz. Dennoch sieht Beránek gerade für diese Tourismussparte noch nicht schwarz, wenn man die Ereignisse des Vorjahres zu Rate zieht:

"Im letzten Jahr haben sich rund 180.000 in- und ausländische Touristen auf unseren Campingplätzen erholt. Wir rechnen damit, dass es in diesem Jahr zu einer wesentlichen Steigerung auf 210- bis 215.000 Touristen kommen wird. Die vorjährige verhältnismäßig niedrige Anzahl wurde insbesondere durch das Hochwasser hervorgerufen, denn danach blieb die überwiegende Mehrzahl der Camps geschlossen oder führte nur einen sehr eingeschränkten Betrieb."