Invasive Arten in Tschechien – auch hierzulande gilt nun das EU-Importverbot

Roter Sumpfkrebs (Foto: MikeMurphy, Public Domain)

Die Europäische Union will gegen fremde Tiere und Pflanzen kämpfen, die in unseren Breiten großen Schaden anrichten. Deswegen gilt seit Anfang August ein EU-weites Importverbot für einige dieser sogenannten invasiven Arten

Roter Sumpfkrebs  (Foto: MikeMurphy,  Public Domain)
Mittwoch vergangener Woche am Prager Flughafen. Die Zöllner sind stutzig: Ein Mann will 76 Rote Sumpfkrebse aus Indonesien einführen. Doch die Krebse stehen auf der EU-Liste der verbotenen invasiven Arten, und diese ist genau an dem Tag in Kraft getreten. Milena Hřebíková leitet die Veterinärstation des Flughafens:

„Diese Krebsart verbreitet die Krebspest, eine Pilz-Erkrankung, die unseren heimischen Flusskrebs praktisch ausgerottet hat.“

Der Mann hat zwar korrekte Importpapiere, doch sein Handeln wird als illegale Einfuhr bewertet. Ihm droht ein Bußgeld von bis zu 20.000 Kronen (740 Euro), und er muss die Kosten zur Beseitigung der Krebse selbst tragen. Petr Pejchal ist Sprecher des Staatlichen Veterinäramtes:

Foto: Tschechisches Fernsehen
„Bis zu ihrer Rückführung werden aufgegriffene Tiere unter Aufsicht auf der Veterinärstation gehalten. Alle Kosten trägt der Importeur. Als äußerste Maßnahme können die Tiere aber auch getötet werden. Das wird von Fall zu Fall entschieden.“

Für die Krebse lautet die Entscheidung: töten. Denn der Importeur lehnt ab, sie nach Indonesien zurückzuschicken.

Allerdings: Auf der neuen Liste der EU stehen nur einige wenige invasive Arten. Jan Plesník von der tschechischen Agentur für Umwelt- und Landschaftsschutz:

Jan Plesník  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Die Liste ist das Ergebnis eines politischen Kompromisses. Alle 28 EU-Staaten und die Europäische Kommission mussten einen Konsens finden. Deswegen stehen auf der Liste nur 37 Arten. Dabei gehen die Schätzungen dahin, dass es mindestens 1500 invasive Arten in der EU gibt.“

23 Tiere und 14 Pflanzen wurden auf die Liste gesetzt. Einige haben sich schon längst auch in Tschechien angesiedelt. So etwa die Nutria. Eine Kolonie des schwimmfreudigen Nagers lebt beispielsweise am Prager Moldauufer gegenüber der Ruderer-Insel. Kinder füttern gern die Tiere mit dem dichten grauen Pelz. Unklar ist, ob es ihnen und den anderen invasiven Arten nun an den Kragen geht. Das tschechische Umweltministerium hat mitgeteilt, dass die EU vor allem will, dass sich die Arten nicht weiter verbreiten. Etwas nebulös heißt es weiter, Tiere sollten dabei aber „nicht unnötig leiden“.

Bärenklau  (Foto: Marie-Claire,  CC BY 3.0)
Auf der anderen Seite fehlen auf der Liste viele weitere Arten, die in Tschechien zu einer Plage geworden sind. Jan Plesník:

„Der Riesen-Bärenklau zum Beispiel oder alle drei Arten des Staudenknöterichs. Und für die Fauna in Tschechien ist der Amerikanische Nerz ausgesprochen gefährlich.“

Der Riesen-Bärenklau hat sich dabei gerade von Böhmen aus in Mitteleuropa verbreitet. Zar Alexander I. schenkte das giftige Gewächs aus dem Kaukasus einst dem Fürsten Metternich. Und der züchtete es auf Schloss Kynžvart / Königswart als Zierpflanze. Tschechien muss die Verbotsliste der EU noch in die eigene Gesetzsammlung aufnehmen. Dabei könnten auch noch weitere invasive Arten verboten werden.

Autor: Till Janzer
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