Krankheit Masern zurück in Tschechien: Impfungen stehen nun im Fokus

Masern (Foto: Danvasilis, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0)

In Tschechien hat sich die Zahl der der Masern-Fälle im vergangenen wie auch im laufenden Jahr beträchtlich erhöht. Da es sich hierbei um eine hoch ansteckende Infektionskrankheit handelt, hat das Gesundheitsministerium inzwischen reagiert. Ressortchef Adam Vojtěch hat für Klinikpersonal eine landesweite Impfung gegen Masern angeordnet.

Masern  (Foto: Danvasilis,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0)
Im vergangenen Jahr sind in Tschechien 207 Menschen an Masern erkrankt, nahezu die Hälfte der Krankheitsfälle trat dabei in Prag auf. Das laufende Jahr zählt noch keine zwei Monate, die Zahl der Infektionen aber ist schon wieder sehr hoch. Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos):

„Aktuell haben wir im ganzen Land 156 Krankheitsfälle. Am häufigsten tritt die Krankheit in Prag auf, aber auch in den Kreisen Pardubice und Pilsen haben wir viele Patienten. Die Zahlen sind alarmierend, und sollte dieser Trend anhalten, dann werden wir für dieses Jahr um die 1000 Patienten mit Masern haben. Und das würde bedeuten, dass wir uns bereits an der Grenze zu einer Epidemie bewegen.“

Vojtěch hat auf diese Entwicklung reagiert und am Freitag angeordnet, dass sich das Personal in bestimmten Abteilungen staatlicher Krankenhäuser und Unikliniken gegen Masern impfen lassen soll. Das betrifft beispielsweise die Notaufnahme. Für die Kreiskrankenhäuser habe er seine Maßnahme gegenüber den jeweiligen Dienstherren als Empfehlung ausgesprochen, sagte Vojtěch im Tschechischen Fernsehen. Weshalb er diese Anordnung aber überhaupt getroffen habe, geht auf eine negative Erfahrung zurück, schildert der Minister:

Hana Cabrnochová  (Foto: Archiv von Hana Cabrnochová)
„Im vergangenen Jahr hatten wir beispielweise im Krankenhaus des Prager Stadtteils Motol den Fall, dass die Notaufnahme beinahe außer Betrieb war, weil sich das Personal mit Masern angesteckt hatte. Konkret waren es Mitarbeiter des Rettungsdienstes, die dann durch Medizinsoldaten der Armee ersetzt wurden. Ein solche Situation wollen wir diesmal dank der Impfungen vermeiden.“

Fehlende Vorbeugung, besonders bei Kindern, dies ist im Zusammenhang mit dem Auftreten der Masern nun auch wieder ein zentrales Thema. Die Ärztin Hana Cabrnochová ist Mitarbeiterin der Tschechischen Impfgesellschaft. Gegenüber dem Inlandsender des Rundfunks sagte sie:

„Leider werden im Internet Informationen verbreitet, die Eltern eher davon abhalten, ihre Kinder impfen zu lassen. Einer der Gründe dafür ist sehr wahrscheinlich der, dass wir die Angst vor Krankheiten verloren haben. Leider verhalten sich dabei einige wie blinde Passagiere, denn sie vertrauen auf das Verantwortungsbewusstsein der anderen, dass sich die Auslöser von Krankheiten nicht verbreiten werden. Doch gerade jetzt werden wir Zeuge davon, dass die Masern wieder bei uns Einzug halten.“

Gesundheitsminister Vojtěch bestätigt die Meinung der Ärztin:

Illustrationsfoto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
„Heutzutage ist die Bewegung der sogenannten Impfgegner sehr stark. Im Netz tauchen daher viele Pseudoargumente auf, zum Beispiel dass Impfen Autismus verursache und Ähnliches. So etwas wurde nie bewiesen, und dennoch ist es schwer dagegen anzukämpfen. Wir versuchen trotzdem, dies zu wiederlegen. Und unsere Kinderärzte tun ein Maximum dafür, die Eltern von den Vorteilen einer Impfung zu überzeugen.“

In der ehemaligen Tschechoslowakei wurden verpflichtende Impfungen gegen Masern und andere Kinderkrankheiten wie Röteln oder Mumps im Jahr 1969 eingeführt. Damals galt die Faustregel: Wenn zumindest 95 Prozent aller Kinder bis drei Jahre gegen diese Krankheiten geimpft sind, dann können sie sich auch nicht verbreiten. Vor zwei Jahren wurde indes festgestellt, dass nur knapp 84 Prozent aller Jungen und Mädchen geimpft sind. Und eine Trendwende ist bisher noch nicht in Sicht.